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Cheyenne - This must be the Place

Cheyenne - This must be the Place
I/F/IRL 2011, Laufzeit: 118 Min., FSK 12
Regie: Paolo Sorrentino
Darsteller: Sean Penn, Frances McDormand, Judd Hirsch, Eve Hewson, Kerry Condon, Harry Dean Stanton, David Byrne
>> www.cheyenne-derfilm.de

Bildgewaltiges Drama

Traurige Figur
„Cheyenne – This must be the place”
von Paolo Sorrentino

Er hat mit den Stones gesungen und war ein erfolgreicher Rockstar – jetzt ist er fünfzig und lebt zurückgezogen in seiner Villa in Dublin. Seit mehr als zwanzig Jahren ist es still um Cheyenne (Sean Penn), und inzwischen sieht er aus wie die Karikatur seiner selbst: schwarze Mähne, Kajal-verschmierte Augen, Falten und eine gebrochene Fistelstimme, die der einstige Rockstar nur noch bemüht, um mit seiner lebenslustigen Frau (Frances McDormand) zu kommunizieren. Den Rest des Tages trottet er beinahe schlafwandlerisch durch seinen Besitz, sitzt verloren in der Ecke, wirkt debil, depressiv, auf Drogen. Die Nachricht vom Tod seines Vaters in New York bildet schließlich den Impuls für einen Aufbruch: Gefangen in seiner Vergangenheit, genauer – Kindheit – lässt Cheyenne Haus und Frau zurück und reist nach Amerika. Dort erfährt er, dass sein Vater bis zuletzt seinen einstigen KZ-Peiniger suchte. Cheyenne folgt der Spur.

Der Film braucht seine Zeit. Zeit, die man benötigt, um die Hauptfigur einigermaßen greifen zu können. Bis man weiß, dass Cheyenne mehr ist als eine infantile Witzfigur. Nämlich eine tief traurige Witzfigur. Nach und nach füttert uns das Drama mit Fragmenten der Vergangenheit, die den Typus erklären, den Sean Penn da so beeindruckend enthoben auf die Leinwand bringt. Ein Star, der auf dem Höhepunkt seiner Karriere tragisch erstarrte. Der Jahrzehnte später endlich damit beginnt weiterzuleben. Der schlaff, aber zielgerichtet durch die Vereinigten Staaten wandert, immer den wackligen Trolley hinter sich herziehend, über Teer und Stock und Stein. Der ausgerechnet in die USA reist, um erwachsen zu werden. Der dort Menschen begegnet. Menschen und Freaks: Geschichtslehrer, Nazijäger und David Byrne.

Dublin, New York, New Mexico, Utah: „Cheyenne – This must be the place“ ist ein atemberaubendes Roadmovie, dessen Magie sich nicht allein durch Sean Penns Spielkunst manifestiert, sondern ebenso durch die Inszenierung Paolo Sorrentinos. Der italienische Regisseur bewies bereits mit „Il Divo – Der Göttliche“ sein kraftvolles, eigenwilliges kreatives Potential. Seine erste US-Produktion entwickelt einen vergleichbar audiovisuellen Sog, dem man sich nur schwerlich entziehen kann. Spätestens in den Staaten scheint die Kamera immer in Bewegung, schwebt unter, neben, über dem Helden in magischen Bildern und Perspektiven. Es scheint anfangs so, als vernachlässige Sorrentino gar ein wenig die Story für seine Bild- und Sound-Collage. Doch am Ende weiß man, der Eindruck hat getäuscht. Und man hat vielmehr das Verlangen, den Film noch einmal zu sehen. Das Drama ist Sorrentinos erster künstlerischer Ausritt in die USA, und er hat damit die dortige filmische Landschaft bereits bereichert. Wir sind gespannt, wohin es ihn als nächstes verschlägt.

Cannes 2011: Preis der ökumenischen Jury

(Hartmut Ernst)

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