Am 9. Februar ist es mal wieder soweit. Festivaldirektor Dieter Kosslick lädt ein zur 62. Ausgabe der Berliner Filmfestspiele. Aus der Kritik der letzen Jahre - wegen eines zu schwachen Programms - ist er, dank Verlängerung seines Vertrages durch den Bundeskulturbeauftragten, gestärkt hervorgegangen und gelobt Besserung. Ob dies allerdings in seiner Macht liegt, bleibt anzuzweifeln, zumal der harte Winter und die Nähe zur Oscar-Verleihung manchen Star von einem Berlin-Besuch abhalten wird. Da tauscht man ungern die vielen Gala-Dinners in Kalifornien mit einer schneebedingten Rutschpartie auf dem Potsdamer Platz. Das war aber eigentlich schon immer so, weshalb man die Berlinale auch gern ein Arbeitsfestival nannte. Hier stehen die Filme im Vordergrund und nicht der Glamour. Umso peinlicher, wenn erstere dann nicht punkten.
Aber noch sind wir guten Mutes, denn das Line-Up verspricht schon einige Highlights. So eröffnet Benoît Jacquot („Der siebte Himmel“) die Festspiele mit dem französischen Revolutionsdrama "Les Adieux à la reine" (Farewell, My Queen) mit Diane Kruger als Königin Marie Antoinette. Außerdem sind mal wieder Paolo und Vittorio Taviani (Die Nacht von San Lorenzo) mit dabei und stellen ihren Film „Caesar Must Die“ vor.
Harte Kost verspricht indes Brilliante Mendozas „Captive“ mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle. Eine russisch-amerikanische Koproduktion ist Billy Bob Thorntons neuer Film „Jayne Mansfield’s Car“, in dem er selbst auch die Hauptrolle spielt und sich mit alten Haudegen wie Robert Duvall, John Hurt und Kevin Bacon umgibt. Und auch der Chinese Zhang Yimou, dessen Karriere mit „Rotes Kornfeld“ seinerzeit so großartig in Berlin begann und der in letzter Zeit wegen übermäßiger Systemtreue ins Gerede kam, ist dabei und zeigt „The Flowers Of War“. seine Version vom Massaker von Nanking, mit Christian Bale und Atsuro Watabe in den Hauptrollen.
Charlize Theron spielt in Jason Reitmans tragikomischem Film "Young Adult" eine erfolglose Schriftstellerin, die ihrer Jugendliebe wieder begegnet, die britische Schauspielerin Charlotte Rampling gehört zu den Hauptdarstellerinnen in "I, Anna" von Barnaby Southcombe und die amerikanische Schauspielerin Angelina Jolie erzählt in ihrem Regiedebüt "In the Land of Milk and Honey" eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Bosnien-Krieges und ist auch Ehrengast der Charity-Gala "Cinema for Peace".
Aber auch ein paar interessante Dokumentarfilme stehen auf dem Programm: So ist Keanu Reeves ist in Chris Kenneallys "Side by Side" zu sehen. Der Fotograf und Regisseur Anton Corbijn („Control“) kommt mit seinem neuen Dokumentarfilm "Inside Out" nach Berlin und Alison Klaymans Doku "Ai Weiwei: Never Sorry" beschäftigt sich mit dem in seiner Heimat verfolgten chinesischen Künstler und wird wohl den politischen Anspruch der Berlinale untermauern.
Aber auch Deutschland ist mit drei Filmen gut im Wettbewerb vertreten: In Christian Petzolds Bären-Kandidaten "Barbara" spielt neben Ronald Zehrfeld erneut Nina Hoss ("Yella") eine Hauptrolle. Matthias Glasner ("Der freie Wille") ist mit "Gnade" im Rennen, zur Besetzung gehören Jürgen Vogel und Birgit Minichmayr und Hans-Christian Schmid ("Sturm") zeigt "Was bleibt" mit Lars Eidinger und Corinna Harfouch.
Einige Filme starten unmittelbar nach der Berlinale in unseren Kinos, dazu gehören Doris Dörries Liebesfilm "Glück", nach einer Erzählung des Autors und Anwalts Ferdinand von Schirach. Außerdem die außer Konkurrenz laufende Roman-Verfilmung "Extremly loud and incredibly close" von Stephen Daldry („Billy Elliot“, „The Hour“ und „Die Vorleserin“) mit Tom Hanks und Sandra Bullock, sowie der in Berlin gedrehte Thriller "Don – The King Is Back" mit dem indischen Bollywoodstar Shah Rukh Khan. In dem Biopic „The Iron Lady“ feiert Regisseurin Phyllida Lloyds die englische Premierministerin Margret Thatcher als ‚Frau der Tat’ und erwähnt die teilweise verheerenden Auswirkungen ihrer Politik nicht, was derzeit die Briten gegeneinander aufbringt. Nur in einem Punkt sind sie sich einig: Meryl Streep brilliert in der Hauptrolle, weshalb sich die meistnominierte Schauspielerin aller Zeiten Hoffnungen auf ihre 17. Oscar-Nominierung machen darf. Man sieht, es wird Zeit in Berlin den roten Teppich auszurollen, und natürlich ist engels wieder hautnah dabei und wird während und nach der Berlinale berichten.
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