Wie lassen sich die jüngeren Leute durch die etablierten Konzerthallen mit dem überalterten Abo-Publikum begeistern? Na gut, abholen? Nun denn, annähern? Zum Beispiel durch flexible Zeitfenster und natürlich genreübergreifende Angebote. Und das organisiert man nicht für die junge Klientel, sondern mit dem umworbenen Zielpublikum selbst. Die Philharmonie Essen zeigt jetzt einen solchen Ansatz unter einem prägnanten wie informativem Titel: Nachtmusik.
Im Gegensatz zu der berühmten „Kleinen Nachtmusik“, die Mozart als abendliche Serenade für eine Aufführung wahrscheinlich für eine der reichen Salzburger Familien anfertigte, handelt es sich beim Eröffnungskonzert dieser neuen Reihe um eine Große Nachtmusik für Nachtschwärmer, die weniger Geld, dafür aber eine gesunde Neugier auf „Unerhörtes“ haben. So heißt nämlich das Ensemble des Musikers Gregor Schwellenbach, der angstfrei und beispielhaft für die programmatische Verbindung von Clubszene und Konzertsaal Techno für klassische Instrumente aussetzt – er zieht der Elektronik praktisch den Stecker aus der Dose.
Folgendes Prozedere erwartet die Gäste: Hans Nieswandt, DJ und Leiter des Instituts für Populäre Musik an der Folkwang Universität der Künste in Bochum und Kooperationspartner der Philharmonie, spielt ein erstes Set aus seiner reichhaltigen Sammlung. Dann tritt das Ensemble auf und geigt Techno, diesmal zu Ehren des 20. Geburtstags des Kölner Szene-Labels Kompakt. Im Januar trifft der Elektronik-Tüfftler Oliver Barrett auf den klassisch ausgebildeten Pianisten Carlos Cipa, der wie fast alle Musiker dieser Reihe gern mal über den Tellerrand schaut und besonders nicht den Anschluss an seine Zeitgenossen verlieren will. Wieder bildet der DJ Nieswand den Rahmen – wenn er als Guru nicht auflegt, dann erledigen das Studenten an seinem Institut. So auch beim Treffen der DJs auf das Khalifé Schumacher Tristano Trio. Die drei spielen aufreibende Rhythmen, die in Kopf und Bein gehen.
Dass es nicht immer nur um hehre Kunst geht, sondern dass Musik auch im Ambiente moderner Kulturtempel einfach mal locker zum Tanzen dienen kann, dafür stehen die DJs Mousse T und Hans Nieswand im traditionellen „Tanz in den Mai“ ein, mit einer „Night of Soul“ bis in die Morgenstunden.
Bis zwei Uhr in der Nacht bleibt der RWE Pavillon, der speziell mit Sitzinseln zum Chillen, Groove-Plätzen und Getränken eingerichtet ist, für die Fans bei normalen Nachtmusiken geöffnet. Danach erwacht die Essener Clubszene – für Traumtänzer und Schlaflose.
„Nachtmusik“ im RWE Pavillon in Essen, je 22.30 Uhr
Sa 28.11. Ensemble Unerhörtes | Sa 30.1. Carlos Cipa | Sa 12.3. Khalifé Schumacher Tristano | Sa 30.4. Tanz in den Mai | www.philharmonie-essen.de
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