Die Stimme kann nach gediegenem Barjazz klingen. Dunkles Timbre, kernig, angenehm gegerbt vom Leben. Aber dann säuselt sie im Scat-Format unisono mit dem virtuos beschleunigten Kontrabass davon, phrasiert wie eine der legendären Königinnen der Swingzeit, und ist doch made in Dänemark. Dort gilt Cæcilie Norby seit Jahrzehnten als Grande Dame des Jazz – obwohl sie stilistisch eigentlich keine Grenzen kennt. Das liegt bestimmt auch an ihren familiären Wurzeln.
Skandinavien wird häufig als europäische Wiege des Jazz bezeichnet, auffallend viele weltweit wirkende Jazzkünstler entstammen den nordischen Regionen. Das liegt bis heute an der soliden kulturellen Jugendförderung, im Falle der jungen Cæcilie allerdings ganz konkret am Elternhaus. In einer Familie, in der ein Komponist als Vater und eine Opernsängerin als Mutter die Weichen für den Nachwuchs stellen, spielt Musik natürlich die erste Geige – auch wenn sich die Tochter neigungsgerecht zunächst in Pop und Fusion ausprobierte, sehr erfolgreich übrigens.
In den Neunzigern schwenkte die Sängerin hin zum Jazz, arbeitete mit Stars wie Ray Brown, Mike Stern oder John Scofield und debütierte unter eigenem Namen beim legendären Blue Note-Label. Da rührte für sie Chick Corea persönlich in den Tasten.
Der Musikproduzent Siggi Loch hatte wohl die Idee, seine Sängerin in einem neuen Umfeld zu präsentieren. So entstanden das Projekt und eine CD unter dem Titel „Sister in Jazz“ und damit eine multinationale Allstar-Band, die auch verschiedene Generationen von Jazzmusikerinnen vereinte. Hier sollte die weibliche Seite des Jazz auch auf instrumentaler Seite gehört werden, selbst die Kompositionen stammen ausschließlich aus weiblich geführter Feder, von Jazz-Ikonen wie Betty Carter, Abbey Lincoln oder Nina Simone, der sensiblen Singer-Songwriter-Königin Joni Mitchell und von der Bandleaderin Cæcilie Norby selbst. Sie hat die Songs auch nach den Texten ausgesucht, nach Themen, die heute altersgerecht zu ihrer Lebensreife passen. Hier geht es um gescheiterte Lebensträume, versiebte Familienplanung und natürlich um gebrochene Herzen. Und wenn die Damen in musikalische Welten eintauchen, spielt das Geschlecht der handelnden Personen keine Rolle mehr: In ernst gemeinter Musik gibt es heute nur Menschen.
Cæcilie Norby – Sisters in Jazz | 24.2. 19.30 Uhr | Kurhaus Bad Hamm | 02381 17 55 55
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