Ein Glücksfall
Großbritannien, Frankreich 2023, Laufzeit: 96 Min., FSK 12
Regie: Woody Allen
Darsteller: Lou de Laâge, Melvil Poupaud, Niels Schneider
>> www.weltkino.de/filme/ein-gluecksfall
Woody Allens weises Alterswerk
Die dunklen Seiten der Liebe
„Ein Glücksfall“ von Woody Allen
Mit seinem 50. Spielfilm stellt der mittlerweile 88jährige Woody Allen nach 12 Jahren wieder Paris in den Mittelpunkt eines Films. Diesmal mit einem ausschließlich französischen Cast und in französischer Sprache gedreht. Aber es ist nicht wie in „Midnight in Paris“ (2011) ein nostalgischer Blick auf die Stadt der Liebe, sondern eher eine liebevolle Reminiszenz an die „Nouvelle Vague“ und ihren entlarvenden Blick auf das französische Bürgertum. Woody Allens Paris ist nur präsent durch seine schönen Gärten. Der Rest spielt sich in luxuriösen Stadtwohnungen und Landhäusern ab. Schon bald hat man das Gefühl, in Allens Hauptfigur Fanny eine junge Helene aus Claude Chabrols Meisterwerk „Die untreue Frau“ wiederzuerkennen: Hier wie da regieren hinter der schönen (Ehe-)Fassade Frust und Langeweile. Beide Frauen stürzen sich in eine Affäre mit einem jungen Schriftsteller und die „Gehörnten“ engagieren einen Privatdetektiv, ehe sie selbst zur Rache schreiten…
Der „Salonlöwe“ Jean verdient mit undurchsichtigen Geschäften sein Geld („Reiche Leute kommen zu mir, um noch reicher zu werden“), ist aber im Grunde ein „großer Junge“ geblieben, dessen ganzer Stolz seine Märklin-Modell-Eisenbahn aus den 1950er Jahren ist, die ein eigenes Zimmer in seinem Luxus-Appartement hat. Mit dem gleichen Besitzerstolz behandelt er seine viel jüngere Ehefrau Fanny, die er mit kostspieligen Geschenken überhäuft, aber auch immer misstrauisch bei ihren beruflichen und privaten Schritten verfolgt. Fanny, die in einem Auktionshaus arbeitet, fühlt sich in seiner Gesellschaft immer mehr wie eine Trophäe und flüchtet sich in die Arme ihres Freundes Alain aus Studienzeiten. Just in dem Moment, als sie sich Jean offenbaren will, verschwindet Alain spurlos - und es bleibt Fannys Mutter Camille, die leidenschaftlich für Georges Simenons Romane schwärmt, überlassen, Licht in die dunklen Seiten der Liebe zu bringen.
Wer auf eine französische Version der ständigen, amourösen Verwicklungen in den „Stadtneurotiker“-Filmen Woody Allens und deren selbstironischen Biss gehofft hat, wird vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Andererseits steht die unaufgeregte französische Eleganz, die hier über den Bildern liegt, dem „weiser“ gewordenen Alterswerk Woody Allens ganz gut. Eingetaucht in die lichtdurchfluteten Herbst- Bilder Vittorio Storaros, den flüssigen Schnitt von Alisa Lepselter, Woody Allens gewohnt stimmungsvollen Griff in seine Jazz-Platten-Sammlung und getragen von einer launig aufspielenden Darsteller:innen-Riege, entwickelt sich ein kurzweiliger Krimi mit überraschenden Wendungen. Niels Schneider (Alain) und Lou de Laâge (Fanny) führen dabei den Zuschauer durch ihr charismatisches Zusammenspiel sanft selbst über den „Abgrund“ der Geschichte hinweg. Sogar dem Bösewicht Jean geht man durch Melvil Poupauds charmantes Spiel bisweilen auf den Leim. Und Valérie Lemercier (Camille) beweist mit ihrem nuancierten Spiel wieder einmal, dass sie zu den profiliertesten Schauspielerinnen Frankreichs gehört.
Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Konklave
Start: 21.11.2024
Emilia Pérez
Start: 28.11.2024
The Outrun
Start: 5.12.2024
Here
Start: 12.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025
September 5
Start: 9.1.2025
Like A Complete Unknown
Start: 27.2.2025