Die Nordbahntrasse in Wuppertal ist ein autofreier Verkehrsweg, der sich über die Jahre zu einem Ort der Begegnung für die Bürger entwickelt hat. Im Gegensatz zu dem bei modernen Romantikern ein „San Francisco-Feeling“ erweckenden steigungsreichen Vierteln eignet sich die Trasse wohl auch zum Fahrradfahren, gut 20 Kilometer zieht sich diese einstige Lockstrecke hin. Deshalb bindet jetzt das Festival Viertelklang auch Mietfahrräder in das Konzept ein, einen Abschnitt dieser attraktiven und lebendigen Strecke nun mit dem etablierten Musikfest zu erleben und an einem Sommerabend 14 Locations mit 28 Events erreichen zu können. Das Festival, das sich bisher auf einzelne Viertel diverser bergischer Städte konzentrierte, geht mit dieser gestreckten Novität in die 5. Runde – ein junges Jubiläum also.
Das Konzept erinnert sowohl an bewährte Festivals, die Regionen und ihre attraktiven Spielorte herausstellen, als auch an die berüchtigten Musiknächte, die auf regionale Kulturstärken setzen und zeitlich fokussiert präsentieren. Denn im Verbund mit dem Wuppertaler Event greift die Gesamtinitiative „Viertelklang Festival“ weiter in die bergische Region: Drei Festspiel-Abende folgen im Spätsommer bis Herbst in Velbert-Langenberg (4.9.), im knuffigen Solingen-Burg (26.9.) und zum wiederholten Mal in Remscheid-Lennep (17.10.).
Der Ticketerwerb für die Wuppertaler Nacht berechtigt zum Besuch von vier Konzerten, die jeweils rund eine halbe Stunde andauern und deshalb genügend Wander- oder Radelzeit zum Stationswechsel einräumen. Ein Schwätzchen mit Freunden und Bekannten gehört ebenfalls zum geplanten Programm. Wenn manche Lokalität überfüllt sein sollte – das könnte passieren, denn das Fest trifft auf großes Interesse –, bleibt Zeit für eine zweite Wahl. Und das Angebot wirkt ja in dieser Tapas-Präsentation gewaltig – hier wird klingende Kultur in außergewöhnlicher Breite und Exotik angereicht.
Einen optimalen Startpunkt sucht der Kulturfreund am besten im Westen oder im Osten, oder er stürzt sich mitten hinein ins Geschehen. Die Spielorte besitzen klingende Namen wie Tanztunnel, Weinquelle Hornig oder Utopiastadt. Diverse Bahnhöfe reihen sich auf in der Reihe unvertrauter Bühnen, Stellwerk trifft Tanzwerk, Atelier auf Thomaskirche. Dabei lässt sich von der Location nicht unbedingt auf das Programm schließen: „Thomaskirche, zieh‘ dich warm an“, verkünden vorab Dörte aus Heckinghausen und Alexander Löwenherz, die musikalische Liebeserklärungen an Wuppertal und andere Stimmungslieder aus ihrer „Barmer Küchenoper“ diesmal ambulant verabreichen. Solches Entertainment trifft im Ottenbrucher Bahnhof auf Worte des Dadaisten Hans Arp und Klänge des Ensembles Partita Radicale, im Atelier Barczat auf ein Quartett der Wuppertaler Sinfoniker und auf der Hebebühne ein Elektrik-Duo mit dem Sänger Uli Wewelsiep; bunteste Improvisationen auf kurzer Trasse.
Viertelklang-Auftakt: Wuppertal, Nordbahntrasse | Sa 22.8. 19 Uhr | www.viertelklang.de
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