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„Ach wie gut – dass niemand weiß: Zur Filmsprache von Werner Nekes“.
Foto: Presse

Von Städten und Menschen

17. Dezember 2012

Das 19. blicke-Festival des Ruhrgebiets zeigt Visionen und Träume – Festival 11/11

Die meisten von uns werden in Nostalgie schwelgen, wenn sie an die alten Super 8-Lehrfilme des FWU denken. Oder wenn sie die Szenen ihrer eigenen ersten Schritte sehen, festgehalten von den stolzen Eltern. Ein wenig verfärbt und verregnet. Und laut. J.J. Abrams und Steven Spielberg setzten dem Filmformat mit ihrem gleichnamigen Film ein Denkmal, das diesjährige Filmfestival des Ruhrgebiets Blicke lädt zur langen Nacht der Super 8-Filme ein und zollt auf diese Weise mit einem experimentellen Bilderrausch dem Format seinen Respekt. Wieder einmal können wir im ebenfalls verfärbten und verregneten November Blicke ins und aus dem Ruhrgebiet werfen. Bereits zum 19. Mal bietet Blicke ein Programm aus ästhetischen Kunstfilmen, hypnotisierenden Video-Installationen, experimentellen Kurzfilmen, animierten Dokumentationen, abseitigen Langfilmen und vielem mehr. Diskussionen, prominente Gäste, Film- sowie persönliche Gespräche bilden das Rahmenprogramm und machten das Festival jedes Jahr zu einem bild- und eindrucksreichen Erlebnis.

In diesem Jahr stehen zehn Filmblöcke mit insgesamt 32 Filmen über die vier Tage vom 24. bis 27. November verteilt auf dem Programm. Eröffnet wird das 19. Festival des Ruhrgebiets um 18.30 Uhr mit einem Sektempfang im Endstation Kino in Bochum-Langendreer. Beiträge u.a. aus Köln und Essen zeigen Impressionen und Momente von Stadt und Menschen. Während die Dokumentation „Opel“ Vision und Perspektive junger Bochumer Auszubildender festhält, vermittelt Kerstin Grambergs „Nekropolis“ in s/w-Bildern das Crescendo und Decrescendo der Stadt an sich. In Buenos Aires dagegen träumt ein kleines Mädchen, das als „Cartonera“ (inoffizielle Kartonsammlerin, d. Red.) hart arbeitet, den großen Traum von einer Stadt der Kinder und der Geborgenheit. Abwechslungsreich, mit verschiedenen Medien und Blickrichtungen, führt das Festival den Zuschauer weiter: „Hut“ erzählt das Ende einer Tradition, das Aus eines Ladens für schöne Kopfbedeckungen. Fritz Gnads Installation „Euforia“ demonstriert Nähe und Distanz in einer ziellosen sozialen Masse ohne Kontur. Und in Irfan Akcadags Doku „Glück“ freut sich ein Vater, der gegenüber der Integration gemischte Gefühle hatte, über das Medizinstudium seiner Tochter. Am Samstag lädt Blicke zu einem Ausflug in das Museum Folkwang ein. Im Mittelpunkt steht die Entwicklung der Videokunst, wie sich das bewegte Bild und das doch oft als statisch empfundene Museum annäherten. Nach weiteren Beiträgen am Abend klingt die Nacht mit den erwähnten Super 8-Filmen in gemütlicher Runde aus.

Am nächsten und letzten Tag des Festivals werden drei Langfilme präsentiert: „Scheich Ibrahim – Bruder Jihad“ porträtiert zwei religiös verankerte Menschen in Syrien, ihre Differenz im Glauben, aber auch ihre tiefe Freundschaft. Der „Phoenix in der Asche“ führt wieder zurück vor die Haustür. Jens Pfeifer drehte einen packenden Film über die desillusionierte Mannschaft „Phoenix Hagen“, die nicht an die Erfolge von „Brandt Hagen“ anknüpfen konnte (s. trailer Filmkritik). Mit dem letzten Film „Die Vorstadtkrokodile“ kommt Regisseur Christian Ditter für ein Filmgespräch zu Besuch. Den Höhepunkt des Abends stellt aber die Verleihung der Preise dar, die die Jury an außergewöhnlich kreative und bemerkenswerte Beiträge vergibt.

Lisa Mertens

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