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Es liegt an Dir, Chéri

Es liegt an dir, Chéri
Frankreich 2024, Laufzeit: 102 Min., FSK 12
Regie: Florent Bernard
Darsteller: Charlotte Gainsbourg, José Garcia, Lily Aubry

Realistischer Alltagshumor mit einer tollen Charlotte Gainsbourg

Trautes Heim, aber allein
„Es liegt an Dir, Chéri“
von Florent Bernard

Vielleicht ein typisches Schlafzimmergespräch unter Ehepaaren, die sich auseinandergelebt haben: Sie will sich trennen, weil ihr etwas fehlt. Er vermutet einen Liebhaber dahinter. Sie verneint. Er sagt, sie solle ihm jetzt nicht mit so blöden Sprüchen wie „Es liegt nicht an dir“ kommen. Doch dann wirft ihm seine Frau den Filmtitel entgegen: „Doch! Es liegt an Dir!“

Zugegeben, den Witz hat sich der deutsche Filmverleih als Filmtitel aus dem Dialog rausgeschnitten – im französischen Original heißt der Film „Nous, les Leroys“, also „Wir, die Leroys“. So steht es auch auf dem Klingelschild des hübschen Vororthäuschens, in dem das Ehepaar Sandrine (Charlotte Gainsbourg) und Christophe (José Garcia) zusammen mit den fast erwachsenen Kindern Loreleï (Lily Aubry) und Bastien (Hadrien Heaulmé) lebt. Wie ihr Leben in den letzten 20 Jahren – beginnend mit Christophes Werben um Sandrine über die Geburt der Kinder bis zum Einzug ins Eigenheim – aussah, zeigt uns im Zeitraffer bereits der Vorspann. Jetzt geht es weniger um den Anfang als um das Ende. Sandrine hat es satt, dass Christophe nicht mehr am Familienleben teilnimmt, weil er ständig nur arbeitet, und wenn er mal da ist, den Superpapa und Macher raushängen lässt, ohne Taten folgen zu lassen. Die Kommunikation mit ihm läuft schon lange fast nur noch über Mailbox, von seinen Kindern bekommt er kaum etwas mit, geschweige denn von den Bedürfnissen seiner Frau. Als er erkennt, dass Sandrine es ernst meint mit der Trennung, schlägt er in seiner Verzweiflung einen Wochenendtrip für die ganze Familie zu all den wichtigen Orten gemeinsamer Erinnerungen vor. Wobei Vorschlag etwas untertrieben ist: Es ist eher seine übergriffige Erwartungshaltung und emotionale Erpressung, die die drei anderen dazu nötigt, bei dieser Reise in die eigene Vergangenheit mitzumachen.

Regisseur Florent Bernard ist kein großer Name im Kino, am prominentesten ist er bislang wohl als Drehbuchautor des Horrorfilms „Spiders – Ihr Biss ist der Tod“ aus dem letzten Jahr aufgefallen. Als Regisseur hat er bislang vor allem Kurzfilme und Fernsehserien realisiert. Insofern ist sein Kinospielfilmdebüt eine doppelte bis dreifache Überraschung, weil das Familiendrama als realistische Komödie erzählt wird. Die Leroys sind die gewöhnlichen Nachbarn von nebenan mit gewöhnlichen Jobs – sie arbeitet im Reisebüro, er vermietet Autos – und Kindern mit gewöhnlichen pubertären Krisen. Das exotischste, was Sandrine mit ihrem Mann gemacht hat, erzählt sie, als ein schwules Paar auf der Suche nach Inspiration für seine Flitterwochen nach ihren bisherigen Reisezielen fragt: eine Fahrt in den nächstgelegenen Freizeitpark. Um anschließend vor der Kundschaft in Tränen auszubrechen. Und so geht es dann vielleicht auch dem Publikum bei dieser geerdeten Komödie: Man ist von Szene zu Szene hin- und hergerissen zwischen Traurigkeit und dem nächsten Lacher, von denen es in der Komödie nicht allzu wenige gibt. Das liegt nicht nur an Drehbuch und Regie, sondern auch an den Darstellern – vorneweg die großartige Charlotte Gainsbourg zwischen Tragik und Komik.

(Christian Meyer-Pröpstl)

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