Denkt der jazzaffine Bürger an die Zukunft des Jazz und seine jungen Künstler, so tritt in Deutschland zunächst das BuJazzO vor das innere Ohr, ein prominentes Ensemble, das besonders durch seinen langjährigen Künstlerischen Leiter Peter Herbolzheimer große Beachtung fand. Viel näher und zusätzlich älter ist eine ähnliche Institution, die heuer vor genau vier Jahrzehnten auf Landesebene gegründet wurde: Das JugendJazzOrchester NRW feiert 40. Geburtstag.
In Dortmund, Essen, Köln, Hamm und zuletzt in Münster hat diese junge Big Band bereits live gezeigt, wie die zukünftige Jazzelite ein zeitgemäß sehr buntes Spektrum bedienen kann. Ende Juli treffen sie bei der Koblenzer Jazznacht auf das BuJazzO zum freundschaftlichen Kräftemessen. Der Battle, eine Schlacht zwischen Bands oder Solisten, war im Großen wie im Kleinen stets ein Höhepunkt jazziger Spektakel. Bei der Existenz eines solchen Orchesters drehen sich die ersten Schlachten stets um Startfinanzierung und Unterhalt.
Um den Jazz bereits bei jungen Talenten zu fördern, richtete das Land mit Unterstützung durch den damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau dieses bis dahin einmalige und einzigartige Ensemble ein. Als Botschafter einer vorbildlichen Kultur- und Jugendarbeit avancierte die Big Band rasch zum internationalen Reiseorchester, bis heute fuhren die mittlerweile rund 500 durchgereichten und dadurch gereiften Jungjazzer nach Weißrussland, in die ehemalige Sowjetunion, in die Türkei, nach Indien, China und Korea, nach Afrika, Nord-, Mittel- und Südamerika, in die Karibik, nach Australien und Neuseeland. Die 38 Reisen prägten die vergangenen vier Dekaden sehr nachhaltig, die internationale Präsenz und die damit verbundenen Abenteuer erhöhen die Attraktivität einer solchen Band und steigern bei den Musikern erheblich den Wunsch, in einem solchen Kader mitzuwirken. 2015 standen mehrere Konzerte in den Metropolen Englands auf dem Programm, natürlich auch in London.
Immer wieder greift das Orchester für ihre Projekte und Konzerte auf Gäste aus dem Club der ehemaligen Mitstreiter zurück, die – auch dank dieses tollen Sprungbretts – sich im Markt als Jazzmusiker etablieren konnten und teilweise Stars ihrer Generation wurden: Wahnsinns-Trompeter Markus Stockhausen, WDR-Saxophonheroe Paul Heller oder der Gitarrist Bruno Müller (ehemals Mezzoforte) kehren immer wieder gern zurück.
Statt einer zentralen künstlerischen Leitstelle steht dieser Band ein Leitungsteam vor, das völlig heterogen angelegt ist und deshalb eine unwahrscheinlich große stilistische Bandbreite abgreift. Die 12. CD mit dem Titel „triangle“ ist ganz frisch erschienen, Informationen über die Leistungsfähigkeit des Orchesters von 1975 bis heute erteilt am besten der ebenfalls aktuell gemischte Sampler „Best of 40 Jahre JJONRW“ – ein Orchester im Wandel der Generationen, immer aktuell, ewig jung.
CDs erhältlich bei www.jjonrw.de / jjonrw@t-online.de
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