Das Wunder von Bern
Deutschland 2003, Laufzeit: 117 Min., FSK 6
Regie: Sönke Wortmann
Darsteller: Peter Lohmeyer, Louis Klamroth, Lucas Gregorowicz, Katharina Wackernagel, Johanna Gastdorf, Mirko Lang, Birthe Wolter, Peter Franke, Knut Hartwig, Sascha Göpel, Holger Dexne, Martin Bretschneider, Kai Schäfer, Jo Stock, Andreas Barth, Simon Verhoeven, Sylvester Pezena
Auferstanden aus Ruinen. 1954, neun Jahre nach "Deutschland im Jahre null". Ein Tor aus heiterem Himmel und ein ganzes Volk feiert sein Comeback. Eben noch am Boden ziehen 11 Freunde aus, um - einem Wunder gleich - Deutschland zum Weltmeister zu 'schießen'.Deutschland, dein FußballmärchenDie Geschichte ist eine hinlänglich bekannte. Genauso wie ihre Hauptdarsteller: Fritz Walter, unumstrittener Kapitän des legendären Teams, Sepp Herberger, der mit seinen Weisheiten den deutschen Fußball prägen sollte, und natürlich Uwe Rahn, der das Runde erst entscheidend im Eckigen unterbrachte und die geschlagene Nation in einen wahren Freudentaumel versetzte.Soweit das Wunder! Doch auch den tristen Hintergrund hat Sönke Wortmann in seinem Heldenepos nicht vergessen. Im Gegenteil, schließlich verleiht dieser dem Drama erst die epische Breite. Trümmerfrauen schuften. Russische Kriegsgefangene tröpfeln physisch wie psychisch zerstört über die neu definierten Grenzen. Kinder kennen ihre Väter nicht. Wie: Christa Lubanski, die mit ihrer Kneipe die Familie über Wasser hält. Ihr Mann Richard, der neun Jahre nach Kriegsende die Welt nicht mehr versteht. Und ihr Sohn Matthias, der in Rahn seinen Vaterersatz gefunden hat.Geschickt verknüpft Wortmann die gesellschaftliche Misere anhand seines Familienbeispiels mit dem wundersamen Erfolgserlebnis zu dem Heldenepos, auf das ganz Fußball-Deutschland gewartet hat. Dramaturgisch perfekt, dass dem Fan die Tränen in die Augen steigen. Vor Komik, wenn Herberger seine Sinnsprüche einer Putzfrau klaut. Vor Mitgefühl, wenn das Familiendrama seinen Lauf zu nehmen droht. Vor Glück, wenn schlussendlich 'die Kugel ins Herz' der übermächtigen Magyaren dringt, sich alles in Wohlgefallen auflöst. Und hier liegt das Problem: Schildert Wortmann zu Beginn noch eindringlich die sozialen Umstände im Nachkriegsdeutschland, verdrängt er im Angesicht des 'finalen Sieges' getreu der Geschichtsschreibung, dass sich weiß Gott nicht alles in derartiger Eintracht aufgelöst hat. Abgesehen davon, dass das Schicksal der unterlegenen Ungarn ohne Belang erscheint. Selber wirschaftlich wie politisch am Boden, stürmten diese dereinst sogar den Radiosender, weil sie sich mal wieder von ihrer allmächtigen Obrigkeit hinters Licht geführt fühlten. Aber: So spielt der Fußball, so spielt das Leben. Auf der Gewinnerseite.
(Lars Albat)
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