Les Misérables
Großbritannien 2012, Laufzeit: 158 Min., FSK 12
Regie: Tom Hooper
Darsteller: Hugh Jackman, Russell Crowe, Anne Hathaway, Amanda Seyfried, Helena Bonham Carter, Sacha Baron Cohen
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Opulente Musicalverfilmung
Emotionen
„Les Misérables“ von Tom Hooper
Frankreich, 1815: Jean Valjean hat eigentlich nur ein Stück Brot geklaut. Doch er wird erwischt und leistet dafür neunzehn Jahre Strafarbeit. Auf Bewährung aus der Haft entlassen, stürzt sich Valjean nach grundgütiger Läuterung durch einen Geistlichen mit ehernen Vorsätzen ins Leben, steigt gesellschaftlich auf und bekleidet schließlich unter seinem neuen Namen, Monsieur Madeleine, das Amt des Bürgermeisters von Montreuil. Dort lernt er die Fabrikarbeiterin Fantine kennen, die eine uneheliche Tochter hat, Cosette. Diese lebt unter der Obhut der Wirtsfamilie Thénardier. Geldnot treibt Fantine in die Prostitution, dann erkrankt sie schwer. Valjean verspricht ihr, sich um ihre Tochter zu kümmern. Zugleich versucht Polizeisinpektor Javert, der Valjean dereinst verhaftet hatte, diesen wieder dingfest zu machen. Jahre später geraten die Verwicklungen mittenrein in den Barrikadenkampf französischer Studenten.
Zu dem gesunden Wesen eines Musicals gehört in den meisten Fällen eine märchenhafte Verklärtheit. Das mag zuvorderst daran liegen, dass dort menschliche Dramen inszeniert werden, zu denen die Menschen bevorzugt singen statt zu sprechen. Das vorliegende Werk ist eine Adaption von Victor Hugos gesellschaftskritischem Roman „Die Elenden“. Bereits Anfang der 1980er Jahre schrieb Alain Buoblil das Werk aus dem Jahre 1862 für die Musicalbühnen um, Claude-Michel Schönberg komponierte die Musik dazu. Dass die Vorlage dabei trivialisiert wurde, liegt in der Natur der Sache. Und so verschiebt sich auch der Fokus dieses episch opulenten Werks weg von Gesellschaftskritik hin zu purer Emotion, die Welt wird Märchen, selbst das Elend wird romantisiert, die Revolution geriert zum Abenteuer. Doch solche weltentrückten, aber zugleich berührenden Momente machen nun einmal dieses Genre aus – und nicht zuletzt mitunter und mit Fug und Recht das Kino generell.
Das, was hier 158 Minuten lang über die Leinwand flimmert, spiegelt Opulenz und Größe in allen Belangen, und damit dürfte das Herz eines jeden Musical-Anhängers höher schlagen. Regisseur Tom Hooper, der 2010 für sein Drama „The King’s Speech“ den Oscar erhielt, führte Regie und vereint eine ganze Promiriege vor der Kamera, allen voran Hugh Jackman in der Hauptrolle, an seiner Seite Russell Crowe als Antagonist Javert und Anne Hathaway in der Rolle der Fantine. Sacha Baron „Borat“ Cohen und Helena Bonham Carter als Kaschemmenwirt und Gattin verkörpern gelungen clownesk die Thénardiers – Auftritte, die pointiert Kurzweil in den besungenen Weltschmerz bringen. Lobend soll erwähnt werden, dass alle Darsteller ihre Szenen live am Set eingesungen haben und nicht etwa, wie gelegentlich üblich, von professionellen Sängern synchronisiert wurden. Hooper jongliert souverän mit atemberaubenden Kameraflügen, mit flott montierten Choreografien, mit den Facetten seiner Stars, mit sattem Saus und Braus auf allen Ebenen. Und bei den Schlüsselszenen, die die besonders tränendrückenden Soli darstellen, gönnt er seinen überzeugenden Darstellern lange, intensive Nahaufnahmen. Eine Musicalverfilmung, der man vorbehaltslos quittieren darf: Ja, auch das ist großes Kino.
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