Die verlorene Ehre der Katharina Blum
BRD 1975, Laufzeit: 106 Min., FSK 16
Regie: Volker Schlöndorff
Darsteller: Angela Winkler, Mario Adorf, Dieter Laser, Heinz Bennent, Jürgen Prochnow, Hannelore Hoger
Im Mahlstrom
Kinokeule (541), 16.10.2007
Wahrscheinlich war es Notwehr, was Heinrich Böll und im Folgenden die Filmemacher Volker Schlöndorf und Margarete von Trotta veranlasste in dieser Art und Weise gegen die Bild Zeitung vorzugehen.
Der Film entstand noch 2 Jahre vor dem sogenannten ?Deutschen Herbst? und zeigt bereits eine gesellschaftliche Hysterie, die durch die Bildzeitung befeuert wurde. Zur Auflagensteigerung und unter dem Deckmantel der Pressefreiheit war jedes Mittel recht und es wurde eine Angst geschürt, die auf Lügen und lächerlichen Annahmen fußte.
Die Staatsmacht wird als kopflos und jenseits aller Verhältnismäßigkeit gezeigt. Sogenannte Liberale sind ohne Rückgrat und die Nachbarschaft verwandelt sich in Blitzesschnelle in einen unkontrollierbaren Mob.
Das alles ist so holzschnittartig angelegt, dass der Film heutzutage einiges Kopfschütteln hervorruft. Keine Frage, wer hier gut und wer hier böse ist. Er gibt damit auch ein gutes Beispiel für die Unversöhnlichkeit der Staatsgewalt und einer radikalen Linken in den Siebzigern wieder. Zum Dialog haben die Filmemacher dabei nicht beigetragen, was ihnen den Vorwurf der geistigen Mittäterschaft an den Morden der RAF eintrug.
Der Film trägt somit ein mächtiges Paket auf seinen Schultern. Abseits davon sind die schauspielerischen Leistungen hervorragend und man kann allerlei bekannte Gesichter wiederentdecken. Es wird eine große Realitätsnähe gesucht. Handwerklich gibt es wenig auszusetzen, auch wenn der Ton etwas angestaubt ist.
Der Film bietet aber einen makaberen aktuellen Bezug, da der Abbau von bürgerlichen Rechten im Zuge der aktuellen Terrorismusgefahr wieder aktuell geworden ist. Und wenn morgen auf irgendeinem Marktplatz eine Bombe detonieren würde, fände man sich vielleicht schneller in einer Welt wieder, die dieser Film vor 30 Jahren beschrieb und die heute weit weg erscheint.
(5 Sterne)
Beeindruckend
bensi (120), 03.06.2004
Der Roman sarkastisch, sachlich und ein bischen trocken, der Film wahnsinnig gut gelungen.
Obwohl sehr eng an der Vorlage verfilmt gibt der Film dem Thema doch die im Buch vermisste Dramaturgie. Da er sich viel mehr auf Katharina Blum konzentriert, fehlen zwar einige der beißend komisch beschriebenen Szenen um das Ehepaar Blorna, doch dafür bekommt die Hauptfigur etwas mehr Ausdruck.
Grandios gespielt von Angela Winkler und Mario Adorf darf mal wieder das Ekel spielen.
Dann schonmal gut: Der Film spielt in Köln!
Auch hier wird deutlich, das die Deutschen zwar mieserables TV-Programm machen, aber dafür sehr gute Kinofilme!
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