Samstag, 16. November: In Hagen hat sich in den letzten Jahren ein Kurzfilmfestival etabliert, das in Deutschland seinesgleichen sucht. Das „Eat My Shorts – Hagener Kurzfilmfestival“ fand 2024 nun zum elften Mal statt, nach wie vor organisiert und geleitet von seinem Gründer Bernhard Steinkühler. Dem ist es hier nicht nur gelungen, spannende neue Kurzfilme von den unterschiedlichsten deutschen Filmhochschulen für seinen Wettbewerb zu gewinnen, sondern dank eines beeindruckenden Sponsorings von regionalen Firmen und Organisationen auch insgesamt einen beeindruckenden Abend auf die Beine zu stellen. Wie bereits in den Vorjahren war die zehnköpfige Jury auch in diesem Jahr mit etlichen, teilweise sogar international bekannten Namen besetzt. Den Clou stellte 2024 sicherlich Franco Nero dar, der 1966 in seiner Rolle als „Django“ zum Weltstar wurde, und diese u.a. auch in Quentin Tarantinos Remake „Django Unchained“ mit Jamie Foxx zitieren durfte. Er war nun beim „Eat My Shorts“-Festival nicht nur Jurymitglied, sondern erhielt am Abend auch einen Preis für sein Lebenswerk. Die deutsche Sopranistin Kriemhild Siegel betonte in ihrer Laudatio, dass Nero „Generationen von Zuschauern begeistert“ habe und dabei in einer „Vielzahl von Rollen in unterschiedlichsten Filmgenres“ zu überzeugen verstand. Franco Nero erläuterte, dass ihm das Kino in seiner sieben Jahrzehnte umspannenden Karriere die wunderbarsten Möglichkeiten offenbart habe. „Ich habe in mehr als 30 Ländern gearbeitet und auch fast so viele verschiedene Nationalitäten verkörpert. Das Kino hat mir die Chance gegeben, mit Königen und Königinnen, mit Gouverneuren und Politikern zu dinieren – aber auch mit einfachen Menschen, die sich oftmals als die klügeren erwiesen haben.“
Bester internationaler Filmkomponist
Auch der vor allem im Hollywood der 1980er Jahre erfolgreiche Filmkomponist Harold Faltermeyer („Beverly Hills Cop“) war Teil der 2024er-Jury. Eine Vorführung von „Top Gun: Maverick“ hatte am Vorabend das „Eat My Shorts“-Festival in seiner Anwesenheit eröffnet. Nachdem er sich zusammen mit Franco Nero am Samstag ins Goldene Buch der Stadt Hagen eintragen durfte, zählte er am Abend in der Stadthalle ebenfalls zu den Prämierten. Faltermeyer wurde der Preis als „bester internationaler Filmkomponist“ von seiner langjährigen Freundin Anja Kruse („Forsthaus Falkenau“, „Radio Heimat“) überreicht. Kruse erläuterte in ihrer Laudatio, dass ihre Bekanntschaft 2013 auf eine neue Ebene gehoben wurde, als sich Faltermeyer ihre „beste Freundin Birgitt Wolff geschnappt“ habe, und sie seitdem ebenfalls zu seiner Familie gehöre. „Musik gibt uns Schauspielern Unterstützung und hebt Filme auf ein anderes Niveau“, fuhr Kruse fort und bezeichnete den Geehrten als einen der wichtigsten und erfolgreichsten in der Branche. Harold Faltermeyer selbst war überrascht über den Preis, mit dem er nicht gerechnet hatte. In seiner Danksagung zeigte er sich aber auch kritisch gegenüber der eigenen Branche. „Heute ist man als Komponist der Musik nicht mehr so nahe wie früher. Das hängt auch mit Entwicklungen bezüglich der künstlichen Intelligenz zusammen, denn Sounddesigns ersetzen heutzutage Komponisten mehr und mehr“, so Faltermeyer. Im Trailer-Interview hatte der Komponist zuvor erklärt, dass er schon seit längerem beim Camgaroo-Award für Kurzfilme Jurymitglied sei, bei „Eat My Shorts“ nun allerdings zum ersten Mal. „Beim Kurzfilm hat man nicht so viel Zeit, da gibt es keinen Erklärbär. Da muss man sehr clever mit der Zeit umgehen. Das zeigt dann sehr schnell, ob es jemand draufhat oder nicht“, kommentierte Faltermeyer.
Fünf Preise für Kurzfilme
Zusammen mit seinen JurykollegInnen hatte er am Abend in Hagen dann die schwierige Aufgabe, aus sechs sehr hochwertigen und thematisch ganz unterschiedlichen Kurzfilmen die besten zu küren. Die ersten drei Plätze wurden mit Preisgeldern und Trophäen bedacht. Auf Platz 3 landete Nele Johanns „Maifeld“, der im rheinland-pfälzischen Münstermaifeld auch mit Unterstützung der Film- und Medienstiftung NRW gedreht wurde. Die Regisseurin erzählte in ihrem Abschlussprojekt von der Münchner Hochschule Macromedia an Originallocations die authentische Geschichte ihrer Großmutter, die sich in den 1950er Jahren mit italienischen Gastarbeitern anfreundete. Den zweiten Platz belegte Dietrich Pollaks „Mitera“, der am Abend darüber hinaus auch mit dem Publikumspreis bedacht wurde. Kameramann Jens Christian Teubert sprach beim Filmtalk von „erschwerten Produktionsbedingungen“, weil der Film nicht nur Nachtdrehs beinhaltete, sondern auch einen Hund und einen kleinen Jungen in den Hauptrollen aufwies, was meist zusätzliche Probleme mit sich bringt. „Dank eines ausführlichen Storyboardings und dem detaillierten Nachbau der Locations haben wir diese Schwierigkeiten aber ganz gut gemeistert“, ergänzte der DoP. Den ersten Platz bei „Eat My Shorts“ konnte Lukas Treudler mit seinem an der Hamburg Media School realisierten „Liebe mit Substanz“ gewinnen, der auf witzige Weise ein Gedankenspiel darüber visualisiert, „was unsere Eltern machen, wenn wir auf eine Party gehen“, so der Nachwuchsfilmemacher. Ein weiterer Preis hatte bereits im Vorfeld festgestanden: der „NRW-Filmfeste-Award“ wurde Klara Schmickler und Greta Blaudzun für „pieces“ zugesprochen, der an der Fachhochschule Dortmund entstand und bereits beim „Bundesfestival junger Film“ zu sehen war.
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