Die Kairo Verschwörung
Schweden, Frankreich, Finnland 2022, Laufzeit: 121 Min., FSK 12
Regie: Tarik Saleh
Darsteller: Tawfeek Barhom, Fares Fares, Mohammad Bakri
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Interessante Einblicke in eine fremde Kultur
Der neue Groß-Imam
„Die Kairo Verschwörung“ von Tarik Saleh
Auf eine über eintausendjährige Geschichte kann die al-Azhar-Moschee im islamischen Stadtkern der ägyptischen Hauptstadt Kairo zurückblicken. Bei ihrem Bau im Jahr 970 war sie erst die zweite Moschee der Stadt und wurde bald zur Keimzelle wissenschaftlicher Studien. Im Laufe der Jahrhunderte enzwickelte sich daraus die al-Azhar mit den angeschlossenen Universitäten, eine der international bedeutendsten islamischen wissenschaftlichen Institutionen. Lange Zeit konnte sie sich einen exzellenten Ruf bewahren, wurde weltweit aufgrund ihrer moderaten bis progressiven Ansichten geschätzt und immer wieder von internationalen Regierungen als wichtige Anlaufstelle geschätzt. Erst in den vergangenen Jahrzehnten hat die al-Azhar ihre Unabhängigkeit ein Stückweit verloren und wird seit den 1960er Jahren vom ägyptischen Staat finanziell unterstützt. Während des Arabischen Frühlings öffnete man sich für weitere neue Institutionen, doch nach 2013 wurden die Haltungen der al-Azhar-Universität zunehmend kontrovers aufgenommen, da sie mehr und mehr zum Spielball politischer Interessen wurde und dabei ihre moralische Autorität einbüßte.
Der junge Fischer-Sohn Adam (Tawfeek Barhom) erhält aufgrund seiner vorbildlichen Ausbildung die Chance, an der renommierten al-Azhar-Universität in Kairo zu studieren. Auf dem Campus macht er die Bekanntschaft eines jungen Mannes, der kurz darauf ermordet wird. Da es sich bei Zizo um einen Spion von Oberst Ibrahim (Fares Fares) von der Staatssicherheit gehandelt hatte, wird nun bald Adam von diesem kontaktiert. Er soll an Zizos Stelle treten und die Wahl des neuen Groß-Imams als Spitzel vor Ort beeinflussen, weil die ägyptische Regierung nicht möchte, dass der bisherige Favorit Scheich Al Durani (Ramzi Choukair) diese Position bei der internen Wahl erhalten soll. Der junge Adam beginnt ein riskantes Doppelspiel zwischen den politischen und den religiösen Machthabern seines Landes.
Es ist eine fremde, dem westlichen Zuschauer weitgehend unbekannte Welt, in die uns Tarik Saleh („The Contractor“) in seinem neuen Film „Die Kairo Verschwörung“ entführt. Der schwedische Filmemacher, der mittlerweile auch in Hollywood erfolgreich ist, hat selbst ägyptische Wurzeln und durch seinen Großvater, der an der al-Azhar-Universität studierte, auch einen persönlichen Bezug zu dieser Institution. Obwohl er in seinem Film eine fiktive Geschichte erzählt, ist vieles davon den aktuellen Gegebenheiten vor Ort abgeschaut und könnte sich in ähnlicher Form durchaus so abspielen. Salehs Film beginnt als klassisches Drama, wenn ein junger Mann mit einfacher Herkunft in die große Welt gespült wird, entwickelt sich dann aber schon rasch zu einem wirkungsvollen Politthriller, in dem die komplizierten Ränkespiele zwischen religiösen und politischen Leitfiguren die spannende Grundlage des Films liefern. Wenn man konzentriert und mit Interesse an der komplexen Geschichte dranbleibt, wird man mit einem ungewöhnlichen und aktuellen Filmstoff belohnt.
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