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Dreiviertelmond

Dreiviertelmond
D 2011, Laufzeit: 94 Min., FSK 6
Regie: Christian Zübert
Darsteller: Elmar Wepper, Mercan-Fatima Türköglu, Marie Leuenberger, Katja Rupé, Ivan Anderson, Özay Fecht, Bernd Regenauer
>> www.dreiviertelmond.de/

Beseeltes Drama

Guter Onkel
„Dreiviertelmond“
von Christian Zübert

Nach dreißig Jahren Ehe mit seiner Christa heißt es für Taxifahrer Hartmut

Mackowiak (Elmar Wepper) plötzlich: Aus! Christa (Katja Rupé) ist den unverbesserlichen, fränkischen Dickkopf leid. Und von Tochter Verena (Marie Leuenberger, „Die Standesbeamtin“) gibt es Vorwürfe statt Trost und Einlenken. Während sich Hartmuts Ex von dannen macht, gesellt sich ein anderes weibliches Wesen in sein Leben, genauer: das sechsjährige türkische Mädchen Hayat (Mercan Türkoglu). Die sitzt nämlich schon bald, zuerst mit ihrer Mutter, schließlich allein bei ihm im Taxi und zwingt den kleingeistigen Stammtischbruder widerwillig in die Rolle des Kindermädchens. Darauf hat Hartmut allerdings so gar keine Lust. Er muss jedoch schon bald feststellen: Die Kleine lässt so schnell nicht los.

Wer Elmar Wepper lediglich mit Uschi Glas und Fernsehfilmen assoziierte, wurde spätestens mit Doris Dörries „Kirschblüten - Hanami“ eines Besseren belehrt. „Dreiviertelmond“ setzt noch eins drauf. Elmar Wepper (67) spielt sich immer mehr in die Riege bedeutungsvoller deutscher Kinodarsteller und lässt Uschi Glas ebenso weit hinter sich wie seinen Bruder Fritz, den ewigen Fernsehserien-Helden. Elmar Weppers bewegendes Spiel des grantigen Rüpels mit Herz hat Größe, er verkörpert den Taxifahrer in allen Nuancen überzeugend, von erheiternden Makeln bis hin zur schmerzlichen Tiefe. Gleiches gilt für die kleine Mercan Türkoglu, die für diesen Film via Facebook entdeckt wurde: Mit unverfälschter Natürlichkeit spielt das Mädchen den Widerpart des kurzsichtigen Deutschen, der mit großen Augen, kindlichem Trotz und unverfälschtem Herz dem Leben seines vorübergehenden Beschützers neue Impulse versetzt. Und in Sachen Hartnäckigkeit kann Hayat vermutlich nur noch der kleine Pepe aus „Asterix in Spanien“ das Wasser reichen. Mercan Türkoglu spielt so zauberhaft hinreißend, dass sich „Lammbock“-Regisseur Christian Zübert merklich wiederholt mit der Kamera in ihrem Blick verliert. Aber das zu Recht, effektiv und niemals aufdringlich. Ansonsten findet Zübert, der gerade als Drehbuchautor („Neue Vahr Süd“) und Regisseur („Tatort – Nie wieder frei sein“) zweifach mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurde, mit sicherer Hand und ohne Bruch das Gleichgewicht zwischen Drama und Komödie. Und das so unverfälscht, dass es einen mal hier und mal dort zu Tränen rührt. Ein-, zweimal mag Zübert den Bogen unnötig didaktisch überspannen, wenn es um deutsche Vorurteile in Bezug auf türkische Mitbürger geht. Insgesamt aber findet der Regisseur und Autor für jede Szene den passenden Ton. Das gilt auch für die eingängige Filmmusik von Annette Focks („Vier Minuten“), die sich folkloristisch inspiriert der süddeutschen Seele annähert, ihrem einfühlsamen Soundtrack aber auch mal spanische oder texanische Akzente verleiht.

„Dreiviertelmond“ ist ein berührendes Kinoerlebnis, ein emotionales Wechselbad, eine beseelte Reise, die kein aufgesetztes Happy End bemüht, um sich in stiller Zuversicht in den Abspann aufzulösen.

(Hartmut Ernst)

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