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Ganz und gar
Deutschland 2002, Laufzeit: 93 Min., FSK 6
Regie: Marco Kreuzpaintner
Darsteller: David Rott, Mira Bartuschek, Hanno Koffler, Maggie Peren, Oliver Boysen, Diana Amft, Herbert Knaup, Ruth Glöss

Als dem jungen Torge nach einem Arbeitsunfall der Unterschenkel amputiert werden muss, flüchtet sich der "Womanizer" in Selbstmitleid und Zynismus. Erst die aufkeimende Liebe zu einer Freundin bringt sein seelisches Gleichgewicht wieder ins Lot: Postpubertäre Tragikomödie mit einigen schauspielerischen Glanzlichtern. Mit "Mädchen, Mädchen" und dem ungleich gelungeneren "Vergiss Amerika" schien sich die Drehbuchautorin Maggie Peren auf eine jugendliche Zielgruppe eingeschossen zu haben. Nun erweitert sie mit einer Geschichte über eine Freundesclique in einer ostdeutschen Kleinstadt ihren Kino-Horizont und wagt sich mit dem (Neben-)Thema "Körperbehinderung" an ein heikles Sujet. "Heikel", weil es von Figurenzeichnung und Interpretation abhängt, dass die Anteilnahme des Zuschauers nicht zur reinen "Mitleidsnummer" wird. Und da entwickeln Buch und Regie durch ihren offensiven (auch optischen) Umgang mit Torges Versehrtheit eine berührende Intensität, wie etwa in der Szene als er und Lisa erstmals versuchen, miteinander zu schlafe. Obwohl David Rott für sein authentisches Spiel, dem man gleichwohl noch seine Kino-Unerfahrenheit anmerkt, beim Saarbrücker Max-Ophüls-Festival mit dem "Hauptdarsteller-Preis" ausgezeichnet wurde, ist der eigentliche Star des Films die ungemein Leinwand-präsente Mira Bartuschek, die ihre Lisa zu eine der wahrhaftigsten jungen Frauengestalten des aktuellen deutschen Kinos macht. Wunderbar facettenreich spielt sie die in sich selbst ruhende Lisa, die sich, weil sie nicht an die große Liebe glaubt, von Torges Freund Micha trennt. Um Torge aus seinem psychischen Tief zu helfen, bietet sie ihm einen Job in ihrem Brautladen als Bügelhilfe an, nichtsahnend, dass Torge mit Micha gewettet hat, Lisa rumzukriegen. So gibt es bis zum Happy-end noch einige Mißverständnisse auszuräumen. Leider konzentriert sich das Drehbuch nicht mit der gleichen Intensität auf den Rest der Freundesclique und die übrigen Nebenfiguren, die teilweise schauspielerisch überfordert wirken, wie der "Mädchen,Mädchen"-Star Diana Amft. Zudem haben weder Regie-Debütant Marco Kreuzpaintner noch sein genauso unerfahrener Kameramann einen Blick für die optische Auflösung von Szenen, was besonders in den geradezu (vergeblich) nach Bildern schreienden Wasserballettszenen auffällt.

(Rolf-Ruediger Hamacher)

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