Offenbar ist die Chefdramaturgie des Kölner Schauspiels ein Schleudersitz. Als inzwischen zweiter Chefdramaturg innerhalb von vier Jahren gibt Thomas Laue zum Ende der laufenden Spielzeit den Posten auf und wechselt zum Ufa-Konzern. Nebenbei wird er zugleich Chefdramaturg der Nibelungen-Festspiele in Worms.
Im September 2013 ist Stefan Bachmann als leitender Intendant des Kölner Schauspiels angetreten. Zwei Jahre später schied bereits Jens Groß aus. Damals war der Dissens zwischen Groß und Bachmann offen eingeräumt worden. Nach zwei Jahren hatten die beiden entdeckt, dass man nicht zusammenpasse. „Die Chemie“ habe nicht gestimmt, hieß es. Schon damals stand die Frage im Raum, wie zwei gestandene Theatermacher, deren ästhetischen Konzepte und deren charakterliche Disposition kein Geheimnis waren, sich derart ineinander täuschen konnten. Sie konnten offenbar.
Nachfolger wurde Thomas Laue, der schon durch Leitungspositionen in Essen und Bochum auch für die Führungsposition in der Dramaturgie qualifiziert gewesen wäre. Er hatte offenbar zugunsten eines Wechsels nach Köln, der auch familiär bedingt war, zurückgesteckt. Nur um dann die Leitung von Groß zu erben, der wiederum nach Bonn wechselte, um seinerseits dort die Chefdramaturgie und jetzt die Schauspieldirektion zu erben. Rheinisches Dramaturgen-Ringelrein.
Laue wechselt im Sommer zur Ufa und soll dort als Chefdramaturg die Bereiche Fiction und Serial Drama betreuen. „Dass ein ausgewiesener Theatermann als Chefdramaturg zu einer Produktionsfirma wechselt, ist ein absolutes Novum und eine riesige Bereicherung für unsere Branche“, sagte Ufa-Chef Nico Hofmann in der Süddeutschen Zeitung. Anstatt Filme auf die Bühne zu bringen, kommt jetzt das Theater zum Film. Auch schön. Hofmann und Laue treten quasi gemeinsam an. Hofmann hat bisher die Geschicke der Ufa gemeinsam mit Wolf Bauer geleitet, jetzt übernimmt er die alleinige Verantwortung. Ungewöhnlich ist nicht nur der Fachwechsel. Noch ungewöhnlicher ist, dass Thomas Laue gleichzeitig auch die künstlerische Leitung der Nibelungen-Festspiele in Worms übernimmt, wo er schon als Berater fungierte. Von Köln zur Ufa und nach Worms? Der Missing Link ist wieder Nico Hofmann, der auch als Nibelungenchef in Worms amtiert und damit die Entzugserscheinungen seines neuen Mitstreiters offenbar ein wenig zu lindern versucht.
Nachfolgerin von Laue in Köln wird Beate Heine, derzeit interimistische Chefdramaturgin und Stellvertretende Intendantin am Staatsschauspiel Dresden. Ihre bisherige Karriere führte über die Berliner Schaubühne, nach Hannover und schließlich ans Hamburger Thalia Theater. Dem Kölner Schauspiel wäre zu wünschen, dass es dramaturgisch in ruhigeres Fahrwasser kommt. Um den obligatorischen Vergleich zu Karin Beier zu ziehen: Rita Thiele war nicht nur in Köln, sondern ist auch in Hamburg deren Chefdramaturgin. Gerade weil das Kölner Haus eine Dauerbaustelle und das Provosorium Normalzustand ist, wäre Konstanz und Berechenbarkeit in der Struktur oberste Devise.
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