Die erste Cologne Guitar Night ist etwas ganz Besonderes: Im Land der Schubladendenker wird auf diesem Fest völlig interdisziplinär alles mobilisiert, was irgendwie eine Saite attackiert. Über alle Genres und Nationalitäten hinweg werden hier Freunde der Gitarre angesprochen, Leute, die auch über den Tellerrand ihrer Spezialvorlieben sich für die Möglichkeiten interessieren, was alles auf rund sechs Saiten möglich ist. Die in dieser Hinsicht breit aufgestellte Rheinische Musikschule und die ebenfalls stilistisch offene Bühne im Alten Pfandhaus haben sich für diese Aktion für ein Wochenende verabredet.
Den Auftakt leistet Arndt Sprung, der auch die Gitarrenlehrer der Rheinischen Musikschule koordiniert. In seinem Trio treffen sich bereits Latin, Jazz und Klassik im Akustik-Trio aus zwei Gitarren und Perkussion. Wulfin Lieske verbindet seine Solo-Bach-Interpretation mit eigenen Kompositionen. Sein Credo: „Ich glaube an Intuition!“ Deshalb befreit sich der bekannte Barock-Instrumentalist hin zur Improvisation – auf seinem herrlichen Instrument aus dem Jahre 1856.
Im Duett begegnet der Multikulti-Pianist Martin Kübert dem Sitar-Spieler Hindol Dep, der die klassische Hindustani-Tradition immer wieder in Crossover-Projekte einbringt. Musik aus Venezuela präsentiert Jhon Jimenez. Er verspricht eine genussvolle Reise voller Kontraste, garniert mit südamerikanischem Temperament. Rock importiert Victor Smolski, ein un deutschland lebender Weißrusse und Gitarrist von Rage, Almanac und dem Lingua Mortis Orchestra.
„Classic Oriental“ nennt der Grieche Sotiris Malasiotis seinen polyglotten Stil zur Kaffee-Zeit an Tag 2, und er mag alles, „was Saiten zum Zupfen hat“. Mit „Romantico Italiano“ lockt Luciano Marziali. Sein Vater hat sein wunderbares Saiteninstrument mit eigenen Händen geschaffen, Sohn Luciano singt darauf Donizettis und Terzis leidenschaftliche Melodien. „Anatolian Fusion“ verschmilzt Orient und Oxident, Umut Yilmaz entstammt der türkisch alevitischen Musikkultur. Neue Stücke gewinnt Goran Krivokapic durch Transkription von bereits bekannten Stücken aus Barock und Klassik, die nicht für Gitarre komponiert wurden. Der Virtuose aus Montenegro hat zahlreiche Preise erhalten und Wettbewerbe für sich entscheiden können.
Als typischer Vertreter der rheinischen Szene gilt Paul Shigihara, in Tokio geboren, seit Jahren aktives Mitglied der WDR Big Band in Köln. Er bietet im Resümee dieses sagenhaft bunten Programms „Jazz & More“, was bei diesem Tausendsassa der Stahl- und Darmsaite alles bedeuten kann. Nur eines ist sicher: Shigihara garantiert ein hochwertiges Finale.
Cologne Guitar Night | Sa 4.6. 19 Uhr, So 5.6. 16 Uhr | Altes Pfandhaus | www.cologneguitarnight.de
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