Religulous - Man wird doch wohl fragen dürfen
USA 2008, Laufzeit: 101 Min., FSK 12
Regie: Larry Charles
Darsteller: M: Bill Maher, Jose Luis De Jesus Miranda, Jerry Cummings, Rabbi Yisroel Dovid Weiss, Pater George V. Coyne, Pfarrer Joe Copeland, Mark Pryor
Amüsant
Colonia (683), 02.05.2009
Erwartet hatte ich einen durch und durch polemischen Film. Weil das angesichts des Themas sehr einfach ist. Nicht, dass ich mich in einem solchen nicht ebenfalls prächtig amüsiert hätte, aber - lucky me - ein bisschen mehr an Information und netten kleinen Absurditäten hat Bill Maher schon zu bieten.
Klingt abgedroschen, ist aber so: Da wundert sich West-Europa mal wieder, was in den USA so alles möglich ist. (Die gezeigten Europäer sind im Gegensatz dazu extrem relaxt.) Bibelpark, millionenschwere Prediger und hochrangige Politiker, die die wortgetreue Auslegung der Bibel propagieren ... davon sind wir hier nicht nur kilometermäßig weit entfernt. Gott(!) sei dank, möchte man sagen.
Ein bisschen seltsam ist da das Film-Ende. Aha, Bill Maher hat also auch eine Mission. Ob man das nun aufgepfropft oder löblich findet: Es geht am Ziel vorbei. Sein Film wird niemanden bekehren, sondern bestenfalls die einen aufregen und die anderen belustigen.
1. Das Thema kann man gar nicht vermasseln und 2. Bill Maher macht es sich zu einfach
fromentum (23), 23.04.2009
Vorab: der Film ist streckenweise äußerst komisch. Besonders der Prophet des funffingrigen Blattes aus Amsterdam: ein Geschenk. Man fällt vom Sitz. An solchen Typen, arglos, leicht vertrottelt, die kreuzbrav Rede und Antwort stehen, solange nur ein Mikro zu sehen ist, tobt Maher seine ganze Schlagfertigkeit aus und hier beweist sein Film echten Witz. Oberschräg ist auch die Sequenz vom Holyland, eine Jerusalemistan-Nachbildung in Florida, Freizeitpark-Konkurrenz. die man sich soo nicht ohne weiteres hätte vorstellen können. Ich bin auch sehr bereit zu kichern, wenn Jesusdarsteller und Holylandtouristen ihren Glauben verteidigen und dabei Schablonenhaftigkeit und Einfalt ihrer Beweisführung in der ganzen Flachheit der Frömmelei preisgeben. Geschäftsleute des Glaubens, Typen, die ernsthaft behaupten, von Jesus abzustammen und, goldbehängt, allein dank ihrer Selbstgewissheit, jeglichen Charismas gänzlich ermangelnd, von ihren 1000 Anhängern der große Soundso genannt werden, streifen eher das Groteske. Derartige Phänomene bucht man unter Showbusiness, nicht unter Religion und nicht einmal unter einer Mischkategorie von beiden.
Grotesk ist zweifellos auch das Institut für sabbatkompatible Elektrogeräte in Israel, das eine treue Schar von Bewunderern seit Jahren mit seinen Narreteien erfreut und in den Medien generell viel zu kurz kommt.
Trauriges Beispiel für geheimnistuerische Abwehr sind hier wieder Muslime, deren Äußerungen über die eigene Religion nicht nur von einem Reflexionsniveau Null zeugt sondern auch von sturer Verschlossenheit Ungläubigen gegenüber. Da kann Maher nur mit Archivausnahmen islamischer Extremisten kontern. Nicht einmal mit Mühe läßt sich komisch und grotesk finden, welche Gewaltausbrüche noch Rechtfertigungen finden.
Ich nehme es Maher aber besonders übel, dass er seine Zunge nur an den Dümmsten wetzt, an Leuten, die ihm nicht gewachsen sind ( jedenfalls zeigt er keine anderen.) Das Verprechen, man wolle sich mit der Religion ernsthaft anlegen, erfüllt jedenfalls der Film nicht; es versteht sich von selbst, dass Glauben nicht durch einen keifenden Mormonenpressesprecher, einen faselnden Tempelberg - Touristenführer in Verruf gebracht werden kann - so wenig wie die Demokratie an sich durch einige rückgratlose Politiker. Maher sucht sich Gesprächspartner, die ihm nicht gewachsen sind, und bei den wenigen, die es doch sind, ist er dann auch nicht mehr komisch. Erinnert an Harald Schmidt, auch der kann nur aus einer überlegenen Position schlagfertig sein. Sehr kurze Beiträge zur Mythologieschichte deuten die historische Natur religiöser Überlieferung an und laden den interessierten Zuschauer zur häuslichen Vertiefung ein. Die Natur des Glaubens wird nicht ein einziges Mal gestreift. Der Respektlosigkeit würde ich mehr Lob zollen, wäre sie mutiger gewesen.
Andererseits - wer weiß, wie viele Todesdrohungen Maher sich schon so eingebrockt hat.
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