Die Energiewende: Atomwerke ausknipsen, Windräder anwerfen - da fehlt doch noch was? Genau, der clevere und effiziente Umgang mit Strom und Wärme. Dazu gehört, grundsätzlich das Optimum aus den vorhandenen Energiequellen herauszuholen. Ein sehr schönes Beispiel entsteht gerade auf dem „Bergischen Plateau“, ehemals das Gelände des Rangierbahnhofes Wichlinghausen. Dort wird ab dem Herbst eine Heizung für mehr als 70 Reihenhäuser reichen. Und Strom produziert sie obendrein. „Siebzig Häuser bedeuten normal siebzig Brenner, siebzig Pumpen, siebzig jährliche Emissionsmessungen … und so weiter.“ Fritz Thormälen ist anzumerken, dass er die Litanei schon oft aufgesagt hat. „Für jedes gut isolierte Reihenhaus braucht es heute 19 kW Brennerleistung, zusammen also 1330 Kilowatt. Völlig überdimensioniert.“ Thormälen macht eine Kunstpause, bevor er seinen Trumpf aus dem Ärmel holt: „Wir kommen für alle diese Reihenhäuser mit 430 kW hin.“ Die Technik dafür ist eigentlich schon ein alter Hut, heißt „Kraft-Wärme-Kopplung“ und findet sich in Fernwärme-Kraftwerken, wo der heiße Dampf hinter der Strom-Turbine gleich zum Heizen weitergeschickt wird. Thormälens Firma, der Objektversorger OVE in Bad Rothenfelde, hat auch im alten Jahrhundert schon kleinere Einheiten in Kliniken oder Seniorenheime eingebaut – damals, als Stromlieferung noch eine hoheitliche Aufgabe gewesen ist: „Was haben uns die RWE beispielsweise die Hölle heiß gemacht.“
Die Energiezentrale ist kaum größer als eine Garage
Das Wichlinghauser Blockheizkraftwerk (BHKW) geht einen innovativen und leicht veränderten Weg. In seinem Inneren wird vor allem erst einmal Strom erzeugt – den braucht man über das ganze Jahr. Die Abwärme der Erdgas-betriebenen Motoren, wenn man so will, das Kühlwasser, deckt auf kurzem Wege den Grundbedarf der Reihenhaussiedlung an Heizung und Duschwasser ab. Wenn es im Winter dann kalt wird, springt ein zweiter Erdgasbrenner an. Das Grundprinzip der Anlage, sagt der Geschäftsführer, sei eigentlich recht simpel: „Sie müssen sich das BHKW vorstellen wie ein Taxi – es muss einfach lange laufen.“ Mit kleinerer Leistung, dafür 5600 Stunden im Jahr. Weil OVE den Strom direkt an die Häuslebauer-Reihe verkauft, bekommt man dafür einen besseren Preis als die übliche Einspeisevergütung. Umgekehrt zahlen die Hauseigner einen Cent weniger als ihnen der lokale Versorger für die Reststrom-Versorgung berechnet. Das kleine Heizkraftwerk ist nämlich so konzipiert, dass es zwar 100 Prozent Heizbedarf, aber „nur“ 75 Prozent Strombedarf liefert. So muss sich der Betreiber keine Gedanken um Überschussmengen machen, die billig abgegeben werden müssten. Die Energiezentrale ist kaum größer als eine Garage. Zusammen mit Pufferspeicher, Regeltechnik und Fernüberwachung hat die Anlage etwa 200.000 Euro gekostet. Verteilt auf mehr als 70 Reihenhäuser bedeutet das für jeden Bauherrn einen attraktiven Preis. Und der Gewinn für alle: Die Kraft-Wärme-Kopplung kommt mit 40 Prozent geringerem Primärenergie-Verbrauch aus.
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