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Lorenzo Viotti
Foto (Ausschnitt): Jan Willem Kaldenbach

Nach François-Xavier Roth

29. August 2024

Der Abgang des Kölner GMDs sorgt für Umbesetzungen – Klassik am Rhein 09/24

Nicht umsonst eignet sich Köln als literarische Fundgrube für historische und zeitgenössische Krimiautoren. In Köln ist fast alles möglich. Diebe beklauten 1975 den Dom, ein Geheimagent namens Werner Mauss ermittelte verdeckt und machte die Beute schließlich ausfindig. Aktuell reizen die Nerven der Normalbürger der U-Bahn-Bau und natürlich die Neuschöpfung von Oper und Theater mit spektakulären Explosionen in Bauzeit und Kosten. Wirklich gut lief nur die Wahl des unumstritten beliebten Generalmusikdirektors und Gürzenich-Kapellmeisters, dem künstlerisch gefeierten François-Xavier Roth, dem bürgernahen Hypersympathen, der sich auch nicht zu schade war, vom Dirigierpodest den französischen Schlager „La Mer“ zu singen – weil es gerade so schön passte. Und der mit einem Schellenbaum den Rhythmus zu Alter Musik in den Bühnenboden rammte, weil Musik jeden Alters auch aus mitreißendem Tanz geboren wurde.

Nicht ohne Folgen für Köln blieb die in Frankreich recherchierte Geschichte um unaufgefordert versandte, sogenannte „Dickpics“, also auf dem Smartphone übermittelte Bilder vom besten Stück. Dass Roth die Adressaten aus seinen ihm anbefohlenen Musikerinnen und Musikern rekrutierte, katapultierte diese „Geschmacklosigkeit“ hurtig auf die „MeToo“-Ebene – ein extrem heißes Pflaster. 

Der Maestro wurde in bestem Einverständnis für die Restlaufzeit seiner Ämter entschädigt und beurlaubt. Sein Anschluss-Engagement als Chef beim SWR Sinfonieorchester und Nachfolger des Russland-treuen Teodor Currentzis im kommenden Jahr steht – noch. Ansonsten musste Roth die meisten Pläne aufgeben. Der Sohn des berühmten Pariser Organisten François Daniel Roth hat sich leichtfertig selbst vernichtet.

Gürzenich-erprobte Kollegen übernehmen deshalb die anstehenden Chef-Konzerte. Der Dirigent Lorenzo Viotti steigt seit einem Jahrzehnt beharrlich auf in den höheren Kreis der gefeierten Maestri. Handverlesene internationale Spitzenorchester stehen auf seinem Fahrplan für die nähere Zukunft. Er leitet jetzt die Festkonzerte zur Spielzeiteröffnung (7., 8.9., Kölner Philharmonie).

Mit dem expressiven wie sinnigen Dirigat des Dirigenten und Komponisten Matthias Pintscher hat das städtische Orchester ebenfalls beste Erfahrungen. Er feiert den 150. Geburtstag von Arnold Schönberg mit dessen Musik unter dem Titel „Verbotene Liebe“ (22., 23., 24.9., Kölner Philharmonie).

Olaf Weiden

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