Norbert Hüttenhölscher leitet beim WSW-Konzern seit Anfang 2010 den Bereich „Neue Energiekonzepte“ und grübelt nicht erst seit den Vorfällen in Fukushima über strategische Lösungen für die saubersten Arten der Stromerzeugung nach: „Um den Atomstrom schrittweise zurückzudrängen, gibt es nicht nur die eine Energiequelle als Allheilmittel. Wir benötigen viele moderne Techniken auf diesem Jahrzehnte dauernden Weg“, verdeutlicht der 57-jährige. Zu den bereits bestehenden Alternativen gehören unter anderem die beiden WSW-Heizkraftwerke an den Standorten Barmen und Elberfeld. Auch der Holzenergiehof im Gewerbegebiet Sonnborn als ungewöhnliches Ökosozialprojekt wird von den Verantwortlichen gerne erwähnt. Ansonsten sind vor allem Windenergie im Bergischen Land, Wasserkraft wie bei der Herbringhauser Talsperre, oder auch Biogasnutzung durch Vergärungsprozesse organischer oder pflanzlicher Abfälle ein ständiges Thema.
„Die Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke haben wir unabhängig der traurigen Ereignisse in Japan skeptisch betrachtet. Denn unserer Meinung nach liegt in einem bunten Strauss von miteinander kombinierbaren Methoden die Zukunft. Zwar ist Photovoltaik in aller Munde, leider ist Strom aus Sonnenlicht noch fünf Mal so kostspielig wie Windenergie“, erläutert Hüttenhölscher, der sich bereits 20 Jahre als Leiter der EnergieAgentur.NRW in Wuppertal mit dem Thema beschäftigte. Mit seinem früheren Arbeitgeber tauscht sich Hüttenhölscher regelmäßig aus wie auch mit der Bergischen Universität, dem Wuppertal Institut oder dem Stadtwerke-Verbund (VKU): „In diesem sensiblen Bereich hilft nur ein ständig aktualisiertes Know-how.“
Für grünen Strom muss ein typischer Durchschnittshaushalt etwa 2,30 Euro im Monat mehr bezahlen
Wenn bei den WSW-Kunden ausschließlich regenerativer Strom zum Einsatz kommen soll, lassen sich sämtliche Tarife auch als so genannte „grüne Variante“ wählen. Dafür muss ein typischer Durchschnittshaushalt etwa 2,30 Euro im Monat mehr bezahlen. Für Hüttenhölscher eine Selbstverständlichkeit: „Wir dürfen uns nichts vormachen: Strom ist wie Kleidung oder Nahrung ein echtes Qualitätsprodukt, das in seiner besseren Ausführung eben seinen Preis hat.“ Derzeit stammt übrigens bei der WSW, die vor kurzem eine Beteiligung an einem Kohlekraftwerksbau in Wilhelmshaven eingegangen ist, etwa die Hälfte der benötigten Strommenge aus eigener Herstellung. Der Rest wird auf dem freien Markt eingekauft.
Dass die konkurrierenden Anbieter in Wuppertal auch nur sporadisch mit erneuerbaren Energien arbeiten, lässt sich laut dem diplomierten Physiker nicht verhindern: „Wir müssen als Betreiber unser Netz diskriminierungsfrei zur Verfügung stellen und die Haushalte mit deren Strom speisen - egal welcher Herkunft.“ Auf die dauerhaften Rufe nach einer Energiewende wird die WSW in den kommenden Wochen mit einer Marketing-Offensive reagieren. Hüttenhölscher: „Einige Aktionen sind geplant, die unsere Kompetenz gerade auch als regenerativer Stromerzeuger unterstreichen sollen.“
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
70 Reihenhäuser – nur eine Heizung
Auf dem „Bergischen Plateau“ kommen Strom und Wärme aus einer Quelle - Thema 05/11 Energiewende
„1000 Jahre keine Geschäfte mehr machen“
Peter Vorsteher über kommunalpolitische Konsequenzen aus Fukushima - Thema 05/11 Energiewende
„Frau Merkel hat noch nicht angerufen“
Manfred Fischedick über Atomausstieg und Klimaschutz - Thema 05/11 Energiewende
Energiewende: Bitte umsteigen!
Der Schlüssel für eine ökologische Energiewende ist die Stärkung regionaler Strukturen - THEMA 05/11 ENERGIEWENDE
Gegen welche Regel?
Intro – Flucht und Segen
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 1: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
„Es braucht Kümmerer-Strukturen auf kommunaler Ebene“
Teil 1: Interview – Soziologe Michael Sauer über Migration und Arbeitsmarktpolitik
Ankommen auch im Beruf
Teil 1: Lokale Initiativen – Bildungsangebote für Geflüchtete und Zugewanderte bei der GESA
Rassismus kostet Wohlstand
Teil 2: Leitartikel – Die Bundesrepublik braucht mehr statt weniger Zuwanderung
„Ein Überbietungswettbewerb zwischen den EU-Staaten“
Teil 2: Interview – Migrationsforscherin Leonie Jantzer über Migration, Flucht und die EU-Asylreform
Ein neues Leben aufbauen
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein Mosaik Köln Mülheim e.V. arbeitet mit und für Geflüchtete
Schulenbremse
Teil 3: Leitartikel – Was die Krise des Bildungssystems mit Migration zu tun hat
„Die Kategorie Migrationshintergrund hat Macht“
Teil 3: Interview – Migrationsforscher Simon Moses Schleimer über gesellschaftliche Integration in der Schule
Bildung für Benachteiligte
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe in Bochum
Das Recht jedes Menschen
Die Flüchtlings-NGO Aditus Foundation auf Malta – Europa-Vorbild Malta
German Obstacle
Hindernislauf zur deutschen Staatsbürgerschaft – Glosse
Weihnachtswarnung
Intro – Erinnerte Zukunft
Glücklich erinnert
Teil 1: Leitartikel – Wir brauchen Erinnerungen, um gut zu leben und gut zusammenzuleben
„Erinnerung ist anfällig für Verzerrungen“
Teil 1: Interview – Psychologe Lars Schwabe über unseren Blick auf Vergangenheit und Gegenwart
Zivilcourage altert nicht
Teil 1: Lokale Initiativen – Der Verein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen im Wuppertal
Aus Alt mach Neu
Teil 2: Leitartikel – (Pop-)Kultur als Spiel mit Vergangenheit und Gegenwart
„Früher war Einkaufen ein sozialer Anlass“
Teil 2: Interview – Wirtschaftspsychologe Christian Fichter über Konsum und Nostalgie
Spenden ohne Umweg
Teil 2: Lokale Initiativen – Das Netzwerk 2. Hand Köln organisiert Sachspenden vor Ort
Nostalgie ist kein Zukunftskonzept
Teil 3: Leitartikel – Die Politik Ludwig Erhards taugt nicht, um gegenwärtige Krisen zu bewältigen
„Nostalgie verschafft uns eine Atempause“
Teil 3: Interview – Medienpsychologe Tim Wulf über Nostalgie und Politik