Wer bleiben will, was er ist, muss sich verändern. Das Impulse Theater Festival hat als wichtigste Festival-Plattform der deutschsprachigen Freien Szene mit seinen Leitungswechseln immer auch sein Profil verändert. Das war mit dem Duo Tom Stromberg/Matthias von Hartz so, aber auch mit Florian Malzacher oder dem scheidenden Haiko Pfost. Sie alle veränderten das Festival – ohne an seine Grundfesten zu rühren. Das dürfte nun auch bei Franziska Werner so sein, der früheren künstlerischen Leiterin der Berliner Sophiensäle.
Franziska Werner wurde von der Verbandsversammlung des NRW Kultursekretariats auf Vorschlag des Impulse-Kuratoriums für die Jahre 2025 bis 2027 als Leiterin der Impulse gewählt. Ohne ins Detail zu gehen, deutete Franziska Werner bei ihrer Vorstellung bereits Veränderungen an: „Ich bin gespannt auf die Impulse, Themen und Perspektiven für die kommenden Jahre. Neben der traditionellen Auswahl bemerkenswerter Produktionen sollen im Rahmen von stärkeren Kooperationen Schwerpunkte auf verschiedene Gastregionen gelegt werden.“
Franziska Werner ist ohne Zweifel mit allen Festivalwassern gewaschen und verfügt über ein sehr großes Netzwerk. Sie war für die Wolfsburger Movimentos, das Kunstfest Weimar und die Jüdischen Kulturtage tätig und hat als Dramaturgin und Produktionsleiterin für unterschiedlichste Künstler:innen gearbeitet, bevor sie von 2011 bis 2023 die Leitung der Sophiensäle in Berlin übernahm.
Die Sophiensäle sind nicht nur eines der wichtigsten Produktionshäuser der Freien Szene, sie haben alljährlich Festivals gestemmt, waren Teil des Netzwerks Freischwimmen – und wurden unter Franziska Werner mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen. In einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk im vergangenen Jahr konstatierte kurz vor ihrem Ausscheiden, dass die Szene „immer politischer geworden“ sei; und zwar sowohl kulturpolitisch hinsichtlich des eigenen Status, aber eben auch gesellschaftlich, Stichwort: Identitätspolitik, Postkolonialismus etc. Zum Abschied ihrer Intendanz deklinierte Franziska Werner 2023 mit dem Festival Leisure&Pleasure noch einmal das Verhältnis von Arbeit und Freizeit durch, in all seinen Dimensionen von der Unterhaltung bis zum Aktivismus. Eine bessere Wahl für die Leitung der Impulse hätte das Kultursekretariat kaum treffen können.
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