Dark Shadows
USA 2012, Laufzeit: 112 Min., FSK 12
Regie: Tim Burton
Darsteller: Johnny Depp, Michelle Pfeiffer, Helena Bonham Carter, Eva Green, Jonny Lee Miller, Chloe Moretz, Gulliver McGrath, Jackie Earle Haley, Bella Heathcote, Thomas McDonell, Christopher Lee, Alice Cooper
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Parodistischer Genrespuk
Blasse Typen
„Dark Shadows“ von Tim Burton
Da ist er also, der neue Streich von Tim Burton, dem ewig infantilen Gruselonkel aus Amerika. Der Meister des absurden Spuks ohne Grusel liefert Bewährtes: Düsterer Hochglanz, Gothic Style, salopper Witz, Genrezitate. Vampire, Geister, Hexen, mackenbesetzte Mitmenschen. Johnny Depp und Helena Boham Carter sind wieder mit dabei, und Danny Elfman am Dirigentenpult.
Ort des Geschehens ist das Gut Collinwood Manor, ein Schloss, das über einer kleinen amerikanischen Hafenstadt thront. Wir schreiben das Jahr 1972, Victoria (Bella Heathcote), eine junge Frau aus New York, heuert als Kindermädchen an und wird mit dem Zuschauer Zeuge der haarsträubenden Vorkommnisse in den alten Gemäuern, in denen die letzten vier Nachkommen der Familie Collins hausen. Bei Grabungen wird ein weiteres Familienmitglied ans Tageslicht befördert: Vampir Barnabas Collins (Johnny Depp), der 196 Jahren in einem Sarg gesperrt ausharrte.
Unsterblichkeit samt Beisserchen hat er dem Fluch der hübschen, aber rachsüchtigen Hexe Angelique (Eva Green) zu verdanken, die er dereinst verschmähte – und die auch im 20. Jahrhundert noch immer auf ihn wartet. Doch zuerst einmal wird der blasse, blutdurstige Beau bei der Verwandtschaft (u.a. Michelle Pfeiffer) vorstellig.
Tim Burton hantiert wie gewohnt mit hübsch verschrobenen Stars, stimmungsvollen Sets und liebevollen Details. Atmosphäre und Darsteller überzeugen in diesem Abenteuer, der Humor speist sich hauptsächlich aus der Konfrontation des Barnabas mit der Zeit, in der er erwacht: Das Jahr 1972, in dem der wiederauferstandene Gutsherr unerwartet Hippies und sonstigem Fortschritt, der zwischen Emanzipation, den Errungenschaften der industriellen Revolution und Makramee gelagert ist, begegnet. Der Held macht sich nun daran, das Schloss auf Vordermann zu bringen, die zerstrittene Familie zu einen und die Herrschaft über die Fischgewinnung wiederzuerlangen. Die befindet sich nämlich mittlerweile in den Händen von Angelique, der rachsüchtigen Hexe.
Johnny Depp bietet, ähnlich wie in seiner Rolle als Captain Jack Sparrow, bewährt charmantes Kindertheater. Auch Burton behält seinen bübischen Humor, vergisst aber bei all der Opulenz und Maskerade die Handlung. Keine Figuren, keine Beziehungen, keine Konflikte werden ausreichend vertieft, so dass einen die Romanze ebenso kalt lässt wie ein irgendwann behaupteter Vater-Sohn-Konflikt. Der Film beruht auf einer US-Fernsehserie (1966-71), und Burtons Werk erweckt den Anschein, als habe man eine ganze Serienstaffel in 110 Minuten Film gepresst: Die Typen aus dem Gruselreich sind nicht nur äußerlich blass. Der Humor gibt sich mal gewitzt, mal angestaubt und über weite Strecken so albern, dass man wiederholt das Gefühl hat, man säße in einer seichten „Scary Movie“-Fortsetzung, nur eben mit Stars und in Hochglanz.
Unterm Strich bleibt eine atmosphärische und optisch ansprechende, ansonsten durchschnittliche Genreparodie mit Tim-Burton-Stempel.
(Hartmut Ernst)
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