C.R.A.Z.Y.
Kanada 2005, Laufzeit: 127 Min.
Regie: Jean-Marc Vallee
Darsteller: Michel Côté, Marc-André Grondin, Danielle Proulx, Emile Vallée, Pierre-Luc Brillant, Mariloup Wolfe, Jean-Louis Roux, Francis Ducharme, Sébastian Blouin, Félix-Antoine Despatie, Alex Gravel, Hélne Grégoire, Michel Laperriere, Johanne Lebrun, Natasha Thompson, Maxime Tremblay,Jean-Marc Vallee
Die 60er, 70er und 80er Jahre in Québec: Wie überall regiert in den Kinderzimmern die Popkultur. So auch bei Zachary, genannt Zac, der mit der Musik von Pink Floyd den ersten Joint raucht und bei Bowies "Space Oddity" sein erstes Date hat und merkt, dass Mädchen für ihn vielleicht nur gute Freunde bleiben werden. Dass er sich als Kind lieber als Frau verkleidete, als den Bauarbeiter zu mimen, passte dem Vater schon nicht in den Kram. Dass der hübsche Teenager nun aber auch die Mädchen aus seinem Bett verjagt, bestätigt seine Befürchtungen. Die Brüder sind zwar eindeutig auf das weibliche Geschlecht disponiert, an ihnen hat das für französische Chansons schwärmende 'Familienoberhaupt' aber auch wenig Freude. Der Älteste wird zum Junkie, die beiden mittleren Brüder könnten unterschiedlicher nicht sein: Der eine ist eine spießige Leseratte, der andere der stumpfe Sportlertyp. Ein wenig Amélie, ein wenig Reifeprüfung, viele Tagträume und eine mystische Geschichte um angebliche Heilkräfte von Zac: Regisseur Jean-Marc Vallée setzt dem Zuschauer eine bunte Mischung von Coming of Age-Topoi vor, ohne allzu sehr an den Vorbildern zu kleben. Beschwingt und humorvoll erzählt er die Geschichte von Zac, der nicht nur für sich selbst und seine Umwelt die eigene (sexuelle) Identität klären muss, sondern auch im ständigen Behauptungskampf mit seinen Brüdern steht. Und nicht zuletzt kämpft er um die Anerkennung seines Vaters. In manchen Szenen, z.B. wenn der Protagonist sein Coming-Out als Wüstendurchquerung erlebt, wirkt der Film unangebracht aufgeblasen und glatt poliert, und ein etwas minimalistischerer Stil und die Reduzierung auf einige Handlungsstränge hätte der Story mehr Konzentration gebracht. Insgesamt ist Valée aber ein kurzweiliger, popkulturell durchtränkter Film über die (sexuelle) Identitätsfindung gelungen.
(Christian Meyer)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Emilia Pérez
Start: 28.11.2024
The Outrun
Start: 5.12.2024
Here
Start: 12.12.2024
All We Imagine As Light
Start: 19.12.2024
Freud – Jenseits des Glaubens
Start: 19.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025