Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
18 19 20 21 22 23 24
25 26 27 28 29 30 1

12.584 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

Lokale Alternative: Bristol Pounds
Foto: Bristol Pound

Scheine mit Mehrwert

29. Oktober 2015

Das Bristol Pound stärkt lokale Wirtschaftskreisläufe – Thema 11/15 Gemeinwohl

In Bristol gingen die Uhren schon immer ein wenig anders. Früher hatte die Großstadt im Südwesten Englands sogar eine eigene Uhrzeit. Heute ist man hier stolz darauf ein wenig „edgy“ zu sein. Eine Stadt mit Ecken und Kanten. Unorthodox und voller Kreativität. Dazu passen die kunterbunten Banknoten, die neuerdings immer häufiger über die Ladentheke gehen: Seit 2011 vereinen Bristol Pounds Lokalpatriotismus und Globalisierungskritik auf einem Geldschein.

„Money that sticks to Bristol“, versprechen die Macher der Lokalwährung: Geld, das in Bristol bleibt. Das ist mehr als ein Spruch. Denn: Im Zeitalter multinationaler Unternehmen fließen die Geldströme häufig weit weg von ihrer realwirtschaftlichen Basis. Enorme Gewinnsummen verschwinden so in Steuerparadiesen und undurchsichtigen Fonds. Die Folge: Eine Gesellschaft, die so effizient und produktiv ist wie niemals zuvor, verteilt ihren Wohlstand in immer weniger Hände. Lohnscheren gehen auseinander. Die soziale Ungerechtigkeit nimmt zu.

Dem soll das Bristol Pound entgegenwirken. Die Mission: Lokale Wirtschaftskreisläufe fördern und regionale Initiativen stärken. In über 800 Geschäften wird die nur in Bristol geltende Währung inzwischen akzeptiert – per Bargeld, Chipkarte oder App. Zwar spiegelt das Bristol Pound nur einen Bruchteil des Wirtschaftslebens in Bristol wieder. Doch die Lokalwährung zeigt: Alternativen zum globalisierten Finanzsystem sind möglich. Dazu gibt es greifbare Erfolge: Bereits jetzt befinden sich auf Bristols Einkaufsstraße mehr inhabergeführte Läden als irgendwo sonst in Großbritannien.

Eine neue Idee ist Regiogeld allerdings nicht. Schon 1931 kam in der österreichischen Kleinstadt Wörgl ein findiger Bürgermeister auf die Idee, dass es noch andere Antworten auf die Weltwirtschaftskrise geben müsse als rigoroses Sparen. Das darauf eingeführte Wörgler Freigeld kurbelte die lokale Wirtschaft dann tatsächlich so erfolgreich an, dass zahlreiche Kommunen das Erfolgsmodell kopieren wollten. Zu viel des Guten: Die österreichische Notenbank fürchtete um ihre Machtstellung und ließ das Wörgler Geld verbieten.

Heute steht Regionalgeld vor anderen Herausforderungen: Das Bristol Pound ist auch deshalb so erfolgreich, weil das Projekt mit EU-Fördergeldern subventioniert wird. Subventionen für die man sich auch im Bergischen Land interessiert. Marc Berghaus, der bereits Erfahrung bei der erfolgreichen Regionalwährung Chiemgauer gesammelt hat, versucht gerade ein ähnliches Projekt in Wuppertal zu initiieren. Eigentlich sind die Rahmenbedingungen gut. Es gibt hier schließlich nicht nur eine lange Tradition von bürgerschaftlichem Engagement und nachhaltigem Wirtschaften sondern auch Think Tanks wie das Wuppertal Institut oder die Utopiastadt. „Allerdings ist die Verwaltung eines Regionalgelds ähnlich aufwendig wie das Betreiben einer Bank“, sagt Berghaus. „Ehrenamtlich ist das kaum zu stemmen.“


Aktiv im Thema
www.test.de/thema/oekofonds
www.christian-felber.at
www.gepa.de

Lesen Sie weitere Artikel
zum Thema auch unter: choices.de/thema und trailer.de/thema

UNGLÄUBIG – Gott ist tot! – daran „glaubte“ schon Nietzsche. Atheisten, Agnostiker und andere Ungläubige: Ein Leben ohne religiöse Sinnressource
(Thema im Dezember)
AutorInnen, Infos, Texte, Fotos, Links, Meinungen...
gerne an meinung@engels-kultur.de

David Fleschen

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Konklave

Lesen Sie dazu auch:

Die Gespenster des Kapitalismus
Das neue Buch der taz-Wirtschaftskorrespondentin Ulrike Herrmann – Literatur 09/16

„Diese Abkommen sind undemokratisch, unsozial, unökologisch“
Alexis Passadakis von Attac über TTIP, CETA und das Klimacamp bei Köln – Spezial 08/16

Keine einfachen Lösungen
Matinee zu „Rum oder Gemüse?“ am 12.6. im Rex – Foyer 06/16

Puzzlestücke einer besseren Welt
Diskussion zum Kinostart von „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ am 2.6. im Rex – Foyer 06/16

Crowdfunding: Geld von Freunden
Tausende Menschen unterstützen soziale Projekte über das Netz – THEMA 02/16 GUTE ZEIT

Genug Gutes zu tun
Zahlreiche Projekte können auf Gut-fuer-Wuppertal.de unterstützt werden – Thema 02/16 Gute Zeit

„Du bist weniger von außen bestimmt“
Helwig Fenner von Mein Grundeinkommen e.V. über das bedingungslose Grundeinkommen – Thema 02/16 Gute Zeit

Kampf der Interessen
Die EU, der zahnlose Steuertiger? – THEMA 01/16 GERECHT STEUERN

„Statt Ehen sollte man Kinder fördern“
Lisa Paus über die Vorteile gerechterer Steuern – Thema 01/16 Gerecht Steuern

Die Null muss stehen
Mit höheren Steuern finanziert Wuppertal den ausgeglichenen Haushalt 2017 – Thema 01/16 Gerecht Steuern

Ein Ansatz von Steuergerechtigkeit
In Schweden haben hohe Steuern und ein starker Sozialstaat Tradition – Thema 01/16 Gerecht Steuern

Markt und Mensch sind träge
Kann eine Gesellschaft funktionieren, wenn ihr oberstes Ziel das Gemeinwohl ist? – THEMA 11/15 GEMEINWOHL

engels-Thema.

Hier erscheint die Aufforderung!