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Eine fatale Entscheidung
Frankreich 2005, Laufzeit: 93 Min.
Regie: Xavier Beauvois
Darsteller: Nathalie Baye, Jalil Lespert, Roschdy Zem, Antoine Chappey, Jacques Perrin, Bruce Myers, Patrick Chauvel

Antoine kommt frisch von der Polizeischule zur Kriminalpolizei in Paris. Dort wird er der ehemaligen Alkoholikerin Caroline Vaudieu unterstellt. In dem ungleichen Team entsteht eine emotionale Mutter-Sohn-Beziehung. "Die Realität sollte meine Inspiration sein", sagt Regisseur Beauvois über seinen neuen Film "Eine fatale Entscheidung". Ein Thriller im Polizeimilieu sollte es sein, aber sämtliche Genreklischees wollte er dabei umschiffen. Beauvois legte im Vorfeld viel Wert auf Recherchearbeit, begleitete gar die Arbeit eines Freundes in der Mordkommission für mehrere Monate. Das Ergebnis ist ein Film, dessen klassisches Motiv eines Verbrechens zwar nicht komplett in den Hintergrund tritt, aber doch nur eine Ebene neben der sehr realen Schilderung der Polizeiarbeit und der intimen Darstellung der emotionalen Befindlichkeit der Protagonisten ist. Im Mittelpunkt des Films steht der unbedarfte, naive Neuling Antoine, der neben der alt gedienten Kommissarin Caroline Vaudieu in das Handwerk der Kriminalistik eingeführt werden soll. Antoines naiver Optimismus und Carolines desillusionierte Abgeklärtheit könnten nicht unterschiedlicher sein, um so mehr ziehen sich die beiden an. Caroline, die nach wie vor um ihren verstorbenen Sohn trauert, der nun etwa gleich alt wäre wie Antoine, wird von dessen Optimismus angesteckt. Antoine ist fasziniert von Carolines Kompetenz und Souveränität. Spannend ist neben der Kriminalstory und der Konfrontation der ungleichen Protagonisten vor allem Beauvois? ungewöhnliche wie klare Inszenierung. Hier werden nicht alle Szenen auf die Relevanz für die Kriminalgeschichte abgeklopft. Neben Einsätzen und Befragungen sieht man die Kollegen ebenso in der Cafeteria oder der Bar schwätzen, erlebt bedeutsame private Situationen ebenso wie scheinbar nebensächliche berufliche wie eine langweilige Nachtschicht. Auffallend ist dabei vor allem die betonte Sachlichkeit. Allein das Fehlen jeglicher Filmmusik schafft eine undramatisierte Nähe zu den Personen, der man sich nicht entziehen kann. Dazu tragen nicht zuletzt auch die Schauspieler bei, neben dem Regisseur als rassistischer Polizist, den niemand anderes spielen wollte, natürlich Jalil Lespert als Antoine und die immer wieder großartige Nathalie Baye als Caroline.

(Christian Meyer)

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