Once Upon A Time… In Hollywood
USA 2019, Laufzeit: 162 Min., FSK 16
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Brad Pitt, Margot Robbie, Al Pacino, Kurt Russell, Michael Madsen
Auch gut ohne...
Matt513 (266), 06.08.2022
Meiner Meinung nach wäre der Film auch gut ohne etliche der darin auftretenden Figuren ausgekommen. Etwa komplett ohne die Geschichte um den von DiCaprio gespielten Rick Dalton. Zu den übrigen Handlungssträngen weist diese wenig Adhäsion auf.
Wobei man eh sagen muß, daß über den Lauf des Films viel in Bilder gesetzt wird, was die Handlung nicht wirklich voranbringt und deshalb ein wenig manieristisch wirkt. Der unspezifische Titel spiegelt dies auch perfekt wider.
Margot Robbie spielt Sharon Tate tadellos, zumindest nach dem, was von Tates Angehörigen dazu zu vernehmen war. Aber hier ähnlich; nämlich daß Tate im Film überhaupt vorkommt, wird einzig für das Setting des Endes benötigt, welches im übrigen dann im Tarantino-Universum brachial in Szene gesetzt wird. Für den Rest des Films ist ihre Präsenz verzichtbar. Und dann haftet ihren opulenten Szenen auf dem Boulevard oder im Playboy Mansion inklusive des Kurzauftritts von Steve McQueen, jener allerdings verblüffend von Damian Lewis verkörpert, einmal mehr der Ruch von Manierismus an.
Einzig Pitts Cliff Booth macht Freude. Jener hat vom Schicksal beruflich und privat reichlich aufs Maul bekommen. Und was hat dies mit ihm gemacht? Er ist ganz bei sich selbst, gleitet im Caddy dahin, ist mit seinem Dasein als Ricks Chauffeur tagsüber sowie nach Feierabend im Wohnwagen bei TV-Berieselung, Dosenbier und Tütenpasta zufrieden. Bei der Reparatur der Dachantenne rekapituliert er, wie er seinen letzten Job als Stuntman losgeworden ist; eben durch seine Haudrauf-Attitüde, die ihm ein ums andere Mal schon quergeschlagen ist. Schmunzelt drüber und sagt sich: Ist nur fair. Der hat sein Fett weg und fragt nicht nach Nachschlag. Der ganze Film diesem gefallenen Charakter gewidmet und dazu dann *dieses Ende*, das hätte was gehabt.
Vielleicht hat Tarantino hier einfach mal alles verarbeiten wollen, was ihm seit längerem schon zum Thema einfiel, ohne daß er in alledem einen wirklichen roten Faden etablieren konnte, weswegen ein Episodenfilm womöglich das bessere Format gewesen wäre.
Was seinem kommenden Werk guttun würde, wäre eine mal wieder wirklich starke, treibende Idee für ein Drehbuch, so etwa vom Kaliber Kill Bill.
Ein filmisches Gemälde
anpet (8), 27.01.2020
Deteilreich und mit langen Sequenzen fäng Tarantino die Endsechziger ein.
Brad und Leo harmonieren als Duo bestens.
Eine herrlicher Seitenhieb auf Bruce Lee und die damals noch nicht groß beachtete asiatische Kampkunst.
Vereint in ihrer Coolness bewegen sich die Protagonisten durch die Szenerie - samt Tarantinos Fußfetisch.
Der gesamt Film ist bis ins letzte Detail stimmig.
Die Kamerafahrten über die schlafende Sharon Tate oder der im Auto dahin cruisende Brad Pitt sind schmerzhaft schön - filmische Gemälde, die man selten sieht.
Obwohl sich eigentlich nicht allzuviel ereignet, nimmt die Spannung unweigerlich zu (man weiß ja, dass auf jeden Fall was passieren muss!) und als es zur Begegnung mit der Mansonfamilie kommt, habe ich geradezu auf die Gewaltexplosion gewartet.
Je länger der Fim dauerte, desto weniger konnte ich mir ausmalen (geschweige denn vorstellen), wie Tarantino seine gewohnten Gewaltexzesse an einer schwangeren Frau ausleben würde.
Zum guten Schluß habe ich mich (wie üblich) hinter meinen Händen versteckt und nur gelinst - die Ohren fest mit den Damen zugedrückt.
Und an dieser Stelle ziehe ich den Hut vor Quentin Tarantino und freue mich über die Liebeserklärung, die er Sharon Tate und Hollywood mit diesm Film gemacht hat.
Schwieriger Fall
Raspa (391), 02.10.2019
So, nun habe ich es doch noch geschafft, den neuen Tarantino zu sehen. Natürlich nicht ganz unvorbereitet, z.B. durch die Beiträge im Forum hier. Und ich muss sagen, dass "mobile" es gleich recht gut getroffen hat, in Bezug auf die Dinge, die er lobt, aber auch auf die gewisse Langatmigkeit, die der Film zweifellos hat. Die ist vermutlich besser zu ertragen, wenn man diese Ära, also die ausgehenden 60er Jahre, selbst erlebt hat und sich an vielem erfreuen kann, was hier so detailversessen gespiegelt wird. Und DiCaprio und Pitt spielen wirklich mit wundervoller Intensität, das muss man auch festhalten. Ob Tarantino allerdings der Richtige ist, um Amerikas Hang zur Gewalt zu analysieren, wie teilweise zu lesen ist, da bin ich mir nicht so sicher. Auch wenn die Gewaltexzesse diesmal nicht so massiv daherkommen wie in anderen seiner jüngsten Filme, so kann man doch kaum bestreiten, dass er eine gewisse Freude daran zu haben scheint, Gewalt in ihrer explizitesten Weise darzustellen. Immerhin war ich dankbar dafür, dass Sharon Tates furchtbares Ende nicht ausführlich ausgemalt wurde. Insgesamt ein Film, den anzusehen sich lohnen kann, aber sicher nicht für jeden Zuschauer.
Lässige Perfektion
bettyb (8), 29.09.2019
Eine Hommage an Hollywood, das Kino selbst und seine Legenden.
Auch ohne großes cineastisches Wissen bin ich beeindruckt von der lässigen Perfektion der Schauspieler, der liebevollen Ausstattung bis in letzte Detail, der Kamera, der wie immer großartigen Musikauswahl, den unzähligen (oft nur erahnten) Anspielungen....aber am beachtlichsten ist doch, wie Tarantino die Morde der Manson-Family (eben nicht) in den Film einbaut und posthum Sharon Tate eine wirkliche Liebeserklärung schickt...GANZ GROSSES KINO!
Ein Tarantino
woelffchen (597), 04.09.2019
Wieder mal ein Tarantino, an dem er lange gearbeitet hat. Aber: Das Ergebnis ist Geschmacksache. Wer auf T. steht, der ist begeistert, wer nicht, sollte zu Hause bleiben, denn T.’s Filme sind anspruchsvoll und keine „Sofa-und-Cola (bzw. Bier)-und-Chips“ Unterhaltung, denn man muß mitdenken. Vorkenntnisse sind nicht nur angebracht, sondern dringend erforderlich, denn sonst werden die 162 Minuten zur öden Quälerei und man versteht nur ‚Bahnhof... Zug abgefahren’. Also: Vorher Kritiken lesen (www.filmdienst.de und www.filmstarts.de) - meine beliebtesten. Für mich bzw. uns gingen die 162 Min. wie im Fluge vorbei (ein gutes Zeichen!) Etwas amerikanische Kulturgeschichte im Kopf zu haben, ist hilfreich. Fazit: Informativ, interessant, spannend und manchmal... eben: Tarantatino = schräg und abgefahren! Demnach: Sehr sehenswert. (Wir haben ihn in O.m.U. gesehen; es gibt ihn aber auch sychronisiert; ist nicht so anstrengend).
Der große Manipulator
Das Auge (335), 01.09.2019
Tarantinos Kunst besteht in diesem Fall darin, eine Fiktion wie eine Dolumentation erscheinen zu lassen. Beiläufig werden die kleinen und großen Eitelkeiten, Ängste, Sehnsüchte, Agressionen, Lieben, Freundschaften und Gemeinheiten verhandelt. Ein ruhiger Erzählfluss mündet in einen Exzess, der zwar einerseits übertrieben erscheint, aber im Grunde die im wirklichen Leben stattfindenden Brutalitäten / (Massen)Morde nur reflektiert.
Getragen wird der Film durch die hervorragend aufgelegte Schauspielerriege, voran natürlich durch das Dream-Team Pitt und DiCaprio, die kongenial das Filmbuissiness mit seinem Druck, seinen Verwerfungen und Loyalitäten, die nur auf Geld beruhen, aufzeigen. Der Film entwickelt eine unheimliche Suspense unter der Sonne Kaliforniens, hinter jedem Lächeln ahnt man die Katastrophe, die sich aus Ehrgeiz, Neid, Angst, Dummheit und falschen Zielen entwickelt. Tarantino folgt nicht Mustern seiner bisherigen Filme, sondern kristalllisiert in linearer Abfolge der Ereignisse ein Ergebnis heraus, das einen nachhaltig gedanklich beschäftigt.
Ein großes Werk eines Meisters auf der Höhe seines Könnens.
Götterdämmerung
observer (198), 22.08.2019
Sorry, das war gar nichts. Drei quälend langweilige Stunden, die rein gar nichts erzählen und außer ein paar Posen nichts zu bieten haben. Beim brutalen Showdown guckt man nur noch kurz auf und denkt: Aha, Film läuft noch. Offensichtlich wird Tarantino müde. Warum er sich ausgerechnet das Jahr 1969 ausgesucht hat und dazu die Manson-Morde missbraucht bleibt schleierhaft. Wegen der gewohnt guten Ausstattung gerade noch 3 von 10 Punkten.
Grandiose Schauspieler, ansonsten nicht mein Fall
mobile (173), 17.08.2019
Zu diesem Film könnte man natürlich nun einen sehr ausführlichen Text schreiben. Ich habe Kritiken gelesen und mich über die Hintergründe informiert, den Fall Manson. Ich will es aber recht kurz halten. Die schauspielerische Leistung ist bis in die Nebenrollen grandios. Gerne habe ich Brad und Leo zugesehen, wie sie cool und doch verletzlich, lustig und ironisch agieren. Man kann richtig eintauchen in das Hollywood der späten 60er Jahre. Kleidung, Frisuren, Musik, Autos, Wohnungseinrichtung, alles mit Liebe zum Detail.
Dennoch habe ich mich in den ersten 2 Stunden gelangweilt, da es keine richtige Handlung gibt, alles plättschert so dahin. Dann kommt das große Massaker, wie zu erwarten war, obwohl anders als vielleicht vermutet. Die letzten Minuten hätte es auch ohne das alles geben können.
Also, nicht mein Fall.
Bin gespannt auf weitere Kommentare...
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