Es ist eine einzige dreißig Jahre währende Erfolgsgeschichte, die Gerda König mit ihrer Din A 13 Tanzcompany schreibt. Über alle Schwierigkeiten hinweg, die von den physischen Gegebenheiten an den Orten des Tanzes bis hin zu den Unwägbarkeiten der Förderung reichen, hat sie behinderte und nicht behinderte Tänzerinnen und Tänzer auf die Bühne in sogenannte „mixed-abled“ Produktionen gebracht. Für ihre Produktionen rund um den Erdball von Israel über Südafrika, Kenia, Äthiopien, Ghana, Sri Lanka, Brasilien und Venezuela musste sie jene Mitwirkende, die körperlich beeinträchtigt waren, für den Tanz ausbilden. „Vor Ort haben wir stets bei Null angefangen“, erinnert sie sich.
Inzwischen hat sich die Erde weitergedreht. „Die Anfragen der Theater nach ausgebildeten Tänzern und Tänzerinnen haben enorm zugenommen“, erklärt Gitta Roser, die an der Seite von König mitproduziert. „Es fehlt an einer inklusiven Ausbildung. Bisher wurde nur autodidaktisch gearbeitet“, erklärt Gerda König, die über ihre choreographische Arbeit eine Reihe von Profis ausbilden konnte. Das Interesse an mixed-abled Produktionen besteht aber nicht nur in der freien Szene. „An den Universitäten wird der Wunsch nach Diversität von Seiten der jungen Generation immer drängender“, erklärt König. Für die Hochschulen In Essen und Köln haben König und Roser das Forschungsprojekt UNIque@dance initiiert, in dem sich körperliche Entwicklung und ästhetisches Gedankengut durchdringen. Darüber hinaus riefen die beiden das Mixed Abled Dance Education Programm (Kurz M.A.D.E.) ins Leben. Mit Prothesen oder einem Rollstuhl ändert sich das Bewegungsspektrum, über das Training lässt es sich jedoch optimieren. „Schon nach einer kurzen Trainingszeit verändert sich der Körper“, sagt Gitta Roser. Das Bewusstsein für Bewegung und körperliche Vielfalt erfährt bei den Beteiligten und später auch auf der Bühne im Blick des Publikums eine Erweiterung.
Trotz viel guten Willens, der König und Roser entgegengebracht wird, ist es nicht einfach an Hochschulen, deren Strukturen auf normative Körper und kodifizierte Ballettvorstellungen ausgerichtet sind, Lehr- und Forschungsveranstaltungen für Inklusion zu etablieren. Das Ziel der beiden Choreographinnen ist „die Sichtbarmachung der Bewegungsqualität „anderer Körper“.“ Wie inspirierend diese seine kann, zeigen die Aufführung von Din A 13, in denen der Tanz eine neue Dimension erfährt.
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