Der Affront
Frankreich, Zypern, Belgien, Libanon, USA 2017, Laufzeit: 109 Min., FSK 12
Regie: Ziad Doueiri
Darsteller: Adel Karam, Julia Kassar, Kamel El Basha
>> www.alpenrepublik.eu/affront.html
„So fangen Kriege an“
Matt513 (266), 04.11.2018
Völlig zu Recht war dieser Film letztes Jahr für den Auslands-Oscar nominiert, das erste Mal für den Libanon überhaupt.
Unterstützt von der hervorragenden Kameraführung Fiorillis, entwickelt Regisseur Doueiri aus einer Petitesse eine dichte, eindringliche Studie über die Verwerfungen, die der palästinensische Exodus sowie der folgende Bürgerkrieg im Nahen Osten hinterlassen hat. Die ethnischen Konflikte, die hier im Film eine halbe Staatskrise entfachen, sind im Libanon womöglich immer noch präsent und müssen wie schlafende Drachen gemieden werden. Für die, die nicht sattelfest in den Abläufen des ersten libanesischen Bürgerkriegs ab 1975 sind, liefert der Film das, was für die Handlung zählt, im Schnelldurchgang mit.
Darüber hinaus geblickt, ein Gleichnis über Sturheit und Argwohn; Eigenschaften, welche in diesen archaisch geprägten Gesellschaften pathologisch sind. Wer das erste Unrecht beging - vermutlich weder bekannt noch von Belang. Man destilliert den Haß über Jahrzehnte. Vergebung ohne Vorbehalt wäre eine rare Chance auf einen Ausweg.
Auch handwerklich ist der Film auf hohem Niveau. Das fand ich bei den Szenen im Gerichtssaal fast ein bißchen zu viel des Guten, weil er hier wie eines dieser US-amerikanischen Gerichtsdramen wirkt. Seine stärkeren Augenblicke erlebt er im ersten Teil, häufig mit Handkamera realisiert, wenn Doueiri z.B. in den Straßenszenen feines Gespür für die dynamischen Abläufe in Personengruppen beweist.
Schön, daß der Film weitere Spielzeit bekommen hat. Es wäre kein Desaster, wenn Sie reingingen :).
Ein Desaster
woelffchen (597), 28.10.2018
Der Titel weist schon auf ein Desaster hin, und der ganze Film ist letztlich ein Desaster. Man kommt nur schwer klar mit den Positionen der handelnden Figuren. Ein heilloses Durcheinander, ein rasantes Tempo – man kommt kaum dazu, Luft zu holen und die Ereignisse einzusortieren. Hier stimmt wieder der alte Grundsatz: Ein guter Film braucht als erstes ein gutes Drehbuch, und im Handlungsbereich – nicht zuviel und nicht zu wenig. Pausen und ruhige Einstellungen sind genauso wichtig wie action. Hier wäre weniger mehr gewesen. Fazit: Nicht empfehlenswert.
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