Die Zeiten der von Männern beherrschten Orchesterlandschaft sind vorüber, auch die Berliner und Wiener beherbergen Philharmonikerinnen an den meisten Pulten. Selbst als typisch männlich geltende Instrumente wie Pauke oder Kontrabass werden oft – vom Publikum dann besonders gefeiert – von Damen bedient, auch im knallharten Blechgeschäft mischen Musikerinnen mit Hörnern, Trompeten und Posaunen kräftig mit – nur an der Tuba, dem Instrument des Jahres 2024, eher selten. Auch noch weniger stark drängen Dirigentinnen in die erste Reihe, sie sind aber sicher so stark gefragt wie nie zuvor.
Das Deutsche Sinfonieorchester Berlin entschied für die aktuelle Saison, kein einziges Konzert ohne ein Werk einer Komponistin aufzusetzen – da gehen leicht die Werke aus. Schlüssiger wirkt der Plan der Bochumer Symphoniker, eine sonntägliche Matinée in die preisgekrönten Hände eines Damenduos zu legen: Die Dirigentin Gemma New führt Tänze von Manuel de Falla und Leonard Bernstein auf, die Saxophonistin Asya Fateyeva spielt in Alt- und Sopranlage Glazunov und Villa-Lobos.
Die junge Instrumentalistin, die auf der Krim aufgewachsen ist, war nach dem Ortswechsel nach Hamburg überrascht, welch beschränkte Funktion dem Saxophon als Jazz- und Unterhaltungsmusik-Instrument zugeschrieben wurde. Um das klassische Saxophon zu lernen, studierte sie in Köln, Paris und Lyon. Mittlerweile hat sie verschiedene internationale Preise abgeräumt, immer mit der Anmerkung, dass nicht nur das technische Können, sondern auch die selbstverständliche und natürliche Präsentation ihres Instruments eine außergewöhnliche Kraft und Überzeugung trägt. Asya liebt ihr Saxophon, seit sie als Kind vom Klavier zum Blasinstrument wechselte – es war ein Erweckungserlebnis für sie, Töne auf den eigenen direkten Atem zu setzen. Arte hat im letzten Jahr ein ausführliches Portrait über sie gedreht.
Am Pult wartet die Neuseeländerin Gemma New auf, Stammgast bei allen großen amerikanischen und vielen europäischen Orchestern, Preisträgerin des Sir Georg Solti Wettbewerbs und seit 2022 die erste weibliche Chefdirigentin des New Zealand Symphony Orchestra. Das sollte an Prominenz für einen Sonntagmorgen reichen.
Bosy Matinée: De Falla_Glazunov_Villa-Lobos_Bernstein | So 18.2. 11 Uhr | Musikforum Ruhr, Großer Saal, Bochum | 0234 910 86 22
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