Es geschah 2013 zur Gründung des Festivals. „Multiphonics sind ja die Spalttöne, was die Blasinstrumente miteinander verbindet. Aber darauf liegt nicht der primäre Fokus des Festivals. Das war mehr dem guten Klang des Wortes geschuldet denn dem Inhalt.“ So erinnert sich Geschäftsführer Jens Eggensperger an diese weitreichende Namensfindung für ein Festival und einen dahinter stehenden Verein, der sich recht zentral um die Familie der Klarinetten kümmert. Mehrfach-Klänge nennt Jörg Widmann, ein aktueller Guru des zeitgenössischen Klarinettenspiels als Interpret und Komponist, die Multiphonics: „Kollegen schreiben in die Partitur Multiphonics, wenn es besonders hässlich klingen soll. Aber es gibt ganz heilige Töne, die klingen wie in einer mittelalterlichen Kathedrale. Und manche klingen furchtbar, wie ein Elefantenschrei.“
Auch auf der Festivalausgabe 2017 wird die Klarinette in möglichst vielen Kombinationen, Genres und Spielarten gezeigt, aber, so betont der Geschäftsführer, es soll ein Jazz- oder Weltmusikfestivals sein. Die Klarinettenfamilie bleibt allerdings fest im Blick, immerhin heißt die Künstlerische Leiterin Annette Maye – eine Klarinettistin, versteht sich. Erstmals wurde mit Klaus Gesing ein „Artist in Residence“ ausgerufen, der in Köln natürlich einen Workshop anbietet und gleich drei Projekte einbringt. Für Eggensperger liegt dabei auch das absolute Highlight des Festivals. Es handelt sich um den tunesischen Oud-Meister Anouar Brahem, dessen Quartett Gesing seit Jahren mit seinem Klarinettenspiel bereichert und prägt. Das Konzert in der Kölner Trinitatiskirche (5.10., 20 Uhr) wird das einzige in Deutschland sein, ein Muss besonders für die Freunde des Labels ECM.
Ein weiterer Termin in der sehr atmosphärischen und daher akustisch etwas problematischen Trinitatiskirche musste aus technischen Gründen in den Stadtgarten verlegt werden. Dieser kann sich glücklich preisen, jetzt die legendären Kühn-Brüder Rolf und Joachim präsentieren zu dürfen und – in einem Doppelkonzert – das Projekt der Chefin Maye mit dem Namen „Meeresrauschen“ (4.10., 20 Uhr). Dies ist eines von zwei Großprojekten mit vielen Ideen und ebenso vielen Musikern, darunter Klaus Gesing, Thomas Savy, Claudio Puntin und die Leiterin am Holz. Das alles gibt es mehrfach in verschiedenen Städten zu hören, da kann nur ein Blick auf den Fahrplan helfen. Das zweite Großprojekt lenkt der exzellente Virtuose Niels Klein, der neben Holz- und Blechbläser-Sätzen und dem Pablo Held-Trio im Rücken seine Band mit weiteren Stars auf Big Band aufbläst. „Loom“ erlebt seine Bühnenpremiere in Bielefeld (4.10.) und reist dann weiter nach Dortmund (5.10.), Köln (6.10.) und Düsseldorf (13.10.).
Ein Altmeister des Bassklarinettenspiels und Prophet der „Folklore imaginaire“ ist Louis Sclavis, der in einem emotional wie virtuos betonten Duett mit der japanischen Pianistin Aki Takase Klangperfektionismus verherrlicht (10.10., 20 Uhr, Stadtgarten Köln). Die Wahlberlinerin Aki Takase verfügt über einen harten Anschlag und nutzt ihn für rhythmische Finessen: Da werden die Tasten ordentlich durchgeknetet.
Multiphonics Festival | 4.-13.10. | Köln, Dortmund, Düsseldorf, Bielefeld, Frankfurt | www.multiphonics-festival.com
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