** AKTUELL 28.6.: Die nächsten Konzerte von Carla Bley wurden krankheitsbedingt abgesagt. Saxophonist Andy Sheppard kommt allerdings trotzdem nach Köln und spielt mit dem norwegischen Espen Eriksen Trio, mit dem er nach gemeinsamen Touren im Mai die CD „Perfectly Unhappy“ veröffentlicht hat. Für die Kompositionen des Pianisten Espen Eriksen gilt das Motto: „Weniger ist mehr“, und sie entfalten eine ähnliche Melancholie wie die das aktuelle Werk von Carla Bley, von der bei dem exklusiven Auftritt ebenfalls Stücke gespielt werden. **
Jazz in Festivalform war in Köln bisher nur von kurzer Lebensdauer. Löbliche Ausnahme bietet da der Winter Jazz, eine Adaption aus New York, ein Neujahrsgruß für die Jazzfans. Aktuell werden Freie Szene und Clubs sensationell von Zuschüssen und Spezialetats bestrichen, politisch gezählt Kleckerbeträge, aber für die Idealisten an der freien Musikbasis Manna nach kargen Zeiten. Ganz besonders gut steht es um die Finanzen im Kölner Stadtgarten, der als „Das europäische Zentrum für Jazz und Aktuelle Musik“ dank einer festen Budgetierung beinahe wie eine städtische Spielstätte sogar in die Zukunft planen kann. Das heißt nicht, dass für spontane Aktionen keine Luft bliebe: Mit dem originell betitelten Festival „Summer Jazz“ nutzen die Macher um Reiner Michalke die Gelegenheit, drei passende internationale Bands auf Europa-Tour zu einem dreitägigen Event in Köln zu bündeln: Direkt nach dem Besten, was internationaler Fußball heute zu bieten hat, schließt sich jetzt „das Beste, was Jazz heute zu bieten hat“, nahtlos an.
Gemeinsam mit dem WDR, der mit dem Jazzpreis und der eigenen Big Band für diese „Nischenkultur“ steht, bringen die Veranstalter u.a. eine Legende der amerikanischen Avantgarde auf die Bühne. Carla Bley, die Grande Dame der Improvisierten Musik, die als „Zigaretten-Girl“ im Jazzclub Birdland den Pianisten Paul Bley kennenlernte und – damals um die zwanzig – 1957 heiratete, hat in ihrer langen Karriere viele talentierte Musiker an sich binden können. Sie hat sogar eine preisgekrönte Jazzoper komponiert. Und ihre Big Band, mit der sie regelmäßig in Köln oder beim Moersfestival zu hören war, bot orchestralen Sound und hitzige Soli.
2018 wurde die Musikerin zum Mitglied der „American Academy of Arts and Siences“ erkoren, eine Ehrung, die auch Barack Obama zu Teil wurde. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert spielt sie Kammerjazz mit dem englischen Saxophonisten Andy Sheppard und ihrem heutigen Lebenspartner Steve Swallow am Bass. Sie selbst drückt die Klaviertasten, wie sie es u.a. von ihrem Vater, einem Klavierlehrer und Organisten, einst in Oakland/California gelernt hat. Es ist aber weniger die Pianistin Bley, die für Furore sorgt, sondern die humorvolle und überraschend innovative Komponistin. Sie ist ein über Jahrzehnte konstantes „Enfant terrible“ der zeitgenössischen Jazzszene.
Das kleine Fest eröffnet das Trio „Bad Plus“ (16.7.), die ganz aktuell mit einem neuen Pianisten aufwarten. Neben Bassist Reid Anderson und Schlagzeuger Dave King bedient Orrin Evans den Flügel, wenn das klassische Klaviertrio ihren Sound auf Rockpegel verstärkt oder auf Pop-Titeln surft.
Gegen „Endangered Blood“ (20.7.) gründete sich die Truppe gestandener Jazzmusiker aus dem experimentellen Bereich, bei dem die Rhythmusgruppe von Bassist Trevor Dunn und dem Drummer Jim Black ungewohnte Heizgrade erzeugt, um die hochintensiven und technisch versierten Klangexperimente der beiden Holzbläser Oscar Noriega und Chris Speed am Köcheln zu halten – und beim Tenoristen Speed bleibt der Name Programm.
Summer Jazz 2018 | 16., 17., 20.7. 20 Uhr | Stadtgarten, Köln | 0221 28 01
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