Ein Gastspiel von Daniel Barenboim ähnelte einem Staatsbesuch. Die Staatskapelle Berlin mit seinem GMD Barenboim gastierte auf Reisen kürzlich in Köln. Der von Rückenleiden geplagte Maestro schwebte kerzengerade wie eine Stockpuppe im Gehrock auf die Bühne, eine lebende Legende als politischer Künstler und Musiker – sein West-Eastern Divan Orchestra, mit dem er jetzt zweimal am Rhein konzertiert, gilt als Symbol für gelebte Kunst jenseits aller politischen Querelen.
Gut 20 Jahre steht Barenboim diesem Orchester vor, 30 Jahre führt er die Staatskapelle, die Jubiläen rund um den eigenen 80. Geburtstag im Herbst dieses Jahres überschlagen sich. Dazu kränkelt der Maestro, einige Termine mussten abgesagt werden. Im West-Eastern Divan Orchestra hat Barenboim bereits den unsterblichen Geist eines Menschenfreundes und Diplomaten verewigt. Die Geschichte dessen erzählt er so: 1999 wurde er gebeten, das Musikprogramm der Kulturhauptstadt Weimar zu gestalten, einer Stadt, die das Beste und das Schlimmste in der deutschen Geschichte repräsentiere. Das Beste, weil Goethe dort gewirkt hat, das Schlimmste, weil das Konzentrationslager Buchenwald direkt vor der Stadt lag. Barenboim schlug vor, sich der Situation von Juden und Palästinensern im Nahen Osten zuzuwenden und einen Workshop für Musiker aus Israel und Palästina zu veranstalten. 200 Bewerbungen aus der arabischen Welt trafen ein – sofort war klar, dass hier ein Orchester entstanden war. Auch heute stammen die Musiker aus Israel, Palästina, Syrien, dem Libanon, Ägypten, Jordanien, der Türkei, Algerien und dem Iran. Und sie konzertieren möglichst häufig in den Heimatländern der Mitglieder. Im ersten Konzert in Köln widmet sich Barenboim „Mà Vlast“. Smetana komponierte diesen Vaterlands-Zyklus, aus dem sich „Die Moldau“ als Tophit etablierte.
Ebenfalls 20 Jahre musizieren Barenboim und Lang Lang gemeinsam. Der berühmteste Tastenvirtuose unserer Tage, 40 Jahre alt und langjähriger Botschafter von UNICEF, tritt im 2. Konzert als Solist in de Fallas „Nächte in spanischen Gärten“ auf. Alle mediterranen Beiwerke zielen ebenfalls auf nationale Spezialitäten, gipfelnd in Ravels unverwüstlichem „Bolero“. Auch den kann Maestro Barenboim auf höchstem Niveau interpretieren. Das Orchester für Höchstleistung weiß er an seiner Seite.
West-Eastern Divan Orchestra / Daniel Barenboim, 1.8. | Lang Lang / West-Eastern Divan Orchestra / Daniel Barenboim, 5.8. | Kölner Philharmonie | 0221 28 02 80
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