Liberace - Zu viel des Guten ist wundervoll
USA 2013, Laufzeit: 119 Min., FSK 12
Regie: Steven Soderbergh
Darsteller: Michael Douglas, Matt Damon, Dan Aykroyd,Scott Bakula, Rob Lowe, Debbie Reynolds, Paul Reiser
>> liberace-derfilm.de
Elegant inszeniertes Biopic
Mein junger Ego
„Liberace – Zu viel des Guten ist wundervoll“ von Steven Soderbergh
Trotz scharfzüngiger Kritik aus konservativen Kreisen in den USA erreichte der Schwulen-Western „Brokeback Mountain“ 2005 einen Umsatzrekord und heimste im darauffolgenden Jahr drei Oscars und vier Golden Globes ein. Das Melodram war mit Heath Ledger und Jake Gyllenhaal prominent besetzt, Ang Lee führte Regie. Eine vergleichbar große Besetzung erfährt nun das Drama „Liberace – Behind the Candelabra“. Unter der Regie von Steven Soderbergh („Side Effects“) brillieren Michael Douglas und Matt Damon als schwules Paar. Allerdings fand sich diesmal für diesen Film in den USA kein Verleih – er wurde ins Fernsehen verdonnert. An der Qualität des Films kann diese Verweigerungshaltung nicht liegen. Soderbergh liefert großes Kino. Somit wollen wir uns an dieser Stelle nicht weiter über homophobe Strippenzieher echauffieren, sondern uns erfreuen, dass der Film hierzulande in den Lichtspielhäusern startet.
Wladzio Valentino Liberace (1919-1987) wird in Wisconsin geboren und ist ein musikalisches Wunderkind. Mit zwanzig ist er Konzertpianist, er wechselt in die Nachtclubs und landet schließlich als bestbezahlter Entertainer der Welt in Las Vegas, im Fernsehen, im Kino. Liberace ist extravagant, er ist eifersüchtig, und er ist schwul. Letzteres bleibt bis zu seinem AIDS-Tod sein hartnäckig gehütetes Geheimnis. Michael Douglas verkörpert den dandyhaften Virtuosen meisterlich. Der Film setzt Ende der 1970er Jahre ein, Liberace hat bereits Jahrzehnte an Bühnenerfahrung auf dem Buckel, der Rubel rollt, der Prunk ist omnipräsent. Über einen Freund landet der junge Hundetrainer Scott Thorson (Matt Damon) in der Garderobe des Künstlers. Es funkt zwischen den beiden. Liberace offeriert Scott ein neues zu Hause. Scott wird ihm zum Jungbrunnen, zum Adonis, Liberace verwöhnt ihn mit Glanz und Leidenschaft. Dann wünscht der eitle Pianist, dass sich sein Liebhaber einer Schönheits-OP unterzieht: Scott soll so aussehen, wie Liberace in jungen Jahren. Was folgt, sind Szenen einer sonderbaren Ehe, oder besser: Adoption.
Mit großer gestalterischen Eleganz taucht Soderbergh ein in die Endsiebziger und frühen Achtziger Jahre, entführt uns gemeinsam mit Scott in eine überbordende Welt, in die der junge Lover schlittert. Michael Douglas beeindruckt nicht nur am Klavier. Er mimt Liberace schwul, aber nicht tuntig, spiegelt seinen Größenwahn, ohne ihn verrückt zu zeichnen. Ein Genie voller Macken, das viel redet, aber dabei immer oberflächlich bleibt. So wie der Spielfilm, der den Titelhelden nicht entschlüsselt: Liberace ist nicht greifbar, bleibt ein zickiger Narziss ohne Profil. Das mag man als Manko begreifen. Oder man begreift den Film als schlichtweg großes Schauspielerkino, in dem der Held unergründlich bleibt und gerade damit punktet. Soderbergh analysiert nicht, er besinnt sich auf die letzten Lebensjahre der Koryphäe, und auf dessen letzte große Beziehung. Brillant inszeniert, mit Humor und mit Tränen. Und mit einem Matt Damon, der aufs Neue mit einer beeindruckenden Performance seine Vielseitigkeit unter Beweis stellt.
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