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Evet, ich will!

Evet, ich will!
D 2007, Laufzeit: 94 Min., FSK 0
Regie: Sinan Akkus
Darsteller: Oliver Korittke, Heinrich Schafmeister, Ingeborg Westphal, Meray Ülgen, Lale Yavas, Lilay Huser, Nuri Sezer, Eralp Uzun, Nizam Amidar, Sevgi Özdamar, Mickey Hardt, Meral Perin, Demir Gökgöl, Pinar Erincin, Tayfun Kalenda, Sema Meray, Muhabbet, Tovin Taylor, Idil Üner, Vedat Erinci

Dirk möchte seine türkische Freundin Özlem heiraten, doch dazu muss sein Vater Özlems Vater den Antrag machen. Emrah soll mit einer Türkin verheiratet werden, ist aber in seinen deutschen Kollegen Tim verliebt. Bei Coskun und Günay stehen die religiösen Ansichten der Eltern dem Eheglück im Wege. Die türkische Mentalität ist noch weit mehr als die deutsche in Traditionen, religiösen Ritualen und familiären Hierarchien gefangen. Wenn sich ein Deutscher und eine Türkin zum Heiraten entschließen, gilt es deswegen, gleich mehrere Hürden auf einmal zu nehmen. Sinan Akkuş weiß, von was er berichtet, denn der Debütregisseur lebt seit seinem dritten Lebensjahr in Deutschland, ist also ein türkischer Einwanderer der zweiten Generation. Und gerade diese jungen Leute haben oftmals mit den restriktiven Vorstellungen ihrer Elterngeneration zu kämpfen, die althergebrachte Traditionen höher wertschätzen als Entscheidungen, die aus Liebe heraus getroffen werden. Akkuş erzählt in "Evet, ich will!" gleich eine ganze Reihe verschiedener Liebesgeschichten, die aufgrund dieser unterschiedlichen Lebenseinstellungen zu scheitern drohen. Neben den Problemen in einer deutsch-türkischen Beziehung schildert der Regisseur in seinem Ensemblefilm auch die Barrieren, die es bei einem türkisch-kurdischen und einem schwulen deutsch-türkischen Pärchen zu überwinden gilt. Besonders mit diesen beiden Handlungssträngen fasst Akkuş ein heißes Eisen an, das in erster Linie bei einem türkischen Publikum auf Ablehnung stoßen könnte. Die Auseinandersetzungen mit den Kurden sind noch lange nicht ausgestanden, und Homosexualität wird in der stark männerdominierten Kultur nach wie vor totgeschwiegen. Das vierte Handlungssegment konzentriert sich auf einen anatolischen Bauern, der in Deutschland eine Frau zu finden hofft, um sich eine deutsche Aufenthaltsgenehmigung unter den Nagel zu reißen. Für einen Debütfilm hat sich Sinan Akkuş hier allerhand vorgenommen, denn alle vier Einzelgeschichten würden in ihrer Dramatik und ihrer Relevanz locker für einen eigenen Film taugen. So kommt es, dass einige Episoden leider ein wenig stiefmütterlich behandelt werden (insbesondere die schwule und die anatolische), zumal auch immer wieder einige Nebenfiguren für kurze Zeit in den Vordergrund rücken. Andererseits bekommt der Zuschauer so auch in einer gebündelten Form ein facettenreiches Portrait türkisch-deutscher Alltagsrealität geboten. Und auch wenn sämtliche Geschichten so oder so ähnlich wohl tagtäglich in den großen deutschen Metropolen mit hohem türkischen Bevölkerungsanteil wie Berlin, Hamburg und Köln passieren dürften, also durchaus sehr realitätsnah erdacht sind, hat Akkuş den Humor bei der Schilderung der Ereignisse nie aus den Augen verloren. Und wie man aus so manch anderer Culture-Clash-Komödie bereits erfahren hat, kann das Lachen über die Missstände durchaus dazu beitragen, dass man diese auch mal kritisch zu hinterfragen beginnt.

(Frank Brenner)

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