Es war auch die Erfindung des Samplers und sein genialer Einsatz bei inspirierten Künstlern des Jazz, die sehr spät im Leben des John Scofield der Angst vor dem Solo-Konzert auf der Jazzgitarre Einhalt geboten. „Von Zeit zu Zeit habe ich immer noch Alpträume, wie ich in der sechsten Klasse „Greensleeves“ spielen musste!“ Daran erinnert sich der Weltstar-Gitarrist in einem gefilmten Selbstgespräch zum ersten Solo-Auftritt in der Hamburger Elbphilharmonie. Jetzt kann er auch kleinere Bühnen bespielen wie das Ebertbad in Oberhausen – ungewohnte Club-Atmosphäre für Weltstars.
Vom Rock und Blues stammt seine vertraute Welt in den Bands dieser Genres, die ihre urwüchsige Kraft aus dem Zusammenspiel erzielen – in 56 Jahren hat es den Virtuosen Scofield niemals gereizt, allein die Bühne zu betreten. Im Gegenteil. Er hat diese einsame Kunst des Solo-Rezitals auf der Gitarre niemals geübt. Scofield in seinem Statement zum Solo-Konzert: „Und ich bin auch beim besten Willen kein Andrés Segovia!“
Und auch kein Stanley Jordan, der mit seiner „tapping“-Technik bei seinen Solo-Konzerten wie ein Duo wirkte, oder auch kein Pat Metheny, der spätestens mit seinem von der Solo-Gitarre angesteuerten Orchestrion eine sinfonische Dichte mit Schlagwerk-Akzenten erzeugen konnte. Oder auch kein Tommy Emmanuel, dieser irre australische Derwisch aller Musikstile, der seit Jahrzehnten eine ganze Band aus seinen sechs bis zwölf Saiten haut.
Scofield über seinen Weg in die Einsamkeit: „Ich werde es songbasiert halten und Jazz-, Country und Rockstücke spielen, die ich liebe. Aber auch einige meiner eigenen Kompositionen. Außerdem plane ich hin und wieder ein Loop-Pedal einzusetzen, wenn ich mich selbst begleiten möchte.“
Mit dem Loop baut Scofield einen Song sukzessive auf, legt erst den Bass und dann die Akkorde in Abfolge übereinander in eine stetig währende Dauerschleife. Und dann beginnt die vertraute Single Noten-Improvisation mit sich selbst im Duo oder Trio – halt nur alleine.
Ob dies der kontaktarmen Coronazeit geschuldet ist oder einer Sehnsucht nach Selbsterfahrung, Scofield wird es wohl wissen: „Wie dem auch sei, jetzt bin ich interessiert, das Alleine-Spielen auszuloten. Ich habe festgestellt, dass ich seit 1962 jeden Tag allein zuhause oder im Hotel gespielt habe!“ Das macht ihm Mut – und dem Publikum großen Spaß.
John Scofield | 22.5. 20 Uhr | Ebertbad in Oberhausen | 0208 810 65 70
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