Cinemania
Deutschland/USA 2002, Laufzeit: 80 Min.
Regie: Angela Christlieb, Stephen Kijak
Darsteller: Jack Angstreich, Roberta Hill, Bill Heidbreder, Harvey Schwartz, Eric Chadbourne
Sie heißen Jack Angstreich, Eric Chabourne, William Heidbreder, Roberta Hill und Harvey Schwartz, und sie haben mehreres gemeinsam: sie sind absolute Filmfreaks. Ihren Tagesablauf richten sie nach den Kinoprogrammen, fünf und mehr Filme sehen sie pro Tag. Dabei müssen sie ganz genau planen, wann der einzelne Film läuft, wie lang er ist, wie weit die verschiedenen Kinos von einander entfernt sind, damit man den Anfang oder das Ende nicht versäumt. Sie leben in einer Welt, in der die Straßen und öffentlichen Verkehrsmittel nur zum Transport zum nächsten Film dazusein scheinen. Dabei muss man auch genau rechnen, wieviel Geld noch übrigbleibt, wenn man die Kosten für die Kinokarten abgezogen hat. Denn alle leben sie am Rande des Existenzminimums, aber die Kinofiktionen helfen ihnen ständig dabei, die finstere Seite des Lebens zu überwinden. Der Hauptunterschied der einzelnen Filmfans liegt darin, dass der eine nur ganz neue Filme sehen will, während der andere sein Programm thematisch ausrichtet. Einer bevorzugt die europäischen Klassiker wie Michelangelo Antonioni oder Alain Resnais, der andere mag nur die neuen amerikanischen Filme. Angela Christlieb und Stephen Kijak haben diese New Yorker Filmfreaks befragt, beobachtet und das zwanghafte Verhaltens eines jeden sehr genau festgehalten. Die Filmemacher betrachten ihre Protagonisten mit Zuneigung und Wohlwollen, und aus dem Mosaik der verschiedenen Aussagen ergibt sich ein Bild der einzelnen Charaktere. "Ich hatte seit Jahren keinen Sex, dafür aber sah ich eintausend Filme" sagt einer, und dabei fällt auf, dass es leichter ist, sich mit ihnen über ihr Leben, ihren Alltag, ihre Versäumnisse und den Umgang mit der täglichen Armut zu unterhalten, als über die Beurteilung von Filmen, die ihnen absolut heilig sind. Das sind kleine, feine Geschichten, ganz einfach in ihren Strukturen und in ihrer so schlichten Handfestigkeit. Dabei wird die Tragik solcher trauriger gesellschaftlicher Lebensformen gesehen, aber ohne jede falsche Moral, ohne Wertung. Dennoch aber empfindet der Zuschauer eine Art Mitgefühl angesichts des Ghettos, in dem diese Menschen leben, sicher ein selbst gewähltes und doch vorgezeichnetes Ghetto in dem die Frau und vier Männer leben. Da offenbart sich so etwas wie ein ganze eigene, umschlossene Welt, in die kaum jemand eindringen kann, die Unterhaltung sind auf ein Mindestmass reduziert, wenn sie sich begegnen und beobachten. Da gibt es gelegentlich Verbindungen bei den großen Romanfilmen, wo gut und böse, Liebe und Tod in einfach gerechten Schemen zu Tränen rühren.
(Heiko R. Blum)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025
Queer
Start: 9.1.2025
September 5
Start: 9.1.2025
We Live In Time
Start: 9.1.2025
Armand
Start: 16.1.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025
Das kostbarste aller Güter
Start: 6.3.2025