„Stark, eifrig, auch wohl bös und zornig und finster“, so beschrieb Felix Mendelssohn Bartholdy in einem Brief sein Idealbild eines Propheten, entdeckt in der Elias-Erzählung im 1. Buch der Könige. Zumindest stark und eifrig erscheint auch die Personalie Michael Ostrzyga, seit 2008 als Universitätsmusikdirektor inthronisiert und damit Herrscher über die musikalischen Heerscharen des Collegium musicum im heiligen Köln. Und damit nicht genug. Im Februar dieses Jahres übernahm er den erstmaligen Vorsitz im frisch gegründeten Netzwerk Universitätsmusik.
Universitätsmusikdirektoren schwebten in der Urzeit stets zwischen historischer Lehre und praktischer Übung. Der Praxisbezug nimmt bei Michael Ostrzyga einen unbestritten zeitgreifenden Großteil in Beschlag, zu vielfältig sind die über den universitären Bereich ausufernden Aufgaben, denen sich der Musicus gerne stellt. Das löst den ehrenvollen Posten in Köln merklich aus dem elitären Gefüge und mischt den Direktor direkt unter das Volk: in städtischen Projekten u.a. wie dem Kölner Bürgerchor. Auch mit dem Oratorium „Elias“ begibt sich der Maestro mit dem Chor und Orchester des Collegiums und renommierten Solisten aus Oper und Konzert in die einstige kulturelle Bürgerstube Kölns. Das monumentale Werk wird im Gürzenich zur Aufführung gebracht. Damit erinnern die Künstler an einen Ort, an dem Mendelssohn selbst gewirkt und dirigiert hat – als Leiter der Niederrheinischen Musikfeste 1835 und 1838. Ostrzyga gilt zudem als Spezialist für Neue Musik im Chorbereich, als Einstudierer, Zuarbeiter und natürlich als Dirigent. Zahlreiche eigene Werke lieferte er als Komponist, darunter ein abendfüllendes Weihnachtsoratorium und eine Bearbeitung des Requiem-Fragments von Mozart – Musiktheorie und Praxis wachsen in solchen Arbeiten zusammen.
Die bunte Vielfalt wirkt sich auch auf seine Ensembles aus. Im Jubiläumsjahr der Uni Köln vor 5 Jahren stand der Chor mehrfach auf der Bühne der Kölner Philharmonie. Das Weihnachtssingen stimmten damals 1.000 Menschen im Publikum gemeinsam mit dem Chor an, es folgte ein Auftritt mit der Kölner Kultband Bläck Fööss. 2023 war das Ensemble Teil des Festivalchors der Poetica (Festival für Weltliteratur) und hat mit Punk- und Rocksängerin Patti Smith performt.
Felix Mendelssohn Bartholdy: Elias | Medio.Rhein.Erft, Bergheim | Fr 12.7. 20 Uhr | Gürzenich, Köln | Sa 13.7. 20 Uhr
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Sinfonische Vollender
Gil Shaham in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 11/24
Aus Alt mach Alt
Tage Alter Musik in Herne 2024 – Klassik an der Ruhr 11/24
Weiblicher Beethoven
Emilie Mayers 5. Sinfonie im Konzerthaus Dortmund – Klassik an der Ruhr 10/24
Ein Himmel voller Orgeln
Zwei Orgelfestivals in Köln und Düsseldorf – Klassik am Rhein 10/24
Mit virtuoser Blockflötistin
33. Festival Alte Musik Knechtsteden in Dormagen und Köln – Klassik an der Ruhr 09/24
Nach François-Xavier Roth
Der Abgang des Kölner GMDs sorgt für Umbesetzungen – Klassik am Rhein 09/24
Barock und Filmmusik
Open-Air-Konzerte „Viva Italia!“ im Ruhrgebiet – Klassik an der Ruhr 08/24
Exotische Musik
„Sounds of Nature“ und „Diálogos de amor“ beim Niederrhein Musikfestival 2024 – Klassik am Rhein 08/24
Sieben Komponistinnen
Liederabend in der Kirche am Kolk – Musik 07/24
Erfolgreiche Nachwuchsarbeit
Jubiläumskonzert der Wuppertaler Kurrende – Musik 07/24
Pop-Hit trifft düstere Rarität
Semesterkonzert an der RUB – Klassik an der Ruhr 07/24
Bruckners „verfluchte“ Neunte
„Von Herzen – Letzte Werke“ in Bochum – Klassik an der Ruhr 06/24
Mit Hochdruck bei der Arbeit
Die Orgelfeierstunden im Kölner Dom – Klassik am Rhein 06/24
Träume aus alten Zeiten
Zamus: Early Music Festival 2024 in Köln – Klassik am Rhein 05/24
Ungewünscht brandaktuell
Auftakt zum Klangvokal Festival Dortmund 2024 – Klassik an der Ruhr 05/24