Fran und Flora improvisieren. Flora liefert den Grundton auf der Geige, während Fran mit geschlossenen Augen über die Saiten ihres Cellos fährt, dabei sehr arabeske Verzierungen über die wenigen Grundtöne ausgießt. Das ist natürlich Musik pur, eingebettet in die herrliche Akustik der Bleckkirche in Gelsenkirchen. Sie haben sich der osteuropäischen Musik verschrieben, dabei natürlich auch dem Klezmer. Und deshalb passen sie als Geheimtipp aus London sehr gut in das Konzept der diesjährigen Klezmer.Welten.
„Jede Volksmusik ist schön, aber von der jüdischen muss ich sagen: Sie ist einzigartig! Sie ist so facettenreich, kann fröhlich erscheinen und in Wirklichkeit tief tragisch sein. Fast immer ist es ein Lachen durch Tränen.“ Diese treffliche Charakterisierung stammt von Dmitrij Schostakowitsch, einem Komponisten, der vom ausgelassenen Walzer bis zur triumphal-nationalen Chorsinfonie alle Gefühlswelten bedienen konnte – und auch immer die Möglichkeit ließ, hinter martialischem Pomp ironische Zwischentöne zu erhaschen. So schwingen auch im Klezmer die berühmten „Schluchzer“ zwischen Moll und Dur, zwischen Trauer und Ekstase.
Ein Workshop in der zweiten Herbstferienhälfte akzentuiert wie gewohnt das ganz aktive Mitmachen der Musikfans und richtet sich an die ganze Familie. Das Programm in dieser Woche ist stramm, Tonleitern und Spielweisen müssen erarbeitet werden. Auch das Instrumentarium wirkt exotisch und entstammt diesmal der osmanischen oder nahöstlichen Tradition mit Santur und Oud. Das daraus resultierende Dozenten- und Studenten-Orchester gestaltet das gemeinsame Abschlusskonzert (27.10.) in der Glashalle im Schloss Horst.
Mitgetanzt wird traditionell ebenfalls im Schloss (23.10.), da spielen erfahrene Musiker die ursprünglich als Tanzmusik konzipierte jiddische Festmusik. Professionelle Anleitungen für die Tanzfiguren werden vermittelt, eventuell fehlende Tanzpartner finden sich vor Ort.
Die offiziellen Konzerte eröffnet Daniel Kahn, der erst im Frühjahr in der berühmten Carnegie Hall in New York aufgetreten ist. Aus Berlin kommt Karsten Troyke (am 31.10.) mit Liedern aus den jüdischen Kabaretts, und direkt aus New York stammen die Klezmer-Superstars „The Klezmatics“ (10.11.). Den Schlusspunkt (21.11.) setzen jiddische Lieder mit Sveta Kundish, eindrucksvoll im Gleichschritt mit dem seufzenden Atem des Akkordeons.
Klezmer.Welten | 19.10. - 21.11. | Gelsenkirchen | 0209 169 61 59
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