POLITIK-LABOR – Ein Thema, drei Schwerpunkte: Aufmacher, Interviews, Europa-Artikel, Glosse und Lokaltexte aus Köln, Wuppertal und dem Ruhrgebiet
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Flucht und Segen / Auf dem Weg ins Traum(a)land
Intro (Link zur Langfassung)
Dass Menschen sich aufmachen, in einem anderen Land zu leben, erscheint weiten Teilen der Bevölkerung als das Problem der Gegenwart – als etwas, das es zu begrenzen gelte, zu beenden oder gar rückgängig zu machen. Dabei dürfte nur wenig so selbstverständlich sein, wie das Bemühen, das eigene Leben an einem guten oder einem besseren Ort zu verbringen. In so gut wie jeder Gesellschaft leben Menschen, die „nicht von hier“ sind, „anders aussehen“, „ihre Kultur mitbringen“, „willkommen geheißen“ werden, „sich angepasst“ haben, „nie angekommen sind“, „die Gesellschaft bereichern“, „die Mehrheit verachten“, „nicht weiter auffallen“ oder eine „Gefahr darstellen“. So selbstverständlich all das ist, seit es überhaupt menschliche Gesellschaften gibt, so unsicher gehen viele Gesellschaften damit um – eine besorgniserregende Aussicht. Was braucht es, um Konflikte, Gefahren und Überforderungen nicht zu leugnen, die eigene Verantwortung anzuerkennen und Chancen wahrzunehmen?
Flucht und Segen / Auf dem Weg ins Traum(a)land
Teil 1: Ausbildung und Arbeit
Facharbeiter aus dem Ausland gelten als die einzige Lösung für das „demographische Problem“ Deutschlands, für Industrie, Pflege und nicht zuletzt Rente. Dem entsprechen allerdings keine staatlichen Maßnahmen, die verbindlich und transparent Wege aufzeigen. Im Gegenteil, auch nach abgeschlossener Ausbildung und der Aufnahme einer Arbeit sehen sich „ausländische Arbeitskräfte“ durchaus bürokratischer Schikane oder Geduldsproben ausgesetzt und geraten damit auch im Alltag immer wieder unter Druck (Geschäftsfähigkeit, Kontoführung, Aufenthaltsstatus). Ganze Regionen Deutschlands haben sich indes den Ruf erworben, für „Ausländer“ ein riskanter Lebensort zu sein, was für ansässige Firmen die Herausforderung erschweren kann, Personal zu finden. Wenn eine Arbeit zu haben eine der Grundvoraussetzungen ist, sich gesellschaftlich zu integrieren – warum mangelt es dann so sehr an entsprechenden Strukturen?
Flucht und Segen / Auf dem Weg ins Traum(a)land
Teil 2: Aufbruch und Ankunft
Armut, Krieg, Terror, Verfolgung oder Umweltkatastrophen zwingen Menschen, ihr Zuhause zu verlassen. Andere erhoffen sich ‚nur‘ bessere Bildungs-, Berufs- oder Karrierechancen. Manche Länder unterscheiden Flucht und Migration. Die EU zeigt sich mit der – zeitweise drastisch – erhöhten Ankunft von Menschen überfordert oder unwillig, Mechanismen zu etablieren, die Menschenrechte und Länderinteressen berücksichtigen. Seit 2014 sollen rund 30.000 Menschen alleine im Mittelmeer ums Leben gekommen sein. Die „Bekämpfung von Fluchtursachen“ erweist sich als Willensbekundung. Indes dient die „Flüchtlingskrise“ auch für innenpolitische Manöver, die Verteilungsängste und Fremdenfeindlichkeit anheizen und auch auf berechtigte Sorgen um die Sicherheit (Kriminalität, Kriegstraumata, Extremismus …) vielfach nur exemplarisch oder symbolisch reagieren, statt institutionelle Ressourcen und Verfahren zu differenzieren und zu stärken.
Flucht und Segen / Auf dem Weg ins Traum(a)land
Teil 3: Erziehung und Bildung
Die Überforderung von Schulen (und Kitas) wird im öffentlichen Gespräch mit der Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten in Verbindung gebracht, „Brennpunktschulen“ gehen durch die Nachrichten. Die deutsche Bildungskrise ist indes älter und vielfach offiziell belegt, bspw. durch die Pisa-Studie. Dass Schulen mit der hinzugekommenen Herausforderung umso mehr an ihre Grenzen kommen, liegt auf der Hand, zumal, wenn weiterhin nicht in Personal oder Infrastruktur investiert wird. Auf der Hand liegt auch, dass die für Deutschland vielfach bescheinigte Bildungsungerechtigkeit (nach Kontostand des Elternhauses) so verschärft wird: Die neu hinzugekommenen Kinder leiden zusätzlich unter mangelnden Sprachkenntnissen. Was braucht es, um im prägenden Ort Schule die Grundlagen für ein gutes Zusammenleben in der vielfältigen Gesellschaft zu schaffen? Welche Risiken schafft die Gesellschaft, indem sie diese Grundlagenarbeit vernachlässigt?
Flucht und Segen / Auf dem Weg ins Traum(a)land
Teil 4: Die Flüchtlings-NGO Aditus Foundation – Europa-Vorbild: Malta
Im Jahr 2011 gründete der Rechtsanwalt Neil Falzon die Nichtregierungsorganisation (NGO) Aditus Foundation. Sie setzt sich für Menschen auf der Flucht ein und hilft ihnen mit juristischer Expertise. Das Aditus-Team besteht heute überwiegend aus Anwält:innen, die Schutzsuchende vor nationalen und internationalen Gerichten vertreten. Dabei machen sie Menschenrechtsverstöße öffentlich und setzen sich für ein menschenwürdiges Aufnahmesystem auf Malta ein. Die Arbeit vor Ort verknüpfen sie mit Forderungen an EU-Einrichtungen oder an die Vereinten Nationen. Sie entwickeln über die Rechtsberatung hinaus Kampagnen und schulen Menschenrechtsaktivisten und Anwälte. Maltas restriktiver Kurs gegen Flüchtlinge bewegt sich laut Kritikern am Rand der Legalität. Falzon und Aditus setzen hier mit Nachdruck an und erinnern an den Wertekodex, zu dem sich die Europäische Gemeinschaft bekennt. In diesem Jahr ist Aditus mit dem Pro-Asyl-Menschenrechtspreis ausgezeichnet worden.
Flucht und Segen / Auf dem Weg ins Traum(a)land
Teil 5: Glosse – Hindernislauf zur deutschen Staatsbürgerschaft
Es ist die größte Show seit dem Abstieg des linearen Fernsehens in die Bedeutungslosigkeit: German Obstacle – der härteste Parcours Europas. Auf der einen Seite, hier in Deutschland, suchen wir dringend nach Fachkräften und Menschen, die die Rente einer überalterten Gesellschaft zahlen. Auf der anderen Seite drängen Krieg, Klima und Kummer immer mehr Menschen aus ihren Heimatländern. Politik, Branchen- und Berufsverbände und die Gesellschaft haben sich zusammengetan, um den Weg der Bewerber zu einem vollwertigen Bürger so hart wie möglich zu gestalten. „Ninja Warrior“ kann einpacken – hier kommt „German Obstacle“! Am Anfang stehen die Trainingscamps. Seien es die Arbeitslosigkeits-Askese-Aktionen, Minenfeld-Hüpfspiele oder religiöse Verfolg… religiöses Fangenspielen, jeder Teilnehmer bereitet sich auf seine Weise vor.
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Intro – Flucht und Segen
Zum Schlafen und Essen verdammt
Teil 1: Leitartikel – Deutschlands restriktiver Umgang mit ausländischen Arbeitskräften schadet dem Land
„Es braucht Kümmerer-Strukturen auf kommunaler Ebene“
Teil 1: Interview – Soziologe Michael Sauer über Migration und Arbeitsmarktpolitik
Ankommen auch im Beruf
Teil 1: Lokale Initiativen – Bildungsangebote für Geflüchtete und Zugewanderte bei der GESA
Rassismus kostet Wohlstand
Teil 2: Leitartikel – Die Bundesrepublik braucht mehr statt weniger Zuwanderung
„Ein Überbietungswettbewerb zwischen den EU-Staaten“
Teil 2: Interview – Migrationsforscherin Leonie Jantzer über Migration, Flucht und die EU-Asylreform
Ein neues Leben aufbauen
Teil 2: Lokale Initiativen – Der Verein Mosaik Köln Mülheim e.V. arbeitet mit und für Geflüchtete
Schulenbremse
Teil 3: Leitartikel – Was die Krise des Bildungssystems mit Migration zu tun hat
„Die Kategorie Migrationshintergrund hat Macht“
Teil 3: Interview – Migrationsforscher Simon Moses Schleimer über gesellschaftliche Integration in der Schule
Bildung für Benachteiligte
Teil 3: Lokale Initiativen – Der Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe in Bochum
Das Recht jedes Menschen
Die Flüchtlings-NGO Aditus Foundation auf Malta – Europa-Vorbild Malta
German Obstacle
Hindernislauf zur deutschen Staatsbürgerschaft – Glosse