Im Berlinale-Wettbewerb, jedoch außer Konkurrenz, hat der britische Regisseur Stephen Daldry („Der Vorleser“) seinen Film „Extrem laut und unglaublich nah“ zusammen mit Max von Sydow und dem lebhaften Jungdarsteller Thomas Horn vorgestellt. Die Co-Stars Tom Hanks und Sandra Bullock ließen sich jedoch nicht blicken.
Im Grunde genommen war die Abwesenheit der Hollywoodstars nicht wirklich relevant, denn auch Daldrys bewegendes Drama wird hauptsächlich von der talentierten Neuentdeckung Thomas Horn getragen – in einer Nebenrolle ist der schwedische Kinoveteran von Sydow zu sehen, für die er dieses Jahr für den Oscar nominiert wurde. Roman und Film handeln von den Anschlägen des 11. September und dessen traumatische Folgen für eine hinterbliebene New Yorker Familie. Selbst zehn Jahre nach den Attentaten läuft die Aufarbeitung zäh, wie Regisseur Daldry bemerkt. „Mich überraschen in dem Zusammenhang immer noch viele Dinge, zum Beispiel, dass es in amerikanischen Schulen nicht auf dem Lehrplan steht. In den USA wachsen Kinder auf, die schlichtweg nicht wissen, was passiert ist, warum es passiert ist und welche Konsequenzen es hatte“, entgegnete er auf der Pressekonferenz. Es war kritisch angemerkt worden, dass es zu wenige Filme über die außenpolitischen Folgen von 9/11 gäbe, was Daldry durchaus genauso sah, jedoch herausstellte, wie wichtig die Aufarbeitung des Traumas auch auf amerikanischer Seite sei. Dabei hat er im Gegensatz zum Roman das Kind als zentrale Figur inszeniert, um einen subjektiven und emotionalen Zugang zu den Ereignissen zu suchen.
Der kleine Thomas Horn konnte mit seiner aufgeweckten Art der Rolle mehr als gerecht werden und zog den meisten Applaus auf sich, besonders als er wortgewandt und gewitzt dem Regisseur die etwas krude Frage einer Journalistin erklärte. Der 13jährige hat die Anschläge auf das World Trade Center nicht in bewusster Erinnerung, weil er noch zu klein war, erklärte jedoch mit erstaunlicher Reife, wie er sich mit Angehörigen und Hinterbliebenen in die Rolle des Oskar Schell emotional hineingearbeitet hatte.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kino galore
European Arthouse Cinema Day 2023 – Festival 11/23
Herbstzeit – Kinozeit
European Arthouse Cinema Day – Festival 11/22
Feministische Gegennarrative
Das Internationale Frauen* Film Fest kehrt zurück ins Kino – Festival 03/22
Beim Filmemachen zugucken
Das 2. Japanese Film Festival – Festival 02/22
Vom Kleinen zum ganz Großen
„Stranger than Fiction“ traut sich was – Festival 02/22
Arthaus-Werbung mit Mehrwert
Der 6. European Arthouse-Cinema Day – Festival 11/21
Vom Kolonialismus zum Postkolonialismus
18. Afrika Film Festival blickt auf Historie und Gegenwart – Festival 09/21
Vor dem Ton
Die Internationalen Stummfilmtage in Bonn – Festival 08/21
Kannste dir nicht ausdenken …
Neue Nachrichten aus einer verrückten Welt – Festival 02/20
Aus weiblicher Perspektive
Internationales Frauenfilmfestival Dortmund/Köln – Festival 04/19
Große Stars und kleine Leute
Außergewöhnliche Biografien bei „Stranger than Fiction“ – Festival 01/18
Mehr Mut
Bei den 31. Teddy Awards auf der Berlinale ging es um Toleranz – Festival 02/17
„Eine wahnsinnige Kinolandschaft“
Verleihung des Preises der Deutschen Filmkritik auf der Berlinale – Festival 02/17
Im Zeichen von Toni Erdmann
NRW-Empfang 2017 im Rahmen der Berlinale – Festival 02/17
Auf ein Neues: Lünen wieder Filmstadt
27. Kinofest Lünen vom 10.-13.11.2016
Auf Abwegen
Berlinale jenseits des Wettbewerbs – Festival 02/16
Jubiläums-Empfang
NRW-Empfang 2016 im Rahmen der Berlinale – Festival 02/16
Ehrenpreis für eine WDR-Legende
Verleihung des Preises der Deutschen Filmkritik auf der Berlinale – Festival 02/16
Kino-Hochburgen
Die regionale Filmszene präsentiert sich auf dem NRW-Kinotag – Festival 11/15
Schwer zu bergende Filmkunstperlen – Kinos bitte melden!
26. Kinofest Lünen vom 12. bis 15. November – Festival 11/15
Bewegter Einstieg
Nachwuchswettbewerb „kurzundschön“ hilft beim Start in die Berufswelt – Festival 10/15
Überraschend modern
Die Internationalen Stummfilmtage Bonn pflegen das frühe Filmerbe – Festival 08/15
Geld regiert die Welt
Das Kölner Filmforum NRW verfolgt den Kreislauf des Geldes – Festival 08/15
Tonangeber
SoundTrack_Cologne kooperiert mit der c/o pop – Festival 08/15