Wie ein kleines Festival wirken die Veranstaltungen in Kölns erstem Konzertsaal in der österlichen Zeit. Eingekeilt zwischen zwei Passionsaufführungen zeigt die Alte Musik-Szene ihre vielfältige Ausrichtung, aus verschiedenen Blickwinkeln werden Werke aus verschiedenen Jahrhunderten erweckt oder im alten Sound neu erfunden.
Raumgreifend und bedeutend fällt die Fortsetzung des Projekts zwischen Concerto Köln und dem Dirigenten Kent Nagano aus, die sich Wagners Ring in einer historisch informierten Lesart nähern und jetzt nach dem Rheingold den am stärksten aufwühlenden Teil der Tetralogie angreifen: Die Walküre.
Hier ist einiges auf Krawall gebürstet, allen voran Wotans Tochter Bünnhilde, die gegen den Befehl ihres Vaters handelt und mit der Rettung des im Inzest gezeugten ungeborenen Siegfried den Fortgang der Story rettet. Jeder kennt die kraftvollen Klänge zum Ritt der Walküren seit dem wirkungsvollen Einsatz im Kriegsdrama „Apocalypse Now“ – wie wird der Originalklang ausfallen? Mittlerweile haben sich die Dresdner Musikfestspiele mit ihrem Orchester in das Projekt eingeschaltet, bis 2026 wird der gesamte Ring mit Nagano in der Elbresidenz aufgeführt.
Zurück zu den Anfängen der Operngeschichte reist die Sopranistin Anna Prohaska mit dem Originalklang-Ensemble lautten compagney Berlin – und landet bei Claudio Monteverdis „Lamento della ninfa“, einem Klagegesang aus dem Spätwerk des Komponisten, der das Madrigal mit emotionalen Affekten beseelte. Zu Musiken der Renaissance-Komponistin Barbara Strozzi bis zu zeitgenössischen Klängen von Philip Glass belebt die Kölner Tanzcompagnie von Emanuele Soavis die Klänge in tänzerischer Interpretation, ein interdisziplinäres wie zeitübergreifendes und sicher reizvolles Projekt.
Marc-Antoine Charpentier, Komponist im Lichte des Sonnenkönigs, ist heute als Vater der Eurovisions-Melodie bekannt. Er schrieb auch in seiner Heimatstadt Paris Passionsmusiken für die opernlosen Fastentage. Diese „Lecons de Ténèbres“ entdeckt nun das französische Originalklang-Ensemble Le Concert de la Loge für das deutsche Publikum. In alten Zeiten in den Pariser Kirchen wurden nach und nach die Kerzen ausgeblasen – ein wunderbarer Effekt auch in den neuen Kathedralen klassischer Musik.
Die Walküre | 24.3. | Monteverdi/Strozzi mit Ana Prohaska | 25.3. | Charpentier mit Le concert de la Loge | 28.3. | Kölner Philharmonie | 0221 28 02 80
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