Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.580 Beiträge zu
3.810 Filmen im Forum

Oftmals phantasielos: Spielplätze in Deutschland
Foto: Jan Schliecker

Das Recht auf Spielen

27. August 2015

Abenteuer- und Naturspielplätze fördern in Dänemark Kreativität und Umweltbewusstsein – Thema 09/15 Weltenkinder

Sandkasten, Schaukel, Rutsche. Vielleicht noch ein Klettergerüst und ein Häuschen. Dazu alles in DIN-Norm. Fertig ist der deutsche Spielplatz. Das Kreativste, was hier passieren kann, sind überdimensionale Sandburgen, solange sie kein Risiko darstellen. In Dänemark sieht dies anders aus. Dort gibt es bereits seit über sechzig Jahren Alternativen, die Kindern einen spielerischen Umgang mit der Natur und ihrer Umgebung ermöglichen: Den Skrammellegeplads und den Skovbørnehave.

Der erste Skrammellegeplads wurde 1943 in Emdrup bei Kopenhagen eröffnet und existiert bis heute. Er ist vergleichbar mit einem Abenteuerspielplatz, auf dem Kinder allerdings mit Holz, Ziegeln, Metall, alten Rohren und sogar ausrangierten Autos hantieren. Einer der Ideengeber, der Gartenarchitekt C. Th. Sørensen, erklärte das Konzept einmal als einen Platz, der Kindern erlaubt, zu erschaffen: „Sie können träumen, sich etwas vorstellen und ihre Fantasie Realität werden lassen, wenigstens in dem Maße, das dem Kind genügt.“

Der Hauptgedanke ist, dass die Kinder betreut werden, aber eigenständig sägen, hämmern und Dämme bauen. Über die Jahre entstanden weitere solcher Plätze, die teilweise um Pflegetiere wie Pferde, Kaninchen und Hühner erweitert wurden, um den Kindern einen artgerechten Umgang mit anderen Lebewesen zu zeigen. Die immer wichtiger werdenden Diskussionen um Sicherheit und Hygiene scheinen in starkem Kontrast zu einem Skrammellegeplads zu stehen. Doch die Erfahrungen in Dänemark haben gezeigt, dass sich die Kinder selten verletzen. Dies liegt mitunter daran, dass sie lernen, mit vermeintlich gefährlichen Werkzeugen und Elementen umzugehen und wissen, wie sie sich anstellen müssen, um alle Finger zu behalten. Der gelegentliche Kratzer gehört zum Lernen dazu.

Ähnliches gilt auch für das Konzept eines Skovbørnehave. Hier wird nicht die Natur in die Stadt geholt, sondern die Kinder in die Natur gebracht. Besonders in den 1960er Jahren, als es in Kopenhagen akuten Mangel an Flächen gab, gewann dieser Institutionstyp an Bedeutung. So wurden außerhalb der Stadt Einrichtungen gebaut, die die ganztägliche Unterbringung der Kinder im Freien ermöglichen. Am Morgen fahren sie mit dem Bus aus der Stadt raus, am Nachmittag geht es zurück. Als Unterschlupf existiert in der Regel eine Hütte, doch ist das eigentliche Ziel, dass die Kinder das Leben im Freien erlernen.

Eine Grundidee ist, dass sie, wenn sie bereits in jungen Jahren ein Grundverständnis für die Natur entwickeln, später aufmerksamer mit ihrer Umgebung umgehen und auf Umweltprobleme reagieren können. Dies führte 1959 auch dazu, dass eine Gruppe PädagogInnen und ArchitektInnen die Dansk Legeplads Selskab (Dänische Spielplatzvereinigung) ins Leben riefen, um betreute Spielplätze zu unterstützen, die Öffentlichkeit zu informieren und den Kindern Orte zu erschaffen, an denen sie experimentieren, ihrer Kreativität freien Lauf lassen und frei sein können.


Aktiv im Thema
www.kiggs-studie.de | Seite der Studie für Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
www.dgaki.de | Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie
www.daab.de | Deutscher Allergie- und Asthmabund e.V. 

Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: trailer-ruhr.de/thema und choices.de/thema

VOGELFREI – Was bedeuten Vögel und industrielle Landschaften für Sie? (Thema im Oktober)
AutorInnen, Infos, Texte, Fotos, Links, Meinungen...
gerne an meinung@engels-kultur.de

Ava Weis

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Eingebrannt in Körper und Seele
Prävention, Täterbestrafung und Opferhilfe haben bei Kindesmissbrauch Priorität – THEMA 12/16 KINDERSEGEN

„Was sie durchmachen mussten, bleibt in den Kindern drin, ihr Leben lang“
Erich Bethe über das Tabuthema Kindesmissbrauch – Thema 12/16 Kindersegen

Volle Nasen, volle Wartezimmer
Allergien sind bei Kindern häufigste Ursache für gesundheitliche Probleme – THEMA 09/15 WELTENKINDER

„Das Immunsystem langweilt sich“
Sonja Lämmel vom Allergie- und Asthmabund über Allergien bei Kindern – Thema 09/15 Weltenkinder

Alles machbar
Wie die Stadtverwaltung und ihre Kitas allergischen Kindern helfen können – Thema 09/15 Weltenkinder

Haben Sie ein Wahlprogramm für Kinder?
Die Kandidaten der OB-Wahlen in Wuppertal antworten

Die Würde des Kindes ist antastbar
Ein Schutz vor Misshandlung von Kindern ist noch immer lückenhaft – THEMA 03/13 SCHUTZBEFOHLEN

„Die Heimerziehung jener Jahre war ein brutales System“
Thomas Swiderek über Geschichte und Gegenwart der Kinderheime – Thema 03/13 Schutzbefohlen

„Migranten brauchen Helfer mit Migrationshintergrund“
Martin Vedder über die besonderen Erziehungsprobleme von Migranten – Thema 03/13 Schutzbefohlen

Der selbst verschuldete Sündenbock
Die Katholische Kirche wollte das Kapitel sexuelle Gewalt abschließen – Thema 03/13 Schutzbefohlen

Unterricht einmal anders
Irmgard Stinzendörfer über Prävention an Schulen – Thema 03/13 Schutzbefohlen

engels-Thema.

HINWEIS