Seit Jahren ist der Staat bemüht, die Quasi-Monopolisten der Branche zu zügeln, ohne für den Verbraucher sichtbaren Erfolg. Dagegen stehen kleine Anbieter und kommunale Stadtwerke, die um ihre Zukunft ringen.
"Der Energiemarkt ist heiß umkämpft. Das merken nicht nur die Verbraucher, sondern auch die kommunalen Stadtwerke, von denen noch rund 800 existieren", sagt Ulrich Rieke, Abteilungsleiter Produktpolitik bei den Wuppertaler Stadtwerken (WSW). Er ist ein ruhiger Mann, der um die herrschenden Marktgesetze weiß. Die WSW versorgen etwa 180.000 Kunden mit Gas, Strom und Wasser. Das ist im Spiel der Giganten wenig. So wenig, dass man Partnerschaften mit anderen Stadtwerken sucht. "Um die Jahrtausendwende liefen bei uns die Verträge mit den großen Energiekonzernen aus. Seitdem kaufen und verkaufen wir den Strom an der Energiebörse, so dass wir immer den marktgünstigen Preis anbieten können. Andere Stadtwerke befinden sich nicht in dieser Lage und sind den Energieriesen ausgeliefert", erklärt Riege. An den Netzkosten könne man nichts ändern, da die Preise vorgegeben werden.
Zwei Kraftwerke gehören zum Bestand der WSW, die auch Fernwärme liefern. Dazu kommt eine kleine Turbine an der Herbringhauser Talsperre. Diese Kapazitäten decken die Hälfte des Wuppertaler Bedarfs. Die andere Hälfte kauft man dazu. "Mit Strom und Gas halten wir 85 Prozent Marktanteil in Wuppertal. Trotzdem müssen wir auf die Anforderungen des Marktes reagieren", erläutert Riege und spricht vom grünen Strom, den man im Angebot habe und den umfassenden Dienstleistungen, die man bereit stellen kann. Überhaupt gehört den regenerativen Energien und guten Ideen die Zukunft. Als Beispiel nennt er das "Contracting", das auch für Privatkunden vorteilhaft ist. Kurz beschrieben sorgen die WSW "kostenlos" für neue Haustechnik. Vergütet wird diese Leistung durch einen erhöhten Verbrauchspreis, der dank der Einsparungen jedoch unter den bisherigen Kosten liegt. Im Gegenzug bindet sich der Kunde langfristig an die WSW. Ökonomen nennen so etwas Win-Win-Situation. "Wir geben natürlich Tipps zum Energiesparen. Zum Beispiel kann man nachts oder an Wochenenden waschen. Dann ist der Strompreis geringer", so der Fachmann, der insgesamt auf eine Dezentralisierung der Stromerzeugung setzt.
Dabei liefern größere Kraftwerke den Basisstrom, während die kleinen Generatoren in Gebäuden die Hauptlast tragen. In Kombination mit Wärmetauschern erreicht man einen höheren Grad der Effizienz, was die Kosten drückt. Rieke spricht jedoch nicht von sinkenden Preisen, vielmehr rechnet er mit einer weltweiten Verteuerung, die zum Sparen zwinge. Ansonsten würde Energie fast unbezahlbar.
Das Gleiche gilt für Gas, das die WSW mittlerweile von zwei Anbietern beziehen. "Zwei Lieferanten sind besser als einer. Wir müssen jedoch die verschiedenen Gaseigenschaften mittels einer Durchmischung auf den gleichen Standard bringen. Das kostet zwar Geld, macht aber auch unabhängiger", gibt Rieke das Stichwort. Die Abhängigkeit von den großen Gasanbietern sei fast ungebrochen. Das Netz befinde sich in ihren Händen und damit könnten die Preise diktiert werden. Im Strombereich hat der Staat dem einen Riegel vorgeschoben. Jedenfalls ansatzweise. "Im Konzert der Konzerne sind wir ein kleines Licht. Indes können wir uns behaupten, weil wir nahe am Kunden sind und Service aus einer Hand anbieten. Das könnte Vorbild für andere Stadtwerke sein, die mit uns zusammenarbeiten. Leider existiert häufig noch ein Kirchturmdenken, das Kooperationen oder Fusionen verhindert", meint Rieke schließlich und vermeidet nähere Ausführungen. Das Thema ist politisch heikel.
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