Public Enemy No. 1 Mordinstinkt
F 2008, Laufzeit: 114 Min.
Regie: Jean-Francois Richet
Darsteller: Vincent Cassel, Gérard Depardieu, Cécile De France, Roy Dupuis, Gilles Lellouche, Elena Anaya, Michel Duchaussoy, Myriam Boyer, Florence Thomassin
Regisseur François Richet („Das Ende – Assault on Precinct 13“) verfilmt das Leben von Jacques Mesrine. Teil eins des Zweiteilers erzählt vom Beginn seiner Verbrecherkarriere.
„Man muss überhaupt nichts!“ Der Franzose Jacques Mesrine war ein Gesetzloser. Morde, Attentate, Entführungen, Bankeinbrüche gingen auf das Konto des Kriminellen, der von den Medien gehypet, von der Bevölkerung nicht nur gefürchtet, sondern auch bewundert wurde. Bevor ihn 1979 die Polizei erschoss, war ihm insgesamt viermal die Flucht aus Hochsicherheitsgefängnissen gelungen. Jean-François Richet nahm sich der Lebensgeschichte des „ennemi public numéro un“ an und schnürte ein zweiteiliges Kino-Epos, das nun im Abstand weniger Wochen auf den deutschen Leinwänden zu sehen sein wird. Als Grundlage diente Mesrines Autobiografie „Der Todestrieb“.
Nach einem klaustrophobischen Splitscreen-Overkill, der Mesrine auf seinem Weg in den Tod begleitet, springt der Film zurück ins Jahr 1959, wo Mesrine als junger Soldat im Algerienkrieg erste blutige Erfahrungen sammelt. Von nun an folgt Richet seinem Helden chronologisch durchs Leben: Angewidert von den bürgerlichen Träumen seiner Mutter flüchtet Mesrine aus dem miefigen Elternhaus und eröffnet sich über seinen Kumpel Paul eine zunehmend ertragreichere Karriere als Kleinkrimineller. Schon bald darf Mesrine für Guido (genüsslich mies und wundervoll kaltblütig: Gérard Depardieu) arbeiten, einen einflussreichen Gangster alter Schule. Als Mesrine schließlich die Frau seines Lebens kennenlernt, muss der Ganove sich entscheiden zwischen Ehe und Gangsterfamilie. „Ich gehe, wohin ich will!“ – Mesrines Flucht vor Verantwortung und Polizei nimmt ihren Lauf.
Richet inszeniert schlicht im gelungen eingefangenen Zeitkolorit: Im Fokus steht für ihn der zwiespältige Mensch Mesrine, dessen abenteuerliches Leben sich bereits als hinreichend filmreif gestaltete. Vincent Cassel („Tödliche Versprechen“) überzeugt in der Hauptrolle mit einem Spiel der Extreme, die sich alle in einem Charakter vereinen: Sein Mesrine ist ein Mann mit Gerechtigkeitssinn und mit Sehnsucht nach Liebe, der zugleich kaltblütig Gegnern und gerade gewonnenem Glück den Garaus macht. Die vielen Facetten des Helden werfen natürlich Fragen auf. Anstatt zu psychologisieren bewegt sich Richet jedoch fest im Genre und liefert in erster Linie einen Gangster-Thriller, der mal ungeschönt von den familiären Verfehlungen seines Helden erzählt, um bei späteren Ausflügen mit Mesrines Geliebter Sylvia (Ludivine Sagnier) in Bonnie & Clyde-Romantik zu verfallen. Angesichts der Möglichkeiten, die ein gestreckter Zweiteiler bietet, hätte etwas mehr Tiefe gut getan. „Public Enemy No. 1 – Mordinstinkt“ bleibt aber trotzdem äußerst unterhaltsam, nicht zuletzt weil er eine wahre Geschichte erzählt, die in vielerlei Hinsicht unglaublich erscheint.
(Hartmut Ernst)
Hagener Bühne für den Filmnachwuchs
„Eat My Shorts“ in der Stadthalle Hagen – Foyer 11/24
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Kölner Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Ein letzter Blick von unten
„Vom Ende eines Zeitalters“ mit Filmgespräch im Casablanca Bochum
Grusel und Begeisterung
„Max und die wilde 7: Die Geister Oma“ mit Fragerunde in der Schauburg Dortmund
Mehr als „Malen-nach-Zahlen-Feminismus“
„Ellbogen“ im Kölner Filmpalast – Foyer 04/24
„Ich mag realistische Komödien lieber“
Josef Hader über „Andrea lässt sich scheiden“ – Roter Teppich 04/24
„Kafka empfand für Dora eine große Bewunderung“
Henriette Confurius über „Die Herrlichkeit des Lebens“ – Roter Teppich 03/24
„Alles ist heute deutlich komplizierter geworden“
Julien Hervé über „Oh la la – Wer ahnt denn sowas?“ – Gespräch zum Film 03/24
Bezeugen, was verboten ist
NRW-Kinopremiere: „Green Border“ von Agnieszka Holland mit Vorgespräch
„Man kann Stellas Wandel gut nachvollziehen“
Jannis Niewöhner über „Stella. Ein Leben.“ – Roter Teppich 02/24
Die leisen und die großen Töne
Start: 26.12.2024
Die Saat des heiligen Feigenbaums
Start: 26.12.2024
Nosferatu – Der Untote
Start: 2.1.2025
Queer
Start: 9.1.2025
September 5
Start: 9.1.2025
We Live In Time
Start: 9.1.2025
Armand
Start: 16.1.2025