Das Orangenmädchen
N/D/E 2009, Laufzeit: 88 Min., FSK 6
Regie: Eva Dahr
Darsteller: Annie Dahr Nygaard, Mikkel Bratt Silset, Harald Thompson Rosenstrøm
Als der Halbwaise Georg zu einer Reise in den Norden aufbricht, um einen Kometen zu beobachten, liest er zum ersten Mal Briefe, die ihm sein Vater im Angesicht des nahenden Todes geschrieben hat.
Auch einem deutschen Publikum ist der Name des norwegischen Schriftstellers Jostein Gaarder vertraut, denn mit dem philosophischen Jugendroman „Sophies Welt“ hat er Mitte der 1990er Jahre insbesondere hierzulande einen bedeutenden Erfolg verbuchen können. Die Verfilmung des über 30 Millionen mal verkauften Buches indes war weit weniger erfolgreich. Nichtsdestotrotz sind aber auch Gaarders andere Veröffentlichungen zu Bestsellern geworden, „Das Orangenmädchen“ beispielsweise wurde in 43 Sprachen übersetzt. Die filmische Adaption dieses Buches ist nun ungleich besser gelungen als die von „Sophies Welt“, wahrscheinlich, weil die Vorlage schon viel filmischer angelegt ist und geradezu danach schreit, in große Bilder umgesetzt zu werden.
Erzählt wird in „Das Orangenmädchen“ die Geschichte zweier junger Männer. Der eine ist der mitten in der Pubertät steckende Georg (Mikke Bratt Silset), der die Erinnerungen an seinen früh verstorbenen Vater weitgehend verdrängt hat und nur noch durch die gemeinsame Liebe zur Astronomie eine Verbindung zu seinem Erzeuger zu haben scheint. Kurz bevor er wegen eines Kometen in den Norden aufbricht, tauchen Briefe seines Vaters Jan-Olav (Harald Thompson Rosenstrøm) auf, in denen er seinem kleinen Sohn von der mystischen Begegnung mit einem „Orangenmädchen“ (Annie Dahr Nygaard) erzählt, der großen Liebe seines Lebens. Georg lernt durch die Briefe seinen Vater nicht nur richtig kennen, sondern erhält auch entscheidende Tipps für eine Romanze, die sich mit der hübschen Stella (Emilie K. Beck) gerade anzudeuten beginnt. Die renommierte norwegische Filmemacherin Eva Dahr weiß in ihrem Film geschickt, die Spannung zu schüren. Die beiden Handlungsstränge um Georg und seinen Vater sind überzeugend miteinander verquickt, hinzu kommt eine dritte Zeitebene, in der Vater und Sohn gemeinsam auftreten, Erinnerungssplitter des jungen Georg aus einer lange zurückliegenden Zeit. Wie von Stoffen Jostein Gaarders nicht anders gewohnt gibt es auch in „Das Orangenmädchen“ eine philosophische Komponente. Durch den frühen Tod Jan-Olavs gibt es Ansatzpunkte zu der Sterblichkeit des Menschen und der damit einhergehenden Endlichkeit der Liebe. Es wird über den Antagonismus zwischen Schicksal und Zufall philosophiert, der mit der romantisch erzählten Liebesgeschichte eng verwoben ist. Daher gelingt der Spagat, die poetische Vorlage nicht in Sentimentalitäten abgleiten zu lassen und sie einem jugendlichen wie erwachsenen Publikum gleichermaßen überzeugend nahebringen zu können. Dazu tragen auch die sympathischen Darsteller nicht unerheblich bei, insbesondere die junge Annie Dahr Nygaard, die Nichte der Regisseurin, die in der Titelrolle an eine junge Angelina Jolie erinnert und einen geheimnisvollen Zauber verströmt, dem nicht nur Jan-Olav erliegt.
(Frank Brenner)
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