James Bond 007 - Der Morgen stirbt nie
Großbritannien, USA 1997, Laufzeit: 119 Min., FSK 16
Regie: Roger Spottiswoode
Darsteller: Pierce Brosnan, Jonathan Price, Michelle Yeoh, Teri Hatcher, Götz Otto, Vincent Schiavelli, Judi Dench, Samantha Bond, Desmond Llewelyn
Satirisches 007-Abenteuer
The Empire Will Strike Back
„James Bond 007 – Der Morgen stirbt nie“ von Roger Spottiswoode
Der 18. Bond-Film hatte es seinerzeit in der Kritik nicht allzu leicht. Dabei legt Roger Spottiswoode („Under Fire“, „Scott & Huutsch“) einen ordentlichen Streifen hin, der zudem recht gut altert. Die kritische Berichterstattung zieht ihre negative Bilanz vor allem aus dem direkten Vergleich zum Vorgänger, und tatsächlich ist „Der Morgen stirbt nie“ kein zweiter „Goldeneye“. Allein in seiner Tonalität ist dieser Bond-Film roher und grobkörniger als das feierliche Hochglanz-Comeback zwei Jahre zuvor.
Wirft man noch einmal ohne entsprechende Erwartungshaltung einen Blick darauf, ist es vor allem das starke Drehbuch, das hier überzeugt. Autor Bruce Feierstein verantwortete bereits den dialogstarken „Goldeneye“, wird allerdings seine Script-Trilogie mit dem dann tatsächlich miserablen „Die Welt ist nicht genug“ vollenden. Hier jedenfalls gelingt ihm etwas, was man bei 007 sonst nicht findet: Auch wenn jeder Bond-Film irgendwo einen ironischen Blick auf seine Zeit darstellt, erhebt Feierstein „Der Morgen stirbt nie“ gar zur Satire. Genauer: zu einer äußerst amüsanten Mediensatire.
Getragen wird dieser Ansatz von dem wunderbaren Jonathan Price, der als gefährlich infantiler Medienmogul Elliot Carver für eine Schlagzeile über Leichen geht. Feierstein packt das in zynische und äußerst witzige Dialoge – die Schlagzeile „The Empire will strike back“ bleibt unvergessen. Wie hier die Macht der Medien augenzwinkernd aufgefächert wird, ist ein Fest und hat, von den Spielarten der Desinformation über politische Manipulation bis hin zur Überwachung, noch immer Aktualität.
„Der Unterschied zwischen Wahnsinn und Genie definiert sich lediglich aus dem Erfolg“ – Feierstein liefert auch jenseits der Schlagzeilen treffliche Oneliner. Bond selbst bekommt es nach „Goldeneye“ erneut mit einer verschollenen Bekanntschaft aus der eigenen Vergangenheit zu tun, die die Seiten gewechselt hat. War es im zuvor Kollege Alec (Sean Bean), der Bond und den MI6 verrät, ist es hier Bonds verflossene Affäre Paris (Teri Hatcher). Die kam dem Agenten einst zu nah, Bond ließ sie sitzen und so landete Paris an der Seite von Carver, denn: „Er hat mir gesagt, er liebt mich.“ Das sticht 007 natürlich aus. Ja, die verhinderte Liebe wird immer Thema sein bei James Bond. Vielleicht erklärt das in der Ära Brosnan auch die Spielart seiner Küsse: Brosnan beißt auch immer ein bisschen in die nackte Haut seiner Ladies, und so ein Kussbiss darf auch immer als Gewissensbiss verstanden sein.
Ähnlich charismatisch wie Onatop aus „Goldeneye“ ist auch hier der Master-Killer gezeichnet. Der hat hier allerdings nur einen einzigen Auftritt: Vincent Schiavelli legt als Doktor Kaufmann einen Performance hin, die sich gewaschen hat. Ein Professor für forensische Medizin und Hobbyfolterer. Eine beängstigend unangenehme Figur, hässlich, präzise, gemein, grandios. Bond wird sich in der Folge mit Kaufmanns Lehrling Stamper herumschlagen, den Götz Otto bewusst ausdruckslos, aber damit eben bloß als überkommenes Klischee verkörpert und damit kaum in bleibender Erinnerung bleibt.
Ein gewitzter Bond mit HALO-Jump, ferngesteuertem Auto und einem Duell zwischen Motorrad und Helikopter. Spottiswoodes Job ist deutlich mehr als bloß solide. Für alle, die den Film in weniger guter Erinnerung haben: Es lohnt ein zweiter Blick darauf.
Das gilt leider nicht für den Nachfolger:
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