Die Kölsche Lebensart stellt selbst an Orgelbauer eigenwillige Ansprüche. Nicht nur das berechtigt als futuristisch bezeichnete Spezialinstrument in der atmosphärischen Kunststation Sankt Peter besitzt für die häufigen Uraufführungen neuester Musik Raffinessen wie Silberklang, Jauler, Sirene oder Hahnenschrei. Sie kann sogar ein Tschingderassabum der Perkussionsklänge im Tempo beschleunigen. Aber auch die Orgeln im Heiligen Dom kennen Spezialeffekte. Die lassen sich ab Juni wöchentlich mit wechselndem internationalem Personal bei den 64. Orgelfeierstunden im Dom zu Kölle erleben.
Hinter einem einzigen sogenannten Orgelregister verbirgt sich eine ganze Reihe gleichförmiger Orgelpfeifen verschiedener Länge, die eine einzige Klangfarbe erzeugen. Die Zahl der Pfeifen richtet sich nach der Zahl der Tasten auf einem Manual, in der Regel sind dies 56 schwarze und weiße Tasten. Im Dom sind 146 Register abrufbar, die Anzahl liefert dem Fachmann gleich eine Vorstellung von den Möglichkeiten und der tatsächlichen Größe eines Instruments. Über Jahrzehnte waren berühmte Kirchen bemüht, sich mit Stolz durch immer größere Orgeln aufzuwerten – deshalb gibt es mehrere „größte“ Orgeln, alle in ihrer Zeit.
Rekordverdächtig durchdringt im Kölner Dom das Westwerk, ein Hochdruckwerk direkt über dem Hauptportal, fanfarenartig das Längsschiff. Wenn wirklich viele Pfeifen pfeifen und der Tuttiklang durch die Säulen fegt, dann lässt sich mit diesem in Deutschland einzigartigen Werk der Klang noch überhöhen. Eine kölsche Spezialität hat die Bonner Firma Klais vor 25 Jahren in der Schwalbennestorgel verbaut. Es heißt „Loss jon“ („Lass gehen“) und setzt tatsächlich eine Holzfigur in Bewegung – Narretei zum Karneval.
Der Spieltisch der ursprünglichen Querhausorgel dient nach einer Überarbeitung als zentrale Schaltstelle für alle Pfeifen. Domorganist Winfried Bönig kennt sich am besten aus mit den Orgeln, er bestreitet drei Termine und übernimmt die Eröffnung. Nach einem Zwischenspiel seines Assistenten Matthias Wand gastiert dann am 25. Juni Sarah Kim, aufgewachsen in Köln und Sydney, heute beschäftigt in Paris, dem Mekka der berühmtesten Organisten und Orgellehrer und damit der gesamten Orgelkunst.
Orgelfeierstunden | 11.6.-27.8., jeden Dienstag | Kölner Dom | 0221 940 18 10 (Kölner Dommusik)
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