Psycho
USA 1960, Laufzeit: 110 Min., FSK 12
Regie: Alfred Hitchcock
Darsteller: Anthony Perkins, Janet Leigh, Vera Miles, John Gavin, John McIntire, Martin Balsam, Lurene Tuttle
Urahn des Slasherfilms
Matt513 (266), 21.04.2013
Da ist die klimatische Duschszene selbst. Hitchcock ließ es sich nicht nehmen, diese eigenhändig mit dem Küchenmesser zu choreographieren, da sie ihm anfangs nicht drastisch genug erschien.
In dieser Szene wird dann nicht nur Marion auf ihrer Flucht verhackstückt, sondern tradierte Erzählstrukturen des Thrillers gleich mit zerschnipselt. Das Ende der vermeintlichen Hauptfigur nach nichtmals der Hälfte des Films, zudem respekt- und würdelos inszeniert - auf den Fliesen, nackt, mehr wie ein erlegtes Tier. Einem weiteren Protagonisten, von dessen Auftritt man -den besagten üblichen Erzählmustern folgend- erwartet hätte, er verschaffe dem Opfer nun Gerechtigkeit, geht es nicht besser. Am Ende Transsexualität und schierer Wahnsinn. Mutter ist die heimliche weibliche Hauptfigur des Films; ohne sie wären die Weichen anders gestellt.
Das damalige Publikum muß dies alles wie einen Urknall erlebt haben. Heute ist dieses Erlebnis (leider) kaum noch reproduzierbar. Erfreulich, diesen Klassiker im Kino erlebt zu haben, aber ich kann nach wie vor ruhig schlafen :).
Wahrer Horror...
Das Auge (340), 22.01.2011
... entsteht daurch, dass etwas tatsächlich möglich und damit erschreckend und grausam ist. Schon meine Jungs können dies wie von selbst unterscheiden. Einen realistischen Kriegsfilm wie Flags of our fathers schaltet man ab, weil man den Schrecken nicht aushält. Irgendeinen brutalen Comic-Superhelden-Klamauk kann man anschauen, da man erkennt, dass dies keinen realen Widerhall im Leben finden kann. Psycho ist daher zeitlos schrecklich, denn verrückte Mörder hat es immer gegeben und wird es immer geben. Insofern ein zeitloser Schocker.
War gestern in Blach Swan, Kino 4, Cinedom: Es ist einfach enervierend, dass es scheinbar unerläßlich ist, im Kino zu fressen und zu saufen und dann noch mit viel Brimborium zu spät zu kommen und seinen Platz zu suchen. Polternde Flaschen, Tütengeknister, Handy, alles dabei. Einfach nur furchtbar. Die Kinobetreiber solten mal über ihre Unkultur nachdenken, sonst bleibe ich demnächst zu Hause.
Danke, Raspa...
observer (198), 21.01.2011
...für diese tolle Kritik. Ja, manchmal ist es auch spannend von früheren Kinobesuchen zu lesen. Das finde ich toll. Und ich war ganzbegeistert, als sich seinerzeit so viele User bei DER PROFI zu Wort meldeten. Eins ist leider sehr richtig: Es fehlt hier in Deutschland absolut eine echte Kino-Kultur wie in Frankreich. Das bedeutet vor allem "intelligente Augen", die meinetwegen auch in jedem noch so üblen Streifen etwas finden oder in jedem Mega-Blockbuster nichts. Will sagen: übers Kino nachzudenken ist manchmal schöner als es zu gucken.
Psycho forever
Raspa (392), 21.01.2011
Ich kann Kinokeule sagen, wie die Wirkung war. Zwar habe ich "Psycho" erst in den 70ern in einem vollbesetzten Kino gesehen, aber auch damals war die Wirkung fulminant: Ich habe nie wieder ein so elektrisiertes Publikum erlebt. Alle waren mucksmäuschenstill, niemand raschelte mit Papier oder gab lautstarke Kommentare von sich. Ein grandioses Erlebnis. Die Tatsache, dass es bei uns keine wirkliche Kinokultur gibt ( für Jugendliche gibt es außer Star Wars fast nichts aus dem 20. Jahrhundert, das von Interesse wäre ), hat den Vorteil, dass gewöhnlich kein junger Mensch den Inhalt von "Pscho" kennt. Ich habe den Film zweimal zur Analyse filmischer Techniken benutzt, und selbst unsere heutigen Jugendlichen sind immer noch gefesselt und lassen sich willig auf des Meisters falsche Fährten locken.
Zuletzt noch ein Wort zur Vorlage: Truffaut behauptet in seinem Interview mit Hitch, der Roman sei schwach und führe den Leser auf trügerische Weise in die Irre. Das ist einfach falsch. Der Roman von Robert Bloch ist absolut lesenswert. Bei ihm steht allerdings Bates sehr viel stärker im Mittelpunkt, und das psychoanalytische Element ist sehr viel ausgeprägter als im Film, in dem die Erklärungen des Psychologen am Ende ja etwas aufgesetzt wirken ( die einzige kleine Schwäche dieses Meisterwerks ). Insgesamt ein Film, den man in Abständen immer wieder sehen sollte!
Meisterhaft
Kinokeule (541), 01.09.2005
Wie muss dieser Film Anfang der Sechziger auf sein Publikum gewirkt haben? Die Hauptdarstellerin wird nach 45 Minuten ermordet. Ein schizophrener Mörder, der auf dem ersten Blick sympathisch wirkt. Geheimnisvolle Schwarz-Weiß Bilder obwohl sich der Farbfilm schon etabliert hatte. Anthony Perkins der dauernd Vogelfutter knabbert.
?Psycho? zählt meines Erachtens zu den besten Filmen Hitchcock. Er steht in seiner Einzigartigkeit wie ein Monument am Kinohimmel und hat die Zeit fast schadlos überstanden. Lediglich die psychologische Erklärung am Ende des Films scheint der damaligen Zeit geschuldet zu sein.
Die Einführung von Saul Bass und die faszinierende Musik von Bernard Hermann fügen sich nahtlos in die brillante Regie ein. Anthony Perkins wurde hier zu einem Role Model der psychopathischen Massenmörder.
Das Buch von Robert Bloch lehnt sich an den wahren Fall von Ed Gain an. Mit seinen grausamen Taten hat Gain die amerikanische Populärkultur entscheidend beeinflusst: Neben "Psycho" basieren auch der Splatter-Film "The Texas Chainsaw Massacre" und "Das Schweigen der Lämmer" auf diesem Fall (5 Sterne).
MUSS
picco (85), 17.03.2003
man muss alle lichter anschalten und fühlt sich noch stunden beobachtet. sehr klaustrophobisch. allein beim schreiben jetzt habe ich das gefühl, mich sofort umdrehen zu müssen um zu sehen, ob da nicht plötzlich jemand in der tür steht. (obwohl ich den film vor 15 jahren zum letzten mal gesehen habe)
es freut mich immer sehr, wenn ein film nachwirkt.
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